In seinem Bann
grimmig, dann räusperte er sich.
»Wie dem auch sei. Ich habe für 20.30 Uhr einen Tisch in der Villa Marlon reserviert. Ich wäre dir dankbar für deine Gesellschaft.«
Hatte er gerade dankbar gesagt? Wie ich ihn einschätzte, war ihm dieses Wort nicht eben leicht über die Lippen gekommen und es berührte mich. Wie hätte ich ihm diesen Wunsch abschlagen können? So kaltherzig konnte ich einfach nicht sein.
»Einverstanden. Aber wir werden nur zusammen essen, ohne Hintergedanken.« Ich sah ihm scharf in die Augen.
Jetzt spielte wieder dieses spöttische Lächeln um seine Mundwinkel.
»Die Gedanken, meine liebe Ann-Sophie, sind glücklicherweise bekanntlich frei. Aber ich verspreche dir, dass ich dich nach dem Essen sofort nach Hause bringen werde, sollte das dein Wunsch sein.«
»Siehst du, daraus wird schon nichts werden, weil ich mein eigenes Auto dabei habe, Ian.«
»Gib mir deine Autoschlüssel. Ich werde dafür sorgen, dass dein reizender kleiner Roadster sicher zu dir nach Hause gebracht wird. Jetzt wartet draußen ein Wagen auf uns.«
Er nahm mir meine Laptop-Tasche ab und reichte mir seinen Arm, wie er es auch im Grand Reed getan hatte.
Dieser Mann überraschte mich immer wieder aufs Neue. Woher kannte er mein Auto und woher bloß nahm er dieses verfluchte, gewinnende Selbstbewusstsein? Gerade noch hatte ich geglaubt, Ian Reed für einen Augenblick ratlos und verunsichert erlebt zu haben, da war es schon wieder da, dieses dominante und auf so frustrierende Weise anziehende Ego.
Tatsächlich stand im Absoluten Halteverbot eine große schwarze Jaguar-Limousine, deren Fahrer ausstieg, um uns die Tür zum Font aufzuhalten, als wir uns näherten.
Ian ließ mich zuerst einsteigen und nahm dann neben mir Platz.
»Irgendetwas hat gerade wieder dein Missfallen erregt«, stellte er fest.
Ich sah ihn fragend an.
»Ich habe genau gesehen, dass du deine Lippen gekräuselt hast, als ich dich mit Mark bekannt gemacht habe.«
»Ich bin lediglich verwundert, dass dein Fahrer eine Waffe trägt, Ian. Ehrlich gesagt wirkt er auf mich ein bisschen bedrohlich«, flüsterte ich und musterte dabei misstrauisch den glatt rasierten Hinterkopf des mit einem schwarzen Boss-Anzug bekleideten Zweimeter-Hünen vor mir am Steuer, in dessen Ohr ein drahtloses Head-Set steckte.
»Mark ist nicht nur mein Fahrer, Ann-Sophie. Er ist auch mein Personenschützer.«
»Oh. Wirst du irgendwie bedroht? Muss ich mir –.«
»Sorgen machen?« beendete er meinen Satz und schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein. Die Vorstellung, dass du dich um mich sorgen könntest, ist zwar zugegebenermaßen nicht ohne Reiz, aber es besteht keinerlei Grund dazu. Bodyguards gehören zu meinem Alltag, auch wenn ich versuche, ihre Präsenz auf ein Minimum zu beschränken.«
»Verstehe«, murmelte ich, doch das war gelogen. Tatsächlich begann ich erst ganz allmählich zu begreifen, dass Ian Reed ein Leben führte, das sich von meinem eigenen in einer so eklatanten Weise unterschied, dass ich nur darüber staunen konnte. Natürlich war es im Grunde naheliegend, dass ein milliardenschwerer Unternehmer Leibwächter brauchte, aber es war mir eben bislang nicht in den Sinn gekommen, darüber nachzudenken.
Ian zückte sein Smartphone, das in seiner Jackettasche einen kurzen Signalton von sich gegeben hatte.
»Ich muss nur eben den Termin für das Meeting in Prag bestätigen«, erklärte er und tippte eine kurze Nachricht auf der ausfahrbaren Quertz-Tastatur, ehe er den Mini-Computer wieder in seine Tasche steckte.
»Was ist los, Ann-Sophie? Du wirkst so grüblerisch heute Abend.«
Ich musste lächeln. »Du bist ein guter Beobachter, Ian Reed. Das muss man dir wirklich lassen. Mir ist nur gerade bewusst geworden, wie fremd mir deine Welt ist. Unglaublich fremd in so vielerlei Hinsicht.«
»Was genau meinst du damit?«
Jetzt sah er mich wieder auf diese Weise an, die mir bei unserem letzten Treffen zum Verhängnis geworden war. Dieser forschende, ernsthafte Blick seiner schönen Augen, mit dem er mir vermittelte, dass es für ihn in diesem Moment absolut nichts auf der Welt geben könnte, das ihn mehr interessieren würde als meine Antwort.
Ich zuckte mit den Achseln.
»Nun, im Grunde einfach alles. Dein Leben spielt sich in Luxushotels und Flugzeugen ab, du bist quasi jeden Tag an einem anderen Ort. Anstelle von Verabredungen hast du Meetings und wenn du mit jemandem zu Abend isst, mit dem du keine Geschäfte machen willst, ist das für dich eine
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