in tausend Noeten
der Philippinen, in Manila, waren wir. Dort gibt es Ruinen und eine alte Stadtmauer aus der spanischen Zeit. Trotzdem ist Manila eine ganz moderne Stadt mit Hochhäusern und schönen Geschäften – kein Unterschied zu euren westlichen Großstädten.“ Und sie versprach: „Wenn ich erst wieder zu Hause bin, schicke ich euch Andenken, wie unsere Eingeborenen sie herstellen, Batiken und Silberschmuck. Ach, es ist einfach schön, bei uns zu leben!“
Die Zwillinge fanden, Grit müsse Ski laufen lernen. „Du bist eine glänzende Sportlerin. Da wird es für dich eine Kleinigkeit sein!“, sagte Hanni und Nanni fügte hinzu: „In eurem heißen Land kannst du es doch nicht. Also los!“
Sie holten die Ski ihrer Mutter heraus, fanden ein paar geeignete Schuhe und zogen mit Grit hinaus zu dem Hügel, auf dem ihr Vater ihnen früher das Skifahren beigebracht hatte. Es gab eine Menge Spaß beim Üben und Grit bekam außerdem einen gewaltigen Muskelkater. Aber sie war zäh: Schon am zweiten Tag rutschte sie mit den Zwillingen den Hang hinunter. Sie hatte alle Aussicht, einmal eine großartige Skiläuferin zu werden. Aber dann verlor Grit den Mut.
Sie fuhren einen Hang hinunter und hörten plötzlich Rufe und Schreie. Ein Unfall, zweifellos! Die Skiläufer sausten hin. Und dann hörten sie ein gewaltiges Brummen aus der Ferne. Ein Hubschrauber näherte sich. Sanitäter sprangen heraus, brachten eine Bahre und hoben den Verunglückten darauf. Der Hubschrauber brummte davon.
„Ob es schlimm ist?“, fragte Grit.
„Nein“, antwortete ein Skiläufer, „ich glaube nicht. Wohl nur ein glatter Schienbeinbruch. Der heilt schnell.“
Aber Grit war merkwürdig still geworden und bat die Schwestern: „Lasst uns aufhören!“ Am Abend erklärte sie: „Ski laufen möchte ich nicht mehr.“
Enttäuscht sahen die Zwillinge sie an. „Du hast es aber so schnell begriffen. Macht es dir keinen Spaß?“
„Doch“, sagte Grit, „aber bedenkt bitte: Wenn mir nun so etwas passiert wie heute dem jungen Mann und ich kann dann nicht gleich nach Hause fliegen, wenn meine Eltern mich rufen ...! Nein, ich traue mich einfach nicht mehr.“
„Grit hat recht!“, sagten die Eltern. „Ihr müsst euch in ihre Lage versetzen.“
„Ja.“ Hanni nickte. „Dein Einzug in den Palast wäre auf einem Gipsbein wenig eindrucksvoll.“
„Stattdessen wollen wir unserem Gast recht viel von unserer Heimat zeigen“, sagte Herr Sullivan.
Tag für Tag unternahmen sie Ausflüge, besuchten kleine Städte, deren alte Fachwerkhäuser und spitze Giebel Grit zum Lachen reizten. Sie gingen ins Kino oder sie spielten abends alle möglichen Spiele und verzehrten dabei genüsslich Kekse und Bratäpfel.
Bei Schneesturm kann man mogeln
Friedlich ging das Jahr für Grit zu Ende. Friedlich und hoffnungsfroh begann das neue. Frau Theobald schickte ihr einen Brief von Madame Ginet, der zuversichtlich klang.
So war es eine ganz neue Grit, die in der zweiten Januarwoche gemeinsam mit den Zwillingen nach Lindenhof zurückkehrte.
Erstaunt sahen ein paar Mädchen aus der Vierten und aus anderen Klassen, wie alle drei aus Herrn Sullivans Wagen stiegen. War das noch die ewig verzagte Grit, die da mit den Zwillingen ins Haus ging, Hilda zuwinkte und Carlotta ein „Hallo!“ zurief? Sie wirkte freier, gelöster, als sich die Schülerinnen im Speisesaal trafen.
„Grit, du kannst ja lachen!“, rief Andrea überrascht. „Und so nett siehst du dabei aus!“
Auch andere sprachen sie an, fragten nach den Ferien bei Sullivans und erzählten, was sie selber in den drei Wochen getan hatten.
Grit wurde immer vergnügter. Sie zeigte den Zwillingen einen Zettel. „Bald ist alles gut“, stand darauf – keine Anrede, keine Unterschrift. Doch für Grit war alles klar.
Ja, auch Andrea war wieder da. Sie erzählte, wie wunderbar schön sie es in Petras Elternhaus gehabt hatte. Ein gewaltiges Paket war von ihren Eltern gekommen, mit Geschenken, englischen Leckereien und mit Bildern von ihren letzten Aufführungen. Die zeigte sie nun herum. Mit einem Mal war Andrea wieder interessant. Auch ihre ehemaligen Anhängerinnen fanden sich plötzlich wieder ein. Bühnengrößen, berühmte Künstler – o ja, mit denen schmückte man sich gern, auch wenn es nur die Tochter war. Auf jeden Fall wollten sie sich Andreas Freundschaft erhalten.
Andrea war mit einem Mal gar nicht mehr faul. Es stellte sich heraus, dass sie während der Ferien fleißig mit Petra gebüffelt hatte. Nun
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