In Satans Hand
Bestie brüllte auf, heulte und verstummte.
Aus ihrer Brust ragte etwas wie ein blutiger Speer - ein metallener Pfahl, der zum Ladeflächenaufbau des Fahrzeugs gehörte. Die Explosion hatte ein Stück davon weggefetzt und an der Rißstelle fingerdicke Dornen entstehen lassen, die dem Werwolf jetzt zum Verhängnis geworden waren.
Zwei, drei Sekunden gönnte sich Lilith, um Atem zu schöpfen und alles Vampirische aus ihren Zügen zu vertreiben. Dann wandte sie sich um und sagte betont jovial: »Alles in Ordnung, Fremder, Sie können -«
Lilith erstarrte. Ihre Augen weiteten sich. Sie wollte rufen, schreien, doch jeder Ton erstickte ihr im Halse.
Der Mann, den der Werwolf angegriffen hatte, stand allerhöchstens zehn Schritte von Lilith entfernt. Trotzdem hörte sie das harte, häßliche Geräusch, mit dem Waffenstahl über seine Zähne rieb; und sie glaubte es selbst dann noch zu hören, als sich die Lippen des Mannes um den Revolverlauf schlossen, den er sich selbst in den Mund geschoben hatte.
Sein Gesicht wirkte geradezu erschreckend entspannt, seine Augen wie tot. Seine Lider schlossen sich, und Lilith kam es vor, als würde er ihr beruhigend zublinzeln.
»Nein!« brachte sie endlich hervor. »Tun Sie das nicht -!« Sie hob beschwörend die Hände.
Der Finger am Abzug zuckte, begann sich zu krümmen.
Lilith sprang nach vorne, verwandelte sich in der Bewegung, schoß als Fledermaus auf den Mann zu, berührte das kühle Metall des Revolvers, wollte dem anderen die ledernen Schwingen ins Gesicht schlagen - - und wurde zurückgeschleudert wie von einem Fausthieb, als Yassir abdrückte ...
*
Nachdem Nona gegangen war, hatte Landru mit dem Gedanken gespielt, ihr blind durch die Schwärze nachzuhasten und sie aufzufordern, dem unseligen Zwang, der sie trieb, zu widerstehen. Doch erstickend wie Treibsand hatte sich das Dunkel um ihn angefühlt, hatte seine Entschlußkraft auf den Nullpunkt sinken lassen. Und nun ... war sie schon so weit weg, daß er sie vermutlich nicht mehr gefunden hätte in dieser Nacht, die war wie keine andere davor.
Er sank wieder auf den Boden zurück und wartete.
Wer ihn in dieser Pose hätte sehen können, der hätte einen Geschlagenen vorgefunden. Einen, der nicht mehr ein noch aus wußte und auch keine Ziele mehr in diesem Leben hatte. Denn nur der Rache wegen weiterzuleben, nur um eine dumme Art von Stolz zu befriedigen, das erschien ihm, da er nun allein mit sich und seinen Gedanken war, als allzu fades Motiv.
Irgend etwas in ihm, das die an Selbstaufgabe grenzende Niedergeschlagenheit immer noch nicht akzeptieren wollte, suchte nach Gründen, die ein Weiterleben lohnenswert gemacht hätten. Und unweigerlich schweiften seine Gedanken zu - - dem Mädchen.
Zu dem Kind, dem er hier in diesem Haus in die Augen geblickt hatte - vor oder während des Kampfes gegen seinen Bruder Anum.
Sie ist es, hatte ihn die Erkenntnis mit unglaublicher Wucht getroffen. Sie ist die Gesandte, der Messias der Vampire, den ich seit vielen hundert Jahren bei jeder Kelchtaufe zu finden hoffte ...
Aber konnte es wirklich sein, daß Anum dieses besondere Kind aus einer Milliarde Kindern, die diesen Erdball bevölkerten, zufällig herausgelesen hatte?
Undenkbar!
Oder doch .?
Anum war nicht mehr. Der Teufel Gabriel hatte ihn enthauptet und seinen Kopf an einen unbekannten Ort entführt. Nur der Torso seines Bruders lag noch in dem Raum, in dem er gestorben war.
Landru fröstelte.
Gemeinsam hätten wir diese Welt gestalten sollen - einst, in ferner Zukunft. Zwanzig Geschwister, von derselben Mutter geboren und mit fast unbegrenzten Möglichkeiten ausgestattet, um die Hohe Zeit einzuläuten ... Aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ohne den Satan Er spürte keine noch so schwache Dankbarkeit, weil Gabriel ihn letztlich vor des Bruders tödlichem Zorn gerettet hatte. Mit dem Unheiligtum der Vampire, dem magischen Lilienkelch hatte Anum Landru den Schädel spalten wollen - Es war anders gekommen. Anum, der Hohe Mann und Erste Hüter, war Gabriel unterlegen, und die Art und Weise, wie dies geschehen war, erstickte jede Hoffnung, irgend jemand könnte dem leibhaftigen Satan gewachsen sein!
Angesichts der Machtdemonstration, die der Teuflische geliefert hatte, rückte selbst die Tatsache in den Hintergrund, daß Anum und Lilith kurz vorher eine erfolgreiche Taufe mit dem verloren geglaubten Lilienkelch gelungen war.
Aber das Mädchen, das sie bei dieser Zeremonie zur Vampirin erweckt hatten,
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