in tausend Noeten
Ferien werden sie sicher wieder kommen, alle – auch Grit.“
„Eine tolle Geschichte“, sagte eine aus der Fünften, „wenn sogar die Polizei ins Haus kommt! Wer weiß, was die ausgefressen haben! Meinen Eltern darf ich das gar nicht erzählen, die nehmen mich glatt von der Schule!“
Herr Sullivan erschien gegen sechs, da war es schon finster. Frau Theobald und die Hausmutter brachten sie zum Wagen. Die Direktorin bat Herrn Sullivan zu einer kurzen Unterredung in ihr Zimmer.
Die Hausmutter steckte ihnen drei Päckchen zu: „Von Frau Theobald“, und ein viertes: „Von mir für unterwegs.“
Dann stieg der Vater ein und sie brausten los.
Grit löst das Geheimnis
„Herzlich willkommen!“, sagte Frau Sullivan zu Grit, die hinter den Zwillingen aus dem Wagen stieg. „Du bist nun bei uns zu Hause, wenigstens vorläufig.“
Im Wohnzimmer stand warmer Tee bereit, daneben ein großer Teller mit leckeren Broten. Lächelnd beobachtete die Mutter der Zwillinge, wie die drei zulangten.
„Kinder, Frau Theobalds Päckchen!“, erinnerte Nanni.
Das nahrhafte Paket der Hausmutter – voll Plätzchen und Süßigkeiten – war längst leer. Es war ja auch für unterwegs bestimmt gewesen. Aber nun waren sie neugierig, was Frau Theobald ihnen geschenkt hatte.
Die Schwestern fanden je einen wunderschönen Ohrring mit Korallen und Grit einen silbernen Anhänger in Filigranarbeit.
Dazu einen Zettel: „Alle drei Dinge stammen von Deiner Tante Valerie. Sag Hanni und Nanni, dass sie sich Anhänger aus den Ohrringen arbeiten lassen sollen. Den Silberschmuck kannst du Frau Sullivan schenken, wenn du magst. Und noch eins: Dein Versprechen zu schweigen, brauchst du Sullivans gegenüber nicht zu halten.“
So kam es, dass die Zwillinge am nächsten Abend eine tolle Geschichte hörten, die sie sich nie hätten träumen lassen und in der sie nun selber ein bisschen drinsteckten.
Am selben Abend erfuhren sie freilich nichts mehr darüber. Sie mussten bald ins Bett gehen und waren nach den Aufregungen des Tages rechtschaffen müde und gar nicht böse darüber.
„Hier kannst du nun ruhig schlafen, kleine Grit“, sagte Frau Sullivan und strich ihr über den Kopf.
„Niemand kann dir etwas tun. Bei uns bist du ganz sicher.“
„Wie sollte auch jemand erfahren, wo du steckst!“, rief Hanni. „Papi hat dich ja im Finstern entführt.“
Und Grit schlief wirklich tief, fest und sorglos.
Am nächsten Tag zeigten ihr die Zwillinge das Haus und den Garten. Wenn auch die Bäume kahl, die Beete abgeräumt waren und der große Rasenplatz ums Haus mehr braun als grün aussah, so fanden sie doch: Schöner konnte es in der ganzen Welt nicht sein. Am Abend freilich kamen ihnen in dieser Hinsicht Bedenken.
In der Dämmerstunde, als sie beim Tee saßen, fragte Frau Sullivan: „Willst du uns nicht von deiner Heimat erzählen, Grit? Oder tust du es nicht gern?“
„Doch“, antwortete Grit leise. „Nur ... verstehen Sie ... ich habe großes Heimweh. Vielleicht übertreibe ich manches. Ein Fremder findet es bei uns vielleicht gar nicht so schön.“
„Das fürchte ich nicht“, sagte Herr Sullivan, der gerade nach Hause gekommen war. „Und damit unsere Töchter sich alles richtig vorstellen können, habe ich ein Buch mitgebracht, das du ihnen zeigen kannst.“
Und das war Grits Geschichte: Sie stammte von den Philippinen. Die liegen zwischen dem Stillen Ozean und dem Südchinesischen Meer. Mehr als siebentausend Inseln gehören dazu und manche von ihnen sind noch so gut wie selbstständig, denn die Regierung ist weit.
Auf einer dieser Inseln war Grit aufgewachsen. Ihr Vater war Gouverneur eines großen Gebietes. Er stammte von den Philippinen, hatte aber in Europa studiert, in England, Frankreich und Deutschland. Von Europa hatte er sich seine Frau mitgebracht.
„Das Leben bei uns ist fröhlich und leicht“, sagte Grit, „wenigstens für uns Weiße. Fast immer scheint die Sonne, oft so sehr, dass weite Flächen ausgedorrt und verbrannt sind. Das sind die Savannen. Aber es gibt auch wunderbare Wälder, oft richtige Urwälder, und breite Flüsse. Das Meer ist blau. Muschel- und Koralleninseln liegen vor der Küste. Unsere Familie stammt von den Spaniern ab, die jahrhundertelang die Inseln beherrschten. Die eigentlichen Inselbewohner, die Filipinos, sind fröhlich, fleißig und wendig. Aber sie können auch aufbrausen und sind gefährlich, wenn jemand sie aufhetzt. Und gerade das geschah auf unserer Insel. Da war
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