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in tausend Noeten

in tausend Noeten

Titel: in tausend Noeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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arbeitete sie nachmittags tüchtig, gemeinsam mit Petra und Doris.
    „Mir geht es mit den Schulfächern ähnlich wie mit dem Tanzen“, gestand sie Doris einmal. „Wenn man erst ernsthaft arbeitet, findet man auch Spaß daran.“
    Und Doris, der das Lernen zwar schwer fiel, die aber sonst recht pfiffig war, lachte. „Weißt du“, sagte sie zu Andrea, „oft sagen die Leute: Da ist aus Spaß plötzlich Ernst geworden. Aber bei dir läuft es umgekehrt: Da wird aus Ernst Spaß.“
    Sie freundeten sich im Lauf der Zeit auch an, und dann geschah etwas Sonderbares – freilich erst nach Wochen, als Grit längst nicht mehr in Lindenhof war: Petra stürzte eines Tages beim Sport und zog sich eine böse Sehnenzerrung zu. Ein paar Tage musste sie auf der Krankenstation liegen, bevor sie mit bandagiertem Bein wieder zu den Stunden humpeln konnte. Da mussten ihre beiden Freundinnen nun sehen, wie sie allein mit Grammatik, Fremdsprachen und Mathe zurechtkamen. Sie brachten die Aufgaben zwar immer mit, wenn sie Petra im Krankenzimmer besuchten. Aber sie fingen doch an, selbständig zu arbeiten. Und Doris gab sich dabei große Mühe, Andrea manches zu erklären, was die noch nicht nachgeholt hatte.
    „Sonderbar ist es“, sagte sie eines Tages, „wenn ich dir etwas erklären muss, da begreife ich es selber viel leichter.
    Doch das war – wie gesagt – erst ein paar Wochen später. Einstweilen feierten alle immer noch Wiedersehen nach den Ferien.
    Auch Mamsell war aus ihrer Heimat zurück, schwärmte von la belle France, ihrem schönen Frankreich, und berichtete allerlei lustige Geschichten. Doch nach etwa einer Viertelstunde sagte sie plötzlich: „Nun wird es aber ernst. Nehmt eure Arbeitshefte – bitte, Hilda, hole sie aus dem Schrank und verteile sie. Dann werde ich euch ein paar Vokabeln nennen, lauter Verben, und ihr schreibt die Hauptformen auf. Versteht ihr?“
    „Ja“, stöhnten die Mädchen. Das war ja ein richtiger Überfall aus heiterem Himmel! Wenn Mamsell jetzt schon so anfing, wie sollte es werden, wenn sie erst wieder richtig in Schwung kam? Sie sahen verstohlen zu ihr hin: Sie lächelte freundlich, während sie diktierte, und prüfte dann sehr streng, ob auch ja keine von der Nachbarin etwas abschrieb. O Mamsell!
    „Dürfen wir das Licht anknipsen?“, fragte Petra. „Es wird immer dunkler.“
    „Ja, gewiss.“
    Mamsell ging selber zum Lichtschalter. Doris benutzte die Gelegenheit, einen Blick auf Petras Heft zu werfen, und andere machten es ebenso. Aber schon saß Mamsell wieder an ihrem Pult.
    Mit einem Mal fuhren alle zusammen. Ein Blitz leuchtete auf – so grell, dass sie zusammenzuckten. Und gleich darauf donnerte es gewaltig.
    „Ein Gewitter im Januar“, jammerte eine, „das ist richtig unheimlich!“
    „Und ganz in der Nähe“, stöhnte eine andere.
    Mamsell sah erschrocken nach den schwarzen Wolken, die sich bedrohlich näherten. Wann kam der nächste Blitz?
    Er kam nicht. Dafür brach ein jäher Schneesturm los. Im Nu waren die Fensterscheiben wie zugeklebt von den dicken Flocken, die unaufhörlich dagegen prallten.
    Fassungslos sah Mamsell hinaus – war so etwas möglich? Das hatte sie noch nie erlebt. Sie hatte die Klasse fast vergessen.
    Für die Mädchen war der Schreck schnell vorbei. Sie begriffen sofort: Das war die Gelegenheit zum Abschreiben.
    Elli stupste Hilda an, die vor ihr saß und nun ihr Heft so hinschob, dass Elli und Andrea mühelos hineinschauen konnten. Petra beugte sich zu Doris hinüber und diktierte ihr sogar die richtigen Formen. Dabei prüfte sie, was die Freundin bis dahin vielleicht falsch gemacht hatte, und sagte es ihr. Hanni und Nanni verglichen ihre Arbeiten ... es war plötzlich ein viel größerer Eifer in der Klasse als vorher. Und Mamsell war von dem Schneesturm völlig in Anspruch genommen.
    Da legte sich das Unwetter. Die dicken Schneeschichten rutschten an den Scheiben herunter. Die dunklen Wolken waren verschwunden, es wurde wieder hell.
    Mamsell kehrte mit ihren Gedanken zur Klasse zurück. „Abominable – fürchterlich“, murmelte sie noch und besann sich wieder auf die Klassenarbeit. Sie sah in ihr Heft. Doch bevor sie noch das nächste Verb diktieren konnte, klingelte es. Die Stunde war aus. Die Hefte wurden eingesammelt.

    Die Arbeit war großartig ausgefallen. Auch die schwachen Schülerinnen hatten kaum Fehler ...
    Mamsell hatte gar keine Vorstellung davon, wie lange der Schneesturm gedauert und ihre Aufmerksamkeit gefesselt hatte.

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