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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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billigen Tricks nicht beikommen.
    Jedenfalls ist das israelische Volk seit Einführung des direkten Durchwahlsystems mit den Juden der ganzen Welt in innigerem Kontakt als je zuvor. Allerdings erfordern diese Gratisgespräche ein beträchtliches Ausmaß von Erfindungsgeist und Umsicht. Man darf beispielsweise nicht allzu laut sprechen, wenn man einen Babysitter anruft, der in New York wohnt. Auch sollte man Fremdsprachen nach Möglichkeit vermeiden. Im übrigen sind diese Gratisgespräche in Wahrheit gar nicht so gratis, weil man ja auf Umwegen doch wieder für sie bezahlt.
    Aber damit die Dinge nicht ausarten, haben wir jetzt an unserer Wohnungstür eine kleine Tafel angebracht:
    »Gestörtes Telefon. Bissiger Hund. Bitte lassen sie Nachricht zurück. Wir besuchen Sie gerne.«

Übergewicht

    Auslandsreisen gehören schon deshalb zu den Freuden des Bürgers, weil sie ihm immer wieder, immer aufs neue die unbeschreiblichen Wonnen der Heimkehr vermitteln. Dieses großartige Arrangement hat nur den einen Nachteil, daß der Mensch nicht allein reist, sondern mit einem Koffer, auf den sich die Verfolgungswut des gesamten internationalen Bodenpersonals konzentriert.
    Nein, keine Angst, es wird hier nicht von Diät und Kalorien die Rede sein. Es handelt sich um Gepäck, genauer: um die beklagenswerte Angewohnheit der internationalen Fluggesellschaften, Passagiere, deren Gepäck mehr als 20 kg wiegt, mit schweren Geldstrafen zu belegen. Wo bleiben da die Menschenrechte? Was unternehmen die Vereinigten Nationen gegen diese offene Diskriminierung? Ein feister Fahrgast mit einem Lebendgewicht von beispielsweise 115 kg und den zugelassenen 20 kg Gepäck kommt mit insgesamt 135 kg unbehindert durch die Kontrolle - der kleine Mann hingegen, der seine 70 persönlichen kg durch einen 25 kg wiegenden Koffer auf lächerliche 95 kg steigert, wird an Ort und Stelle bestraft. Nach meinen Erfahrungen ist das mitgenommene Gepäck immer schwerer als 20 kg. Beim Verlassen des Landes vielleicht noch nicht - bei der Heimkehr um so sicherer. Ganz abgesehen vom neuen Regenmantel, den der Heimkehrer nonchalant überm Arm trägt, mit einem elektrischen Bügeleisen in der einen Manteltasche und einem japanischen Transistor in der anderen.
    Seltsamerweise entsteht das Übergewicht völlig unabhängig von Elektrizität oder Japan. Selbst wenn man im Ausland nichts eingekauft hat, wiegt der Koffer um ein paar Kilogramm mehr als zuvor. Kenner behaupten, daß sich das spezifische Gewicht heimischer Erzeugnisse in der Fremde ändert. Andere machen die Atombombe dafür verantwortlich. Wie immer dem sei - der vom Übergewicht niedergedrückte Fluggast steht jedesmal vor dem Problem, wie er der drohenden Bestrafung entrinnen könnte. Jedesmal versucht er unter den Damen an den Abfertigungsschaltern die freundlichste ausfindig zu machen, eine, aus deren Augen ihm eine Andeutung von Menschlichkeit entgegenschimmert - und in deren Stimme dann auch wirklich aufrichtiges Bedauern mitschwingt.
    »Es tut mir leid, mein Herr - Sie haben fünfeinhalb Kilo Übergewicht. Bitte zahlen Sie am zweiten Schalter links.«  
    Worte vermögen den Haß, den man in solchen Augenblicken fühlt, nicht zu schildern. Was bildet sich diese Person eigentlich ein? Nur weil auf dem Ticket steht, daß es verboten ist, mehr als 20 kg Handgepäck mitzunehmen? Es ist ja auch verboten, das Weib des Nächsten zu begehren, und niemand kümmert sich darum. Wo soll das hinführen?
    Im gegebenen Fall führt es zum diensthabenden Manager der Fluggesellschaft, einem wohlerzogenen, glattrasierten Funktionär, der deiner gerechten Beschwerde höflich lauscht, dich persönlich in den Schalterraum zurückbegleitet und dir nach kurzem Gespräch mit der Abfertigungsbestie den Kompromißvorschlag macht, für die fünfeinhalb Kilo Übergewicht am zweiten Schalter links zu bezahlen.
    Eines steht fest: Mit dieser Linie fliegst du nie wieder. Diese Luftwegelagerer sollen sich in acht nehmen. Man hört ja so allerlei über den Zustand ihrer Flugzeuge.
    Pflege und Instandhaltung lassen zu wünschen übrig. Und die Betreuung der Fluggäste erst recht.
    Um Mißverständnisse zu vermeiden: Es ist nicht die Zusatzzahlung, die mich erbittert, es ist die Erniedrigung des Ertapptwerdens. Die paar Shekel, die man zu zahlen hat, spielen wirklich keine Rolle. Das heißt, sie würden keine Rolle spielen, wenn es wirklich nur ein paar Shekel wären. Aber in Wirklichkeit kostet jedes Kilogramm Übergewicht nicht weniger
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