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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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würde kommen und alles einfach verschwinden lassen. Überall lagen Papiere. Auf manchen Blättern sollte er Einzelheiten eintragen, von denen er gar nicht sicher war, ob er sie überhaupt wusste; es gab ja so viel Papierkram, den man für alles und jedes am Hals hatte, von der Verhaftung eines Verbrechers bis hin zur Tasse Kaffee aus dem Automaten auf dem Flur.
    Er seufzte. Papierkram war nie seine starke Seite gewesen, aber er brauchte nun mal Platz auf dem Schreibtisch. Er hatte keine Wahl, er musste das jetzt rasch und zuversichtlich angehen. Er türmte einfach wahllos einen Stapel auf den anderen, zog eine Schublade auf, schob den ganzen Packen hinein und knallte die Lade ganz schnell wieder zu.
    »So, das wäre das«, sagte er und rieb sich zufrieden die Hände, eher er sich hinsetzte und den Computer zum Leben erweckte.
    Ehe er sich anmeldete, schickte er noch eine dritte SMS an Honey, nachdem er auf die ersten beiden keine Antwort bekommen hatte. Nicht dass er sich Sorgen machte. Honey hatte sich wahrscheinlich gleich in die Arbeit und in die verschiedenen angebotenen Schönheitsbehandlungen gestürzt. Vielleicht hatte sie wirklich Spaß und nahm gleichzeitig ihre Aufgabe sehr ernst.
    Es klopfte, und er antwortete: »Herein.« Die Tür ging einen Spalt weit auf, als er gerade sein Passwort im Computer eingeben wollte.
    »Schwarzer Kaffee, kein Zucker«, sagte er, ohne hochzuschauen.
    Christine Palmer, seine neue Assistentin, die während ihrer Ausbildung ein Praktikum bei ihm machte, wusste, wann er seinen Kaffee erwartete, und war wie auf ein Zauberwort erschienen. Sie lernte schnell. Sie war sehr beflissen, und obwohl manch andere es als sexistisch empfinden würde, dass er sich den Kaffee bringen ließ, schien es Christine nichts auszumachen, solange es ihr ein paar Pluspunkte in ihrer Personalakte einbrachte. Doherty musste ja nach dem Ende ihrer Zeit in seiner Abteilung eine Beurteilung ihrer Fähigkeiten abfassen. Sie tat alles, was in ihrer Macht stand, damit es eine Lobeshymne wurde.
    Heute jedoch flitzte sie nicht mit affenartiger Geschwindigkeit fort, um seine Bitte zu erfüllen.
    »Sir, hier ist jemand, der Sie sprechen möchte.«
    Sie nannte ihn immer »Sir«. Andere rangniedrige Polizisten nannten ihn »Chef« oder sogar Steve, wenn sie ihn schon eine Ewigkeit kannten. Manche Leute warfen ihm auch ganz andere Namen an den Kopf, die nichts für zarte Ohren waren, doch das waren gewöhnlich nicht seine Kollegen. Denn im Grunde war er recht beliebt.
    Er schaute von dem Monitor auf, wo er sich gerade die Einzelheiten zum Schlammbad-Mord aufgerufen hatte. Der Pathologe hatte darauf bestanden, dass es wegen der Art und Weise, wie der Schlamm eingeatmet worden war, unmöglich ein Unfall gewesen sein konnte. Niemand würde Schlamm aufschlabbern wie Schokoladeneis. Es waren keinerlei Anzeichen eines Kampfes zu sehen. Keine Blutergüsse. Und niemand hatte sich, so schien es, zum Zeitpunkt des Todes von Carlotta Macrottie in ihrer Nähe aufgehalten.
    Es kam ihm etwas in den Sinn, das Honey gesagt hatte. In einem Bericht im
Bath Chronicle
hatte sie gelesen, dass eine Frau die Schönheitsfarm wegen einer Verletzung verklagt hatte, die sie als Folge eines chirurgischen Eingriffs erlittenhatte. Der Fall war nicht weiter verhandelt worden, weil die Frau bei einem Feuer umgekommen war. Gab es vielleicht eine Verbindung zwischen diesen beiden Todesfällen?
    Die Wohnung der Frau über einem Bäcker und Konditor im Southgate-Einkaufszentrum war vom Feuer völlig zerstört worden. Der Laden selbst, einst berühmt für seine ungewöhnlichen Kuchen, Torten und traditionellen Christmas Puddings, existierte nicht mehr. Inzwischen wurde dieser Teil der Stadt völlig neu gestaltet. Da war also nichts mehr zu finden.
    Steve wusste, dass in Bäckereien immer ein gewisses Brandrisiko bestand. Hatte der große Brand von London 1 nicht auch so angefangen?
    Er lächelte, denn der in Bath abgebrannte Bäcker hatte sich »The Pudding Club« genannt, und die Londoner Feuersbrunst hatte in der Pudding Lane ihren Ausgang genommen.
    Bleib bei den Tatsachen, ermahnte er sich, während er die Fakten noch einmal durchschaute. Merkwürdige Fakten waren das. Der Lebenspartner der Frau hatte im Fall des Wohnungsbrandes ausgesagt, dass sich seine Freundin ganze zwei Wochen auf der Schönheitsfarm aufgehalten hätte. Zwei Wochen! Warum zum Teufel wollte sich jemand denn vierzehn Tage lang im Schlamm suhlen? Das begriff er überhaupt

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