In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
ihm ein warmes , herzliches Lächeln.
Ich sog den Duft im Badezimmer mit der Nase ein. Meine Mutter hatte meinen Lieblingsbadeduft verwendet und zusammen mit Elias roch es einfach nur herrlich.
„Ich dachte, du würdest jetzt kein Wort mehr mit mir sprechen“, sagte er mit bebendem Unterkiefer.
„Ssschhht!“, machte ich und legte ihm einen Finger auf den Mund. Ich tauchte den Waschlappen in das warme Badewasser und fuhr ihm damit durch das Gesicht. Er schloss die Augen und holte tief Luft.
Es klopfte an der Tür und mein Vater kam herein. Er sah aus wie ein begossener Pudel, allerdings war er wieder in Menschengestalt und in einen Bademantel gehüllt.
„Turteln könnt ihr später, ich brauch eine Dusche nach dem Bad im Rhein“, scherzte er und schenkte uns ein breites Lächeln.
„Danke, Herr Michels. Ich schulde Ihnen etwas“, sagte Elias und senkte den Kopf vor meinem Vater.
„Beschütze weiterhin meine Tochter und liebe sie so, wie sie es verdient hat“, erwiderte er und stand wieder in der Tür. „Ach , und macht das Badezimmer frei.“
Jetzt musste auch ich lachen. Es war ein befreiendes Lachen und ich konnte gar nicht mehr aufhören. Woher wussten meine Eltern, dass sich zwischen mir und Elias so was entwickeln würde?
Natürlich ̵ die Prophezeiung! Sie mussten sie kennen, aber wieso hatten sie mir nie etwas davon erzählt?
Ich ging zum Schrank und holte ein großes Handtuch heraus, in das ich meinen Vampir einwickelte. Nachdem Elias mit Boxe rshorts und einem T-Shirt aus seinem Rucksack bekleidet war, verließen wir das Bad. Meine Eltern standen im Flur und küssten sich. Einerseits ist so was für ein Kind ja schön anzusehen und irgendwie beruhigend, andererseits wollte man am liebsten kotzen.
„Na endlich kann ich duschen“, tönte mein Vater und ve rschwand im Bad.
„Elias, ich möchte , dass du weißt: Was in dieser Familie passiert, bleibt in dieser Familie“, sagte meine Mutter und packte meinen Vampir an den Armen. Dann drehte sie sich zu mir zu. „Oma und Opa kommen morgen früh zum Frühstück. Sie sind gegangen, um unserem Rudelführer von dem Vorfall zu berichten.“
Ich nickte, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wer dieser Rudelführer war.
„Sie sind von Elias und dir nicht wirklich begeistert. Lass uns hoffen, dass wir sie umstimmen können.“ Mit einem Seufzen sammelte meine Mutter ein paar herumliegende Klamotten ein und ließ mich mit Elias alleine.
„Wenigstens bist du jetzt pappensatt, oder?“, sagte ich scher zhaft, als ich endlich in den Armen meines Freundes im Bett lag und über seinen perfekten, flachen Bauch streichelte. Elias gab ein leises Lachen von sich und küsste mich auf die Stirn. Draußen war es noch taghell, aber wir waren total geschafft.
„Ehrlich gesagt , ist mir kotzübel von dem Werwolfblut.“
„Wieso?“, fragte ich erstaunt.
„Wandler und Werwölfe haben einen Anteil Tierblut.“
„Aber von meinem Blut wird dir doch nicht schlecht, oder?“
„Nein, aber mir wird ganz schön heiß. Dein Blut ist wärmer als normales Menschenblut.“
Deswegen hatte er also wärmere Hände gehabt … Natürlich. Mir war es im Auto aufgefallen, nachdem er von mir getrunken hatte.
„Elias?“
„Hmh?“
„Wieso hattest du eben so rote Augen? Da war en keine Pupille und kein Weiß mehr.“
„Blutrausch“, sagte er.
„Was bedeutet das?“
„Wenn Gefahr droht, können wir quasi all unsere Kräfte mobil isieren, indem wir unsere Blutvorräte aufbrauchen und sie in körperliche Stärke und Schnelligkeit umwandeln. Der Nachteil davon ist, dass wir Blut brauchen, und zwar eine Menge, um wieder normal zu werden. Wir sind dann nämlich völlig ausgehungert. In diesem Zustand kennen wir weder Freund noch Feind, unser Gehirn ist auf Kampf, simples Überleben und Blut konzentriert. Es kann verdammt gefährlich werden, wenn das Opfer entkommt und der Vampir ohne eine Blutquelle im Rausch zurückbleibt.“
„ Auweia“, seufzte ich.
„Miriam, ich bin noch ein junger Vampir und er war ein e rwachsener, starker Werwolf. Wenn ich eine Chance gegen ihn haben wollte, musste ich das tun. Ich habe kurz gezögert, dann aber entschieden, dass deine Familie mich schon davon abhalten würde, dir etwas anzutun – also für den Fall, dass der Werwolf entkommen wäre.“
Ich sagte eine ganze Weile nichts, weil ich das erst mal verdauen musste. Elias deutete das anscheinend falsch und wurde nervös.
„Süße , entschuldige. Es tut mir so leid, ich …
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