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In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)

In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)

Titel: In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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sondern um einen anderen Sinn zu schärfen. Hörte oder roch er etwas, was mir entging?
    „Miriam, wie kannst du das deiner Großmutter und mir antun?“, richtete plötzlich mein Opa das Wort an mich.
    Irritiert von Elias’ Gesichtsausdruck und von der Aussage meines Großvaters blickte ich zwischen den beiden hin und her. Wieso sagten meine Eltern nichts dazu? Beide saßen sie da und starrten Löcher in die Luft.
    „Jemand weint“, sagte Elias geistesabwesend und plötzlich waren alle Augen auf ihn gerichtet. Selbst die meiner Großeltern.
    Elias huschte zur gegenüberliegenden Wand und presste sein Ohr dagegen. Seine Hand ruhte neben seinem Gesicht auf der Tapete und schien leicht zu zittern. Ich bewegte mich auf ihn zu, nur langsam, aus Angst, ihn zu verschrecken. Mit Raubtieren sollte man immer vorsichtig sein. Mein Vampir sah mich nicht an und hielt die Augen geschlossen, selbst als ich ihm eine Hand auf die Schulter legte.
    „Was ist los , mein Engel?“, fragte ich ihn.
    „Eure Nachbarin weint“, hauchte Elias.
    „Sie hat mit ihrem Freund Schluss gemacht“, warf meine Mutter erklärend ein. Wie immer war sie bestens informiert, was in der Gegend so vor sich ging. Nicht dass meine Mutter eine Klatschtante war, aber irgendwie schienen alle Nachbarn zu meinen, dass sie so eine Art Kummerkasten darstellte.
    Elias legte seine Stirn in Falten, als ob er ihr widersprechen wollte.
    „Irgendetwas stimmt da nicht, das spüre ich.“ Er seufzte und dann riss er plötzlich die Augen auf, als ob sich etwas tun würde. „Sie weint aus Angst!“, stellte er entsetzt fest.
    Ich konnte zusehen, wie aus meinem sanften Freund das wilde Raubtier wurde. Seine Augen begannen zu leuchten, seine Fänge fuhren aus und er fletschte die Zähne. Nervös versuchte er sich noch fester an die Wand zu pressen. Herr im Himmel, was g eschah hier?
    „Warum , Elias?“, fragte ich ebenfalls vollkommen aus der Ruhe gebracht. Mein Vampir versteinerte von einer Sekunde auf die andere und hob die Hand in einer Geste, die um Ruhe bat.
    „Sie ist nicht allein“, sagte er und deutete auf das Telefon, we lches neben der Tür auf einer kleinen Anrichte stand. „Ruf die Polizei!“
    Bevor ich wählen konnte, riss meine Mutter mir den Hörer aus de r Hand und wählte selber die Notrufnummer. Ich ging wieder zu Elias, um ihn zu beruhigen. Doch er wurde nur noch aufgeregter.
    „Oh mein Gott, er hat eine Waffe. Er will sie töten!“, schrie er und war in der nächsten Sekunde schon durch die Verandatür gelaufen. Bis auf meine Mutter rannten wir ihm alle in den Garten nach und konnten gerade noch sehen, dass er geschmeidig wie ein Tiger am Nachbarhaus hoch auf den Balkon sprang. Schüsse fielen. Ich konnte einen lauten Panikschrei nicht unterdrücken. Meine Oma nahm mich in den Arm und ich hörte, wie mein Vater hinter uns knurrte.
    „Elias!“, schrie ich ihm noch verzweifelt nach, aber er war b ereits im Haus verschwunden. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit und man hörte nichts mehr außer einem leisen Wimmern, das sicherlich von unserer Nachbarin Ellen kam.
    Ich ließ mich in die Arme meiner Großmutter sinken, die wie immer nach Kölnisch Wasser roch. Der Duft war mir so vertraut und erinnerte mich an Weihnachten. Sie wünschte sich jedes Jahr von mir und David dieses Parfum und als ich noch klein war, schlief ich am Heiligen Abend immer berauscht von dem Geruch ein.
    „Bleib ruhig“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Ich möchte, dass du ins Haus zurückgehst.“
    Ich wollte gerade Widerspruch erheben, als plötzlich Glas splitterte. Ich riss mich aus den Armen meiner Oma frei und starrte hinauf zu Ellens Balkon. Die Glastür lag in Scherben und der Grund für den Bruch lag bewusstlos und schwer blutend auf dem Nachbarsrasen.
    „Das ist ein Mondheuler !“, rief meine Mutter, die gerade aus dem Wohnzimmer in den Garten trat.
    Mondheuler? Ein Werwolf? Meine Oma wollte mich wieder in ihre Arme ziehen, um mich vor dem Anblick zu schützen, doch ich stieß sie von mir weg und ging langsam Richtung Gartenzaun.
    Da lag der Körper eines durchtrainierten, muskelbepackten Mannes Mitte dreißig ; ihm fehlte die Hälfte seiner Kehle.
    Mit einem Satz landete ein Wesen neben ihm, welches vor ein paar Minuten noch mein Freund gewesen war. Blutrote Augen, ohne die schwarze Pupille oder auch nur ein bisschen Weiß um die Iris, funkelten nervös in unsere Richtung , als er sich über sein Opfer beugte. Er fletschte die Zähne und fauchte den

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