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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Goutier
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allem, ich spürte mit jeder Faser meines Körpers, dass ich nach wie vor verliebt in ihn war.
    Entsprechend dankbar war ich, als just in diesem Moment der Dorsch serviert wurde.
    Wir sprachen über die Cindy-Sherman-Schau in New Orleans und über eine Galerie-Ausstellung, die Ian in New York gesehen hatte. Ich erzählte ihm von der Douglas-Gordon-Retrospektive, die ich kürzlich in Berlin besucht hatte, aber wir vermieden es, noch mehr über uns zu sprechen oder darüber, wie es nun zwischen uns weitergehen sollte.
    Die geeiste Rote Beete mit Trauben und Rosen schmeckte vorzüglich und auch die abschließenden Petit Fours zum Espresso waren ein Gedicht.

    Als wir das Restaurant verließen, war es halb elf und empfindlich kühl geworden. Ian registrierte sofort, dass ich fror und obwohl es nur ein paar Schritte zum Wagen waren, zog er sein Sakko aus und legte es mir um die Schultern.
    Warum nur wirkten diese charmanten, klassischen Gesten bei ihm so selbstverständlich und so bestechend nonchalant?
    In seiner Jacke hing sein Geruch und ich sog diesen betörenden Duft ein wie eine Süchtige. Floris und Ian Reed – eine wahrhaft berauschende Mischung.
    »Ins Grand Reed, Sir?« fragte Mark, als wir einstiegen.
    »Nein, bitte in die Cranachstraße«, erklärte ich schnell.
    »Du begleitest mich wirklich nicht ins Hotel?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das habe ich dir doch schon vorhin gesagt, Ian.«
    Er nickte knapp. »Wie du wünschst, Ann-Sophie. Also bitte in die Cranachstraße, Mark. Und anschließend ins Grand Reed.«
    Er klang nicht verstimmt, eher enttäuscht und er tat mir ein ganz kleines bisschen leid.
    Ich schaute zu ihm hinüber und in diesem Augenblick war er nicht der smarte Milliardär, dessen lässiges Auftreten jeden in seinen Bann zog, sondern ein einsamer Wolf; ein Mann, dessen schöne müde Augen tiefe Augenringe zierten und auf den nichts wartete, als eine leere Hotelsuite.
    »Wirst du morgen wieder in aller Frühe weiterreisen?« fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Nein, diesmal vermutlich nicht so früh. Ich muss erst nachmittags in Prag sein.«
    Ich lächelte. »Wie hältst du das nur aus? Weißt du, wenn du Morgenfrühs aufwachst, eigentlich immer, wo du gerade bist?«
    »Nein, ehrlich gesagt nicht immer«, gab er mit diesem entwaffnenden Grinsen auf den Lippen zu. »Aber ich habe mein Smartphone und ein paar zuverlässige Mitarbeiter, die mich im Bedarfsfall entsprechend auf Kurs bringen.«
    Dann schwiegen wir, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Ian war mir wirklich ein Rätsel und vermutlich war es genau das, was ihn so unglaublich anziehend machte. Diese immer wieder irritierende Ambivalenz, die sein ganzes Wesen bestimmte, diese unmittelbare Nähe von Licht und Dunkel, wie ich sie so ausgeprägt noch bei keinem anderen Menschen erlebt hatte.
    Dann bogen wir in die Cranachstraße ein und ich bedankte mich bei Ian für den schönen Abend, doch er winkte ab.
    »Ich habe dir zu danken, für deine Gesellschaft, Ann-Sophie.«
    Himmel, diese unglaublichen Augen!
    »Dein Vortrag vorhin hat mich übrigens wirklich tief beeindruckt«, fügte er hinzu, gerade in dem Moment, als Mark den Wagen in eine Parklücke vor meiner Haustür lenkte.
    »Danke, Ian. Aber das sagtest du bereits. Außerdem hast du die erste Hälfte verpasst.«
    »Ich weiß und genau das bedauere ich sehr. Daher möchte ich dich auch um einen Gefallen bitten.«
    Ich sah ihn fragend an.
    »Würdest du mir eine Kopie deiner Präsentation zur Verfügung stellen? Ich würde mir das gern noch einmal in Ruhe ansehen.«
    »Natürlich, gern. Ich habe mich übrigens schon gewundert, dass du das Thema nicht schon eher aufgegriffen hast.«
    »Ich dachte, es wäre dir vielleicht unangenehm, mit mir im Restaurant über Fesselspiele zu sprechen.«
    Er schenkte mir dieses süffisante Lächeln.
    »Wenn du mir deine E-Mail-Adresse gibst, kann ich dir die Präsentation mailen.«
    »Ja, das könntest du. Oder aber, du lässt den Löwen in deine Höhle und lässt dir dabei ein Angebot durch den Kopf gehen, das ich dir gern unter vier Augen unterbreiten würde.«
    »Da ich davon ausgehen muss, dass es sich um ein unmoralisches Angebot handelt, ist mir die E-Mail dann doch sicherer.«
    Er grinste. »Nein, kein unmoralisches, Ann-Sophie. Nur eines, das du vermutlich nicht ablehnen kannst.«
    »Und wenn ich es doch tue, finde ich dann einen Pferdekopf in meinem Bett?«
    Jetzt lachte er wieder dieses herrliche, wohlklingende Lachen.
    »Ich bin

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