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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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wie eine Maus. Er hatte noch nie jemanden dieses Geräusch machen hören und hätte beinahe gelacht. Aber das hatte er sich selbst versagt, weil es nicht richtig gewesen wäre. Er wollte nicht, dass sie dachte, er würde ihren Tod auf die leichte Schulter nehmen. Danach war ihm ganz feierlich zumute. Er wusste, er hatte eine Art von Grenze überschritten, war sich jedoch nicht sicher, was das für seine Zukunft bedeutete.
    Und so trug er sie hinauf ins Schlafzimmer, das er immer tadellos in Ordnung hielt, genauso wie es damals war, als Edwina noch lebte. Er schlief in seinem alten Schlafzimmer nebenan, dies hier konnte also von nun an Rosas Zimmer sein. Natürlich konnte keine Rede davon sein, dass er mit ihr genauso verfuhr wie mit den anderen. Es wäre ein Sakrileg, die Leiche seiner armen Tante zu entehren, und außerdem war ihr Blut verunreinigt wie das der ganzen Familie.
    Behutsam hob er ihren Mantel auf und zog eine zerknitterte Bäckertüte aus der Tasche. Er liebte die Verheißungen dieser weißen Bäckertüten mit ihrer weichen Wachsoberfläche und ihrem duftenden geheimnisvollen Inhalt. Es war die Verheißung von Überfluss und Nahrung, die unbeschreibliche Süße seiner Kindheit. Jetzt war er jedoch auf der Suche nach einer dunkleren Frucht, seine Seele hatte sich einem Weg verschrieben, von dem es kein Zurück mehr gab. Und trotzdem glaubte er nie wirklich daran, geschnappt zu werden – das passierte Menschen wie ihm nie, hatte er gelesen. Sie bezeichneten ihn als arrogant – na schön, einverstanden, dachte er, als er die Instrumente vorbereitete. Bis jetzt hatten sie ihn jedenfalls nicht geschnappt, vielleicht war seine Arroganz ja gerechtfertigt.
    Er beugte sich hinunter und küsste sie auf die Stirn. Dann verließ er auf Zehenspitzen den Raum und machte die Tür sorgfältig hinter sich zu. Tante Rosa sah aus, als könnte sie ein bisschen Ruhe gebrauchen. Er würde später noch einmal nach ihr sehen.

KAPITEL 71
    »Scheiße«, sagte Butts. »Wenn das nicht unser Täter ist, dann fresse ich einen Besen.«
    »Ich glaube, wir kommen auch ohne diese Anschaulichkeit aus«, fiel ihm Krieger ins Wort.
    Butts schaute finster. »Ich wollte doch bloß sagen –«
    Wieder ließ sie ihn nicht ausreden und sah Lee an. »Stimmen Sie zu, dass dies das Werk des sogenannten Van-Cortlandt-Vampirs ist?«
    »Ich halte es für sehr möglich«, antwortete er.
    »Na, diesmal war er schlampig – er hat möglicherweise seine DNS am Tatort hinterlassen«, sagte Quinlan. »Da ist Blut, das vielleicht vom Mörder stammt.«
    Butts runzelte die Stirn. »Das bringt uns überhaupt nichts, falls er nicht schon im System ist und wir eine Übereinstimmung kriegen.«
    »Oder ihn festnehmen«, fügte Krieger hinzu.
    »Ja, klar«, stimmte Butts ihr zu. »Aber das hilft uns nicht, ihn zu finden.«
    »Sie meinen also wirklich, er ist es?«, fragte Quinlan Lee. »Er hat dem Opfer das Blut nicht abgelassen. Außerdem ist das Opfer ein Mann.«
    »Aber die Notizen«, wandte Lee ein. »Gleiche Druckschrift und ein Songtext derselben Steampunk-Band.«
    Krieger runzelte die Stirn. »Vielleicht ein Trittbrettfahrer?«
    »Diese Details wurden nicht öffentlich gemacht. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Täter das gleiche Erkennungszeichen verwenden?«
    »Ziemlich gering«, meinte Quinlan. »Und ich kenne mich mit Wahrscheinlichkeiten aus.«
    »Wirklich?«, sagte Butts. »Wie kommt’s?«
    »Ich war mal verdeckt als Buchmacher bei einem Mafiaschwindel dabei. War verkabelt und hab versucht, was zu kriegen, das wir vor Gericht verwenden können.«
    »Und? Haben Sie?«, erkundigte sich Krieger.
    Quinlan schüttelte den Kopf. »Nein. Wurde beinahe umgelegt, nachdem ein oder zwei Mafiatypen dachten, ich verheimliche ihnen was. Musste jeden Tag befürchten, aufzufliegen und irgendwann mal im East River zu treiben.«
    »Im Gowanus-Kanal«, präzisierte Krieger.
    »Was?«
    »Dort laden sie die Leichen ab – im Gowanus-Kanal.« Sie zuckte mit den Achseln, als sie seinen Blick sah. »Ich war selbst mal verdeckte Ermittlerin.«
    »Harte Sache«, sagte Quinlan. »Hab’s nicht besonders gern gemacht.«
    »Na ja, in diesem Fall werden Sie’s auch nicht müssen«, erklärte Butts. »Wir brauchen jemanden außerhalb des Gebäudes, um seinen Fluchtweg abzudecken.«
    Quinlan war verwirrt. »Wovon reden Sie?«
    Krieger lächelte. »Oh, haben Sie noch nicht gehört? Wir gehen auf einen Ball.«
    Sie informierten ihn über Ruggles’ Computerrecherche

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