In sündiger Silvesternacht
vorbei in das Krankenzimmer und schloss die Tür. Sie waren allein. Eine Weile lang sagten weder Fiona noch D. C. ein Wort.
Weihnachten ist eine Zeit der Wünsche, erinnerte sich Fiona. Ein Wunsch war ihr sogar schon erfüllt worden: Der Fall Rubinov würde sie noch die gesamten Feiertage lang beschäftigen. Und jetzt würde sie das Risiko eingehen und einfach einen zweiten Wunsch äußern.
„D. C. …“
„Fiona …“
Sie hatten gleichzeitig angesetzt. Jetzt schwiegen sie wieder.
D. C. betrachtete sie aufmerksam, während er sich darum bemühte, die richtigen Worte zu finden. Sie war die einzige Frau, die es schaffte, ihn sprachlos zu machen.
„Ich wollte nur …“ Diesmal begannen sie nicht nur gleichzeitig, sie sagten sogar die gleichen Worte.
D. C. hielt das kleine Etui in seiner Tasche fest umklammert und räusperte sich. „Also gut, einer von uns beiden muss die Führung übernehmen, und da ist etwas, das ich dir gern sagen möchte.“
Als sie nickte, erinnerte ihre Miene D. C. ein wenig an ein Reh, das geblendet vom Scheinwerferlicht eines Autos mitten auf der Straße stand. Hinter ihm hörte er jemanden einen Wagen den Flur entlang schieben. Er hätte wirklich einen besseren Ort und einen besseren Zeitpunkt wählen können. Wie frustrierend. Sobald Fiona ins Spiel kam, schien sein Verstand einfach nicht mehr so zu arbeiten, wie er es gewohnt war.
„Die Dinge zwischen uns haben sich sehr schnell entwickelt“, begann er. „Deshalb dachte ich, du möchtest alles Weitere vielleicht ein bisschen langsamer und … eher traditionell angehen?“
„Traditionell? Wie meinst du das?“
Jetzt wirkte sie nicht nur nervös, sondern … ängstlich? Oder belustigt?
Er fürchtete, es könne ihm jeden Moment die Sprache verschlagen, darum sagte er rasch: „Ich könnte für mehr Romantik sorgen.“
Sie hob die Augenbrauen. „Mehr Romantik? Du hast doch schon mit mir getanzt und ein Winterpicknick organisiert. Du hast für mich gekocht, und wir haben richtige Date-Gespräche geführt. Was schwebt dir denn noch vor?“
Ein Bild erschien vor seinem inneren Auge. Eigentlich wünschte er sich nichts mehr, als Fiona in die Arme zu nehmen und zu küssen. Stattdessen ballte er die freie Hand an seiner Seite zur Faust. „Ich weiß, dass du gerne das Ende der Straße vor Augen hast, bevor du dich auf den Weg machst.“
Fiona hob das Kinn. „Und ich weiß, du improvisierst lieber. Vielleicht sollte also besser ich die Führung übernehmen?“
Er nickte. „Dann mal los, Lieutenant.“
Fiona schluckte und betrachtete ihn. Dieser große Mann war einfach so in ihr Leben getreten. Er verstand sie und sah Dinge in ihr, die sie selbst gerade erst zu entdecken begann. Sie konnte die Zukunft nicht voraussehen, das Ende der Straße nicht erkennen. Sie konnte nur auf ihren Instinkt vertrauen.
Hatte ihr Instinkt ihr etwa nicht geraten, an Amanda Hemmings Unschuld zu glauben? War sie nicht ihrem Bauchgefühl folgend überhaupt in die Rubinov-Ausstellung gegangen?
Sie trat einen Schritt vor, streckte eine Hand aus, und D. C. nahm sie in seine. „Ich weiß, ich habe dir gesagt, ich wolle eine Beziehung auf Zeit. Aber ich habe meine Meinung geändert.“
Als er nichts erwiderte, hob Fiona eine Augenbraue. „Eine Frau darf das.“
„Sag mir, was du willst, Fiona. Sprich es aus.“
Sie holte tief Luft. „Ich will deine leere Tafel mit dir teilen und dir helfen, etwas daraufzuschreiben.“
Einen Augenblick lang, den Fiona unglaublich genoss, starrte er sie verblüfft an. Dann fiel der Groschen, er ließ den Gehstock fallen, nahm sie in die Arme und wirbelte sie herum.
Ihr war ganz schwindelig, als er sie wieder auf die Füße stellte und überschwänglich küsste. Aus dem Inneren des Krankenzimmers klang gedämpfter Beifall, doch sie achteten nicht darauf.
„Da sind wir uns ja zum ersten Mal einig, Lieutenant.“ D. C. zog die kleine Schachtel aus der Tasche und öffnete sie. „Trotzdem möchte ich dir eine letzte Gelegenheit bieten, etwas Traditionelles zu wählen.“
Fiona starrte auf den blauen Diamanten.
D. C. kniete nieder. „Ich liebe dich, Fiona Gallagher, und ich möchte auch, dass du mit mir zusammen auf meine leere Tafel schreibst. Willst du mich heiraten?“
Fiona spürte plötzlich einen Kloß in der Kehle. Sie ließ sich ebenfalls auf die Knie sinken und sah D. C. in die Augen. „Ich liebe dich, D. C. Campbell. Und ja, ich will.“
Aus dem Krankenzimmer ertönte Jubel. Nach einem langen Kuss
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