In sündiger Silvesternacht
Meyers zeterte immer noch.
Über das Geschrei hinweg sagte D. C: „Wie ich sehe, hast du meinen Anruf bekommen, Lieutenant. Gute Arbeit.“
12. KAPITEL
D. C. stand mit Chance vor einer Glasscheibe, durch die sie in Natalie Gibbs-Mitchells Zimmer auf der Entbindungsstation sehen konnten. Darin wimmelte es vor lachenden und schwatzenden Frauen mit glücklichen Gesichtern. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand natürlich Chances und Natalies winzige Tochter Noelle, die kurz nach Mitternacht am vierundzwanzigsten Dezember auf die Welt gekommen war.
D. C. konnte den Blick nicht von Fiona abwenden, die am Fußende des Bettes saß und das Baby im Arm hielt. Sie war hier, und sie war in Sicherheit. Diese letzten Augenblicke in dem Ausstellungsraum hatte er noch immer deutlich vor Augen: wie Fiona mit dem Kopf gegen die Vitrine geschlagen war und eine Wahnsinnige sie hatte erwürgen wollte.
Fiona Gallagher war eine ganz besondere Frau. Und sie gehörte zu ihm. Ungeduldig tastete er wieder nach der kleinen Schachtel in seiner Tasche. Er wollte das klarstellen. Bald.
Bisher war keine Zeit dazu geblieben, und nun saß Fiona mitten in diesem summenden Bienenstock. Unter den Frauen waren auch Natalies Schwestern Rory und Sierra sowie ihre Freundinnen Sophie und Mac. Als auch noch D. C.s Mutter, seine Schwester, General Eddinger und Amanda dazugekommen waren, hatte Chance allen Männern ein Zeichen gegeben, den Raum zu verlassen. Draußen hatte er seine beiden Schwager gebeten, etwas zu Essen und Champagner zu besorgen.
D. C. freute sich schon darauf. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden war zu viel passiert, als dass genug Zeit zum Essen geblieben wäre. Kathryn Lewen war in einem Auto aufgegriffen worden, in dem sie in der Ladezone der National Gallery gewartet hatte. Er und Fiona hatten alle Frauen auf die Polizeistation gebracht. Von dort aus hatten die drei natürlich sofort ihre Anwälte angerufen.
„Tut mir leid, dass ich am Schluss nicht dabei sein konnte“, sagte Chance und trat zu ihm an die Scheibe.
„Du hattest Besseres zu tun.“
„Wie ist denn der Stand der Dinge? Ich weiß, Fiona hat Natalie heute Morgen informiert. Aber wenn die vielen Leute weg sind, wird sie sofort wieder fragen. Wahrscheinlich löchert sie Fiona sogar schon jetzt.“
D. C. nickte zustimmend. Seine Mutter hielt nun das Baby, und Fiona war dicht zu Natalie gerückt.
„Du hast eine Polizistin geheiratet“, sagte er.
„Ja. Denkst du daran, dasselbe zu tun?“
„Ja.“ Er dachte nicht nur daran. Er würde es tun. Wenn er nur endlich mit Fiona allein wäre …
„Falls du einen Job in der Gegend von Washington D. C. suchst, ich hätte da etwas für dich. Natürlich wird dir auch Natalie ein Angebot machen.“
D. C. warf Chance einen überraschten Blick zu. „Wirklich?“
Chance nickte. „Sie kann dir wohl sogar optimale Bedingungen in Aussicht stellen. Nämlich mit einer großartigen Partnerin zusammenzuarbeiten.“
„Woher weißt du, dass ich einen neuen Job suche?“ Doch noch bevor Chance etwas erwidern konnte, kannte D. C. die Antwort schon selbst. „General Eddinger.“
„Ich verweigere die Aussage.“ Chance lächelte und sah auf die Uhr. „Also komm, berichte mir über den neuesten Stand im Fall Rubinov, solange wir auf meine Schwager warten.“
„Regina Meyers alias Kate McGowan alias Kate Lewen ist verbittert und wirkt gebrochen. Aber sie ist schlau, und ihr Anwalt hofft auf einen Deal. Er hat bereits etwas von verminderter Zurechnungsfähigkeit wegen ihrer Fixierung auf die Halskette angedeutet. Man versucht so viel Mitgefühl für sie zu wecken wie möglich. Sie behauptet, während sie von dem Diamanten besessen sei, sei Shalnokov von ihr besessen. Er habe sich in sie verliebt und den Rubinov benutzt, um sie während der letzten zehn Jahre an sich zu binden.“
„Da tun sich ja Abgründe auf“, murmelte Chance.
„Ja. Offenbar hatte sie Shalnokov vor zwei Jahren damit gedroht, ihn zu verlassen. Das war zu der Zeit, als er die Kette zur Auktion zu Christie’s gab, und Kate Lewen dachte, sie könne sie endlich in die Finger bekommen. Danach wurde ihr klar, dass er das nur getan hat, um ihr quasi die Verlockung vor Augen zu führen und sie dazu zu bringen, bei ihm zu bleiben. Dieser Zwischenfall machte sie aber nur noch entschlossener, und zu dieser Zeit hatte sie auch schon einen Notfallplan in der Tasche.“
„Die beiden Töchter“, sagte Chance.
D. C. nickte. „Zehn Jahre lang hatte sie sie
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