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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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Wasser lief ihr schon im Mund zusammen, und sie schaute verzweifelt zu, wie ihre verborgenen Köstlichkeiten davongetragen wurden. Sie hatte keine Wahl, als sich ins Unvermeidliche zu fügen.
    »Es wird Ihnen nicht leidtun«, sagte Karen fröhlich.
    »Nein«, antwortete Honey kleinlaut. Die hatte ja keine Ahnung, was sie ihr antat!
    Es ist ja nur für drei Tage, sagte sie sich, nachdem Karen sie allein gelassen hatte, damit sie meditieren, ihre Seele beruhigen und den Speiseplan für den Abend studieren konnte.
    Fond von der Scholle mit gedünstetem Gemüse und Kräutertee. Ihr Magen protestierte knurrend.
    Sie schloss die Augen und versuchte, nicht an Essen zu denken. Trotz aller Bemühungen schwebten ihr hartnäckig Bilder von einem saftigen Filet vom Aberdeen Angus in einerkremigen Diane-Soße vor, vielleicht noch mit ein, zwei Gläsern Cabernet Sauvignon heruntergespült. Ihr Magen stöhnte leer. Das Abendessen schien in unendlicher Ferne. Ihr Magen war verzweifelt, ihr Mund war ausgetrocknet. Sie musste jetzt sofort auf etwas herumkauen! Da berührten ihre suchenden Finger etwas Weiches, Angenehmes. Ihr Hirn wollte gar nicht genau wissen, was das war, solange es nur in Reichweite war.
    Sie begann zu kauen. Was es auch immer war, es schmeckte nicht nach viel, aber Honey konnte einfach nicht mit Kauen aufhören.
    Als sie die Augen wieder öffnete, stellte sie fest, dass der Gürtel ihres Bademantels an einem Ende triefnass war.

Kapitel 6
    Honey wälzte sich unruhig im Bett hin und her. In ihren Träumen aß sie Würstchen. Die Träume waren so lebhaft, dass sie die Würstchen beinahe riechen konnte, wie sie mit all ihrem Cholesterin auf dem Grill lagen und brutzelten und die Luft mit ihrem köstlichen Aroma erfüllten.
    Das Erwachen war eine herbe Enttäuschung.
    »Na ja, das ist mal was anderes, als zu träumen, dass man nackt durch die Luft fliegt«, grummelte Honey vor sich hin.
    Die erste Station des Tages war das Frühstück: Blaubeeren, eine Handvoll Nüsse und eine Tasse Getreidekaffee.
    Die anderen Frauen – die Honey in Gedanken immer noch unwillkürlich als Insassen bezeichnete – erzählten sich spannende Geschichten über Schönheitsbehandlungen, die sie früher erlebt hatten. Und dazwischen kauten sie eifrig wie die Hamster.
    Honey war die Einzige, die mit geschlossenen Augen aß.
    Das bemerkte eine der anwesenden Damen und erinnerte sich, dass sie einmal gelesen hatte, dass Meditation die Aufnahme von Karotin im Blut fördert.
    Honey war gerade dabei, das ganze Zeug mit einer ruckartigen Kopfbewegung herunterzuwürgen, die von den anderen als zustimmendes Nicken interpretiert wurde.
    Es stimmte also: Meditation konnte all das bewirken. Honey öffnete vorsichtig ein Auge. Sollte sie den anderen sagen, dass sie sich vorstellte, sie äße Würstchen? Nein. Besser nicht deren Illusionen zerstören.
    Kein Zweifel, das nussige Frühstück sollte sie in die Laune versetzen, sofort Bäume hochzuklettern. Stattdessengriff Honey wieder nach dem Ende des Gürtels, der ihren Bademantel zusammenhielt. Das eine Ende war schon zerkaut, also nahm sie das andere her.
    Zehn Uhr – Zeit für ihre Begutachtung durch die Expertin.
    »Ms Serena Sarabande ist unsere hauseigene Beraterin«, erklärte Karen mit ehrfurchtsvoll gesenkter Stimme.
    Honey stopfte die Enden ihres Bademantels in die Taschen und trat in den ach so weißen Behandlungsraum. »Ich kann es kaum erwarten.«
    Hier war alles in jungfräulichem Weiß gehalten, außer einem fetten schwarzen Buddha, der auf einem niedrigen Glastisch vor dem Fenster thronte.
    Serena Sarabande war so weiß wie ihr Zimmer. Sie leuchtete, und da sie vor dem Fenster stand, war sie außerdem von einem weißen Heiligenschein umgeben.
    »Mrs. Driver, herzlich willkommen.«
    Die Dame trug das Kinn sehr weit oben. Ihre Augen prüften Honey.
    Die zuckte in ihrem Frotteebademantel zusammen. Sie wollte ihren Körper keiner kritischen Betrachtung unterziehen. Kritik war nichts für sie. Auch nicht für ihre Hüften oder Oberschenkel.
    Es ging mit den üblichen Torturen los. Mit dem Wiegen fing es an. Dann würden wohl die gewöhnlichen Vorträge folgen, in denen gewiss Honeys absolute Lieblingswörter vorkommen würden: Diät und Sport.
    »Sie haben Übergewicht.«
    Ach, was Sie nicht sagen.
    »Sie müssen mehr Sport treiben. Sind Sie Mitglied in einem Fitness-Center?«
    Honey schüttelte stumm den Kopf.
    »Macht nichts. Da können wir schnell was richten.«
    Honey horchte auf. Was

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