In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
großes Plakat mit der Aufschrift HALEY MCWAID’S PARK vor der Anzeigetafel hochgezogen.
Wendy war auch da. Sie sah es sich aus einiger Entfernung an. Natürlich waren Ted und Marcia gekommen. Ihre beiden anderen Kinder, Patricia und Ryan, standen neben ihnen. Als Wendy sie ansah, brach es ihr noch einmal das Herz. Unter Haleys Namen wurde ein weiteres Plakat hochgezogen. Auf diesem stand NICHT IN UNSEREM HAUS. Darauf wurden
Eltern aufgefordert, keine Partys zu geben, bei denen Alkohol ausgeschenkt wurde. Als dieses Plakat hochgezogen wurde, wandte Marcia McWaid den Blick ab. Sie ließ den Blick über die Menge schweifen, entdeckte Wendy und nickte ihr kurz zu. Wendy nickte zurück. Das war alles.
Als das Spiel anfing, drehte Wendy sich um und ging. Der inzwischen pensionierte Ermittler Frank Tremont war auch gekommen. Er stand ganz hinten. Er trug denselben knittrigen Anzug wie auf der Beerdigung. Seit er erfahren hatte, dass Haley McWaid schon tot war, als er den Fall übernommen hatte, ging es ihm etwas besser. Im Moment schien ihm das jedoch nicht viel zu helfen.
Walker war in kompletter Sheriff-Montur, einschließlich Holster und Pistole, zur Beerdigung gekommen. Er stand an der Straße und unterhielt sich mit Michele Feisler. Michele berichtete für NTC über die Zeremonie. Als Wendy auf Walker zuging, ließ Michele die beiden allein. Walker trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
Er fragte: »Alles okay mit Ihnen?«
»Mir geht’s gut. Ist Ihnen bewusst, dass Dan Mercer unschuldig war?«
»Ja.«
»Das bedeutet dann doch, dass Ed Grayson einen Unschuldigen ermordet hat.«
»Ich weiß.«
»Dann können Sie ihn doch nicht einfach davonkommen lassen. Er muss vor Gericht gestellt werden.«
»Auch wenn er dachte, dass Dan Mercer ein Pädophiler war?«
»Auch dann.«
Walker sagte nichts.
»Haben Sie mich verstanden?«
»Natürlich«, sagte Walker. »Ich werde tun, was in meiner Macht steht.«
Er fügte kein »aber« hinzu. Das war auch nicht nötig. Wendy versuchte alles, was sie konnte, um Dans Namen reinzuwaschen, aber eigentlich interessierte das kaum jemanden. Dan war schließlich tot. Wendy wandte sich an Michele Feisler. Die hatte ihren Notizblock wieder gezückt, beobachtete die Menge und machte sich Notizen, wie beim letzten Mal, als sie zusammen waren.
Da fiel Wendy etwas ein.
»Hey«, sagte sie zu Michele. »Wie war das noch mit dem Zeitablauf?«
»Oh, Ihre Reihenfolge stimmte nicht«, sagte Michele.
»Ach, richtig. Ed Grayson hat erst seinem Schwager in die Knie geschossen und dann Dan Mercer ermordet.«
»Genau. Ich glaube aber nicht, dass sich dadurch irgendwas ändert, oder?«
Wendy dachte darüber nach, ließ es sich jetzt, wo sie endlich ein bisschen Zeit hatte, noch einmal durch den Kopf gehen.
Tatsächlich änderte sich dadurch alles.
Sie wandte sich an Walker und sah die Pistole in seinem Holster. Einen Moment lang starrte sie darauf.
Walker sah das. »Stimmt etwas nicht?«
»Wie viele Kugeln haben Sie in der Wohnwagensiedlung gefunden?«
»Wie bitte?«
»Ihre Leute haben doch die Siedlung abgesucht, als Dan Mercer erschossen wurde, stimmt’s?«
»Ja.«
»Wie viele Kugeln haben Sie gefunden?«
»Nur eine. Die im Gasbetonstein.«
»Also die, die die Wand des Wohnwagens durchschlagen hat?«
»Ja. Wieso?«
Wendy ging zu ihrem Wagen.
Walker sagte: »Warten Sie, was ist los?«
Wendy antwortete nicht. Sie ging um ihren Wagen herum und sah ihn sich genau an. Nichts. Keine Delle, kein Kratzer. Zitternd hob sie die Hand an den Mund. Sie unterdrückte einen Schrei.
Wendy stieg in den Wagen und fuhr zu Ed Grayson. Er war hinten im Garten beim Unkraut jäten. Er zuckte zusammen, als er sie plötzlich auf sich zukommen sah.
»Wendy?«
»Dans Mörder«, sagte sie, »hat auf mein Auto geschossen.«
»Was?«
»Sie sind ein Meisterschütze. Das sagen alle. Ich habe gesehen, wie Sie auf mein Auto gezielt und mehrere Schüsse abgegeben haben. Trotzdem hat es keinen Kratzer. Genaugenommen wurde in der ganzen Wohnwagensiedlung nur eine einzige Kugel gefunden, nämlich die, die die Wand durchschlagen hat - Ihr erster Schuss. Die Kugel, die am leichtesten zu finden war.«
Ed Grayson blickte auf. »Wovon reden Sie?«
»Wie konnte ein Meisterschütze Dan mit seinem ersten Schuss aus so kurzer Entfernung verfehlen? Wie konnte er mein Auto mit diversen Schüssen verfehlen? Wie konnte er den verdammten Fußboden verfehlen? Antwort: Das konnte er gar nicht. Das war alles nur
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