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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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vergessen könnte und die Erinnerungen an sie allmählich im Nebel der Vergangenheit versanken.
    »Diese Stadt hat eine Menge Friedhöfe«, bemerkte Butts. »Der berühmteste ist Oakwood. Er hat ein Krematorium, irgendwie schaurig. Und ratet mal, wer dort begraben liegt.«
    »Spannen Sie uns nicht auf die Folter«, sagte Krieger.
    »Uncle Sam!«
    »Der war eine reale Person?«, fragte Lee.
    »Ja«, erwiderte Butts. »Und hat in Troy gelebt. Das steht hier in diesem Führer.«
    »Entschuldigung, dass ich unterbreche, aber wo treffen wir uns mit Quinlan?«, erkundigte sich Lee.
    »Äh, an der öffentlichen Bibliothek, einfach weiter nach Norden auf der Ferry Street. Mann, das hat ja wirklich was«, sagte Butts, der aus dem Fenster starrte, als sie die Ferry Street in diese Richtung entlangfuhren.
    Die Stadt hatte kurioserweise das unberührte Aussehen eines Ortes, der lange Zeit unter Vernachlässigung gelitten hat. Imposante Stadthäuser in Klinkerbauweise aus dem 19. Jahrhundert mit schönen, detailreichen Eingängen, Treppen und Erkerfenstern wechselten sich ab mit unbebauten Grundstücken, verschandelten Häusern und vereinzelten Garagen. Die Fassaden aufgegebener Läden lagen kunterbunt eingebettet zwischen einst herrschaftlichen Anwesen. Die gesamte Stadt hatte eine deutlich niedrigere Silhouette als das benachbarte Albany auf der anderen Flussseite. Sie wirkte wie eine Kleinstadt, die sich zu einer Großstadt gemausert hatte, die sie ja auch war. Troy hatte einen unterdrückten Charme, als sähe die Stadt ein, wie weit sie sich von ihrem ehemaligen Glanz entfernt hatte. Und doch spürte Lee in den entschlossenen Schritten ihrer Bewohner und der beschwingten neuen Geschäftigkeit eine Atmosphäre der Hoffnung, als könne sie eines Tages ihr einstiges Format wiedererlangen.
    Die öffentliche Bibliothek war ein stattliches neoromanisches Gebäude auf der Second Street, nicht weit entfernt vom Stadtzentrum. Quinlan wartete auf dem Parkplatz auf sie. Er grinste, als er Butts sah.
    »Na, Percival, wie geht’s uns denn so?«
    Butts funkelte ihn wütend an. Sie hatten ihre Kostüme noch gar nicht an, aber alle machten sich auf seine Kosten lustig. Sogar Lee fand es schwierig, der Versuchung zu widerstehen.
    »Detective Krieger hatte recht – der Name passt wirklich gut zu Ihnen«, sagte er.
    »Finden Sie?«, meinte Quinlan und musterte Butts. »Rodney ginge auch. Er könnte absolut auch ein Rodney sein. Rodney Strangefellow.«
    »Ist vielleicht ein bisschen zu viel des Guten«, befand Lee.
    »He!«, sagte Butts. »Könnten wir den Mist mal lassen und in die Gänge kommen?«
    Sie kamen überein, dass Quinlan mit dem Streifenpolizisten aus Troy mitfahren sollte, der Thadeus Jackson hieß – ein wahrhaft einwandfreier Name aus dem 19. Jahrhundert. Die beiden würden immer um den Block fahren, statt an einer Stelle zu warten. Auf diese Weise hofften sie, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: zum einen, keine Aufmerksamkeit zu erregen, und zum anderen, mögliche Fluchtwege im Blick zu behalten, sollte der Unbekannte versuchen, sich aus dem Staub zu machen.
    Nachdem sie ein wenig in Troy herumgefahren waren, zogen sie sich bei Quinlans Cousin um. Dessen zwei kleine Töchter beobachteten ihre Ankunft und ihren Aufbruch mit großen Augen und mucksmäuschenstill. Die Ältere umklammerte eine Stoffgiraffe, die andere hielt sich mit einer Hand am Arm ihrer Schwester fest, den Daumen der anderen hatte sie sich in den Mund gesteckt.
    Das Herman-Melville-Museum war ein verunziertes Haus aus dem 19. Jahrhundert im Nordteil der Stadt. Sie kamen eine halbe Stunde zu früh dort an, der Ball war jedoch schon im Gang, und sie gingen hinein. Das Programm an der Tür informierte darüber, dass die Veranstaltung von der Historischen Gesellschaft von Lansingburgh gesponsert wurde, die sich auch um die Beschaffung von Geldmitteln für das Museum kümmerte. Sie hatte, was die Dekoration anging, wirklich ganze Arbeit geleistet. Nachdem sie ein kleines Foyer durchquert hatten, wo sie fünfzehn Dollar Eintritt zahlten, gelangten sie in den Hauptraum, der früher vermutlich einmal das Wohnzimmer gewesen war. Der schwach beleuchtete Raum war so ausgestaltet, dass er wirkte wie die Kreuzung zwischen einer Fabrikhalle aus dem 19. Jahrhundert und einem viktorianischen Salon. Messinggegenstände aller Art säumten die Wände – Rohre, Maschinenteile und etwas, das nach einem alten Wasserboiler aussah. Vor einer Bühne, die für eine Band

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