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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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nicht.
    Christine stand noch immer im Türrahmen, von Kaffee keine Spur. Sie sandte irgendwie nervöse Signale aus. Er nahm an, der Besucher sei ein hohes Tier in Uniform. Die machten die Leute immer nervös – ihn eingeschlossen.
    »Wer ist es denn?«, fragte er betont lässig und wandte seine Augen nicht vom Bildschirm.
    Es trat eine bedeutungsschwangere Pause ein, als würde Christine tief Luft holen.
    »Ihre Tochter.«
    Steves Kopf ruckte hoch.
    Er starrte Christine an, als hätte er gerade erst bemerkt, dass er nicht allein war. Sie starrte zurück. Sie schaute einfach nur stur geradeaus, aber er war sprachlos vor Staunen. Er lehnte sich vom Bildschirm zurück und sackte auf seinem Stuhl zusammen.
    Der vertraute Klingelton seines Telefons brachte ihn mit einem Schlag wieder in die Wirklichkeit zurück. Wenn es sein Handy gewesen wäre, hätte er es ignorieren können. Das Festnetz konnte er jedoch nicht ignorieren. Da musste er an den Apparat gehen. Höchstwahrscheinlich war es der Polizeipräsident; die hohen Tiere mochten das Festnetz lieber als die Mobiltelefone. Wenn es je High-Tech-Roboter zur Verbrechensbekämpfung geben würde, dann sicherlich erst, nachdem die jetzigen Chefs längst im Ruhestand waren.
    »Den Kaffee bitte sofort«, sagte er zu Christine, ehe er mit schweißnasser Hand nach dem Hörer griff.
    »Spreche ich mit Steven?« Der Akzent war äußerst vornehm.
    »Caspar.«
    Caspar St. John Gervais war der Vorsitzende des Hotelfachverbands von Bath. Caspar war der Grund, warum Hannah – Honey Driver – den Job der Verbindungsfrau des Hotelverbands zur Kripo bekommen hatte. Sie hatte ihn zunächst eigentlich gar nicht haben wollen, aber Caspar hatte sie darauf hingewiesen, dass es durchaus in ihrem Interesse liegen würde, Verbrechen in Bath – »Gottes kleinem Garten«, wie Caspar es zu nennen pflegte – unter Kontrolle zu halten.
    »Außerdem haben Sie doch mal bei der Bewährungshilfe gearbeitet«, hatte Caspar noch hinzugefügt.
    Sie hatte ihn zwar darauf hingewiesen, dass sie im Büro gearbeitet und dort Einzelheiten über ganz alltägliche Kleinkriminelle getippt und abgelegt hatte. Aber es warCaspar gelungen, sie umzustimmen, weil er ihr angedeutet hatte, die Zimmerbelegung in ihrem Hotel könnte sich verbessern – mit anderen Worten, er würde sie bei Gruppenbuchungen bevorzugen. Das war im Hochsommer nicht so wichtig, aber im tiefsten Winter hielt es ihr den Bankdirektor – einen wahren Wolf im Schafspelz – vom Leib.
    »Wie sind Sie denn an diese Nummer gekommen?«
    »Ich habe meine Kontakte, mein lieber Junge. Ich suche Hannah.«
    Wenn Caspar Hannah und nicht wie sonst Honey sagte, dann schrillten bei Doherty die Alarmglocken.
    »Gibt es Probleme?«
    »Die Verkostung. Sie hat mir versprochen, mir den exquisiten Epergne zu leihen, den sie mir vor einiger Zeit gezeigt hat.« Sein Tonfall klang recht entrüstet.
    Vor Steves Augen wirbelten die Fragezeichen wie Can Can tanzende Revuegirls. Epergne? Das Wort bedeutete ihm gar nichts.
    »Sie hat versprochen, Ihnen einen
was
zu leihen?«
    Caspar seufzte ungeduldig. »Einen Epergne, mein Junge. Einen Epergne! Sie hat einen viktorianischen aus geschliffenem Bleikristall – ein einzigartiges Stück. Sehr schön. Wir waren uns einig, dass es ein wunderbarer Dekorationsgegenstand für die Verkostung sein würde.«
    Auch wenn Steve Doherty kein großer Kenner von Antiquitäten war, hatte er bisher geglaubt, über ein ziemlich umfangreiches Vokabular zu verfügen – obwohl der Wortschatz, den er in seinem Job so zu hören bekam, normalerweise nicht für ein Kaffeekränzchen bei der Mama geeignet war.
    »Sie soll also irgendeine Antiquität zu irgendeiner Verkostung mitbringen. Ich nehme an, es wird Wein verkostet?«
    »Ja. Australische Weine. Ich bin eigentlich kein Kenner der Erzeugnisse, die unsere Vettern auf der anderen Seiteder Erdkugel herstellen, aber Winzer ist schließlich Winzer. Und was den Epergne betrifft, so hätte ich den gern vor der Veranstaltung in meinem Haus.«
    »Soll ich das mit ihrem Personal arrangieren?«
    »Sie ist wohl selbst nicht da?« Caspars Stimme klang eher beleidigt als überrascht.
    »Sie ist im Beauty Spot, Sie erinnern sich?«
    »Ah, ja. Ich hoffe, dass sie sich nicht allzu viele Behandlungen gönnt. Schließlich haben wir sie ja aus einem bestimmten Grund dort hingeschickt.«
    »Und das sollte sie besser nicht vergessen, oder, Casper?«
    »Ganz gewiss nicht. Unter den gegebenen Umständen wäre es

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