In sündiger Silvesternacht
Fingernägel in ihren Arm gruben. Sie beugte sich zu ihr herab und sah in das angsterfüllte Gesicht der jungen Frau.
„Das ist sie“, raunte Amanda kaum hörbar. Fiona ging wieder neben ihr in die Hocke.
„Das ist eine der Stimmen, die ich gehört habe.“ Amanda atmete heftig und brachte die Worte nur stoßweise hervor. „Ich war im Café, und sie saßen in der Sitzgruppe hinter mir.“ Sie presste eine Hand auf ihren Magen. „Alles kommt so schnell zurück … ich …“
„Lassen Sie sich Zeit“, sagte Fiona.
„Zuvor habe ich Billy gesehen. Er trug eine Weihnachtsmannmütze und einen Schal, genau wie ich. Dann habe ich ihn in der Menge aus den Augen verloren und bin irgendwann in das Café gegangen, um einen Tee zu trinken.“
Jetzt entdeckte Fiona zwei Frauen, die vor dem Ausstellungsraum stehen blieben. Charity Watkins und Regina Meyers. Die Stimme, die Amanda erkannt hatte, gehörte zu einer von ihnen.
„Sie redete über Billy und darüber, wie genial er auf dem Gebiet der Elektronik sei. Er sei die perfekte Person, um den Rubinov zu stehlen.“ Amanda sprach immer schneller. „Sie sagte, er sei ein Naturtalent, und sein Großvater könne stolz auf ihn sein.“
„Haben Sie auch gehört, was die andere Frau sagte?“
„Sie redete sehr leise. Ich konnte nur Satzfetzen verstehen – hätte man in der Familie behalten sollen … Fehler, Außenseiter einzubeziehen . Etwas wie: Kathryn will immer saubere Hände behalten . Die andere Frau meinte, es gebe keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Sobald sie den Diamanten hätten, würde Billy ausgeschaltet. Er würde den perfekten Sündenbock abgeben, wenn der Diebstahl schließlich entdeckt würde.“
Fiona beobachtete, wie die beiden Frauen den Ausstellungsraum betraten. Sie waren zu früh dran. Einen Moment lang dachte sie daran, ihnen zu folgen, doch sie wollte Amandas Erinnerungsfluss nicht unterbrechen.
Der Rubinov schien zu pulsieren, als D. C. sich der Vitrine näherte. „Eigentlich ist es eine Schande, dass dieser Diamant wieder in einem privaten Tresor verschwindet“, sagte er leise.
„Da stimme ich zu“, meinte Bobby. „Aber vielleicht hat er sein Werk ja fürs Erste vollbracht. Ich habe gehört, die Zahl der Hochzeiten, die im Juni in Washington und in den Außenbezirken angekündigt wurden, bricht alle Rekorde. Und wer weiß, wie viele Touristen noch betroffen sind.“
D. C. schob die Hand in die Tasche und tastete nach dem kleinen Päckchen, das seine Mutter ihm heute gebracht hatte. Er hatte ihr gesagt, was er haben wollte, und sie hatte es sofort besorgt. Während er die Finger darum schloss, betrachtete er den funkelnden Diamanten in der Vitrine. Was ihn persönlich anging, so hatte der Rubinov wirklich ganze Arbeit geleistet. Doch Fiona musste er erst noch davon überzeugen.
Etwas nervös umrundete er den Schaukasten. Es war kurz vor siebzehn Uhr. Als Chance angerufen hatte, um zu sagen, dass er und Natalie auf dem Weg ins Krankenhaus waren, hatten sie den Zeitplan durchgesprochen. Sobald der Flur draußen leer war, sollte Fiona auf ein Zeichen von D. C. mit Amanda hereinkommen. Sobald sich Amanda den Diamanten und den Raum angesehen hatte, sollte D. C. die Sicherheitsleute der Versicherungsgesellschaft rufen. Diese würden dann Charity Watkins und Regina Meyers in den Ausstellungsraum begleiten.
Ob Amanda sich an etwas erinnerte? Und falls ja, würde das reichen?
D. C.s Handy klingelte. Ein Blick auf das Display verriet ihm, dass es sein Bruder war. „Was hast du herausgefunden?“
„Alles. Kate McGowan hat nicht nur die Kopie des Rubinov hergestellt, sie hat auch noch einen anderen Namen – Kate Lewen.“
„Dann ist sie die Mutter von Kathryn und Charity?“
„Genau. Kate McGowan war der Name, den sie als Schmuckdesignerin benutzte. Lewen ist ihr Geburtsname. Allerdings gibt es keine Belege. Weder der eine noch der andere Name wurde in den letzten zehn Jahren benutzt. Sie fing unter dem Namen Dr. Regina Meyers bei Gregory Shalnokov an. Interessant ist, dass sie mit einem entsprechendem Ausweis und anderen Dokumenten ausgestattet ist. Ich glaube, Kate ist genauso gut darin, Identitäten zu fälschen wie legendäre Schmuckstücke. Wir untersuchen das gerade. Einer meiner Leute hat mit Kates Schwester gesprochen. Sie behauptet, Kate Lewen hätte bis vor zehn Jahren nur sehr wenig Kontakt zu ihren Töchtern gehabt. Doch dann bezog sie die beiden mit einem Mal in jede noch so kleine Entscheidung mit ein.“
D. C. schob
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