In sündiger Silvesternacht
wie möglich erinnerte. Doch sie hatte zunehmend das unterschwellige Gefühl, dass irgendetwas falsch lief. Immer wieder sah sie zur Tür des Ausstellungsraumes hinüber. Regina und Charity waren gerade erst hineingegangen. Doch der Flur war inzwischen menschenleer. Die Sicherheitsleute hätten ihnen längst das Zeichen geben müssen.
„Ich bin aus dem Café gegangen, um Billy zu suchen. Ich wollte nicht glauben, was ich da gehört hatte, aber ich musste ihn warnen.“ Amanda lehnte sich in ihrem Rollstuhl zurück und schloss die Augen. „Es war fast schon Schließungszeit, als ich ihn entdeckte und er durch eine Tür ging, auf der ‚Nur für Personal‘ stand. Ich folgte ihm, sah ihn durch eine zweite Tür verschwinden. Aber sie war verschlossen. Ich wartete. Ale er wieder herauskam, hielt er den Rubinov in Händen. Er sah mich nicht, denn er hielt die Kette vor sich und starrte sie völlig versunken an. Dann ging alles schrecklich schnell. Ich dachte, wenn er die Kette nicht hätte, würde ihm niemand etwas tun. Sie müssten dann warten, bis der Diamant wieder auftauchte. Also riss ich ihm den Rubinov aus der Hand und rannte davon. Ich versteckte mich auf einer Damentoilette und wartete bis alles ruhig wirkte. Dann verließ ich die National Gallery. Ich weiß nicht mehr genau, wohin ich lief. Ich dachte nur die ganze Zeit, ich muss es bis zu General Eddinger schaffen, sie würde wissen, was zu tun ist.“
Fiona blickte wieder zur Tür. Keine Spur von D. C. oder dem Wachmann.
Als ihr Handy klingelte, klappte sie es auf. Statt wie erwartet D. C. hörte sie Regina Meyers Stimme am anderen Ende der Leitung. „Warum hätten wir es anders machen sollen? Es funktioniert doch. Charity, hol die Kette!“
Ein eiskalter Schauder lief ihr über den Rücken. „Amanda“, sagte sie, „ich lasse Sie hier allein. Nur ganz kurz. Ich will nachsehen, ob alles für Sie bereit ist.“
Dann zog sie ihre Waffe, schlich den Flur entlang und öffnete leise die Tür zum Ausstellungsraum. Der Wachmann und D. C. sahen sie sofort, doch Charity und Regina standen mit dem Rücken zu ihr. Charity nahm gerade den Rubinov aus der offenen Glasvitrine.
„Nicht einmal die Waffe wird Ihnen helfen, hier herauszukommen“, sagte D.C.
Fionas Magen krampfte sich zusammen, doch sie konzentrierte sich auf das Geschehen. D. C. ließ sie mit seinen Worten wissen, dass Regina Meyers eine Waffe hatte und damit auf ihn zielte.
„Oh doch, das wird sie“, erklärte Meyers. „All die Warterei und das Planen werden diesmal nicht umsonst gewesen sein. Ich bin schon zu weit gekommen. Ich könnte Sie allerdings zur Sicherheit als Geißel nehmen.“
Fiona schlüpfte aus den Schuhen und schlich lautlos ein Stück weiter in den Raum.
„Komm schon, Charity. Unser Auto wartet.“ Regina bedeutete D. C. mit der Waffe, er solle zur Hintertür gehen. „Nach Ihnen, Captain.“
„Wie immer“, schimpfte Charity. „Sie wartet da, wo es sicher ist.“
D. C. trat einen Schritt zurück. „Noch eine Frage. Vor zehn Jahren, als Shalnokov den Rubinov außerhalb ihrer Reichweite aufbewahrte und einen Weg fand, Sie bei sich zu behalten … kamen Sie damals auf die Idee, ihre Töchter einzubeziehen? Dachten Sie, sie könnten Ihnen auf lange Sicht nützlich sein, um an die Halskette zu kommen?“
„Hast du deshalb …“ Charity wirbelte so rasch zu ihrer Mutter herum, dass ihr die Kette aus den Händen glitt und auf den Boden fiel. Zum ersten Mal zitterte die Waffe in Reginas Hand.
Fiona preschte vorwärts. Sie sah gerade noch, wie D. C.s Gehstock durch die Luft schwang und Reginas Arm traf, da rammte sie die Frau bereits in die Seite. Sie gingen gemeinsam zu Boden. Ein Schuss löste sich aus der Waffe und übertönte den dumpfen Aufprall, als Fiona heftig mit dem Kopf gegen die Vitrine schlug.
Fiona sah Sterne vor den Augen, während sie sich von Regina Meyers löste und nach der Halskette griff.
„Sie gehört mir! Mir!“ Regina schrie auf wie ein wildes Tier und stürzte sich wieder auf Fiona. Sie rollten kämpfend über den Boden. Fiona hielt die Kette fest in der Hand und spürte, wie sich Reginas Finger um ihre Kehle schlossen.
Plötzlich wurde die ältere Frau von ihr weggerissen. Doch sogar, als D. C. Regina schon überwältigt hatte, kreischte sie weiter: „Sie gehört mir! Mir!“
Fiona rappelte sich auf und als sie wieder auf den Füßen stand, hielt sie immer noch die Halskette in der Hand. Bobby hielt Charity Watkins in Schach, und Regina
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