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In tiefer Sehnsucht

In tiefer Sehnsucht

Titel: In tiefer Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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rissigen Bürgersteige, dass die Tropfen fast einen Meter hochflogen. Mit einem Stoßseufzer machte sie sich auf den Weg, wobei sie ihre Handtasche schützend über ihren Kopf hielt.
    Hätte sie weniger Zeit mit schwärmerischen Gedanken an Nicholas Lee verbracht, wäre sie schon auf halbem Weg nach Hause. In ihren Stöckelschuhen rannte sie die Straße entlang, wobei sie sich Mühe gab, den größten Pfützen auszuweichen. Trotzdem war sie sofort nass bis auf die Haut. Der Regen dröhnte in ihren Ohren, und sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Wenigstens würde der Regen das Gesindel von den Straßen fernhalten. Hoffte sie wenigstens.
    Sie senkte den Kopf und versuchte, trotz des Regens schneller zu gehen.
    In wenigen Sekunden hätte sie ihr Auto erreicht …
    Isabelle taumelte, als sie etwas hart am Kopf traf. Der Schlag traf sie völlig überraschend und hätte sie beinahe umgeworfen. Sie krachte gegen die Wand des Backsteingebäudes, an dem sie sich mit der Hand entlanggetastet hatte, ohne viel sehen zu können. Ein schwerer Körper prallte gegen sie.
    Nach Luft schnappend versuchte sie sich zurechtzufinden. In ihren Ohren klingelte es, und sie konnte kaum etwas sehen. Der Schlag war so plötzlich gekommen, dass sie keine Zeit gehabt hatte zu reagieren. Ehe sie es sich versah, war sie von Männern mit verschlagenen, wütenden Gesichtern umzingelt. Sie war noch dabei, das Blut wegzublinzeln, das ihr in die Augen lief, als einer der Männer ihr die Handtasche aus der Hand riss. Er öffnete sie und warf laut auflachend das Pfefferspray weg. Isabelle streckte die Hand nach dem davonrollenden Spray aus und steckte einen weiteren harten Schlag ein, der ihren Kopf gegen die Hauswand krachen ließ und das Klingeln in ihren Ohren noch verstärkte.
    Mit tauben Fingern tastete sie nach dem Handy in ihrer Jackentasche, aber der Mann griff nach ihrer Hand, zog das Handy heraus und warf es auf den Boden.
    Benommen starrte Isabelle auf das kleine Gerät in der hellblauen Schutzhülle, das in einer schlammigen Pfütze gelandet war. Wimmernd streckte sie die Hand nach dem Telefon aus, als ihr jemand einen kräftigen Faustschlag in den Magen versetzte.
    Die Beine gaben unter ihr nach. Der Körper des Mannes, der sich fest gegen sie presste, war das Einzige, was sie aufrecht hielt. Sie wollte zurückweichen, aber die harte Backsteinwand in ihrem Rücken vereitelte jeden Fluchtversuch.
    »Wen wolltest du anrufen, Schlampe?«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sein heißer, nach Schnaps und Zigaretten stinkender Atem schnitt ihr die Luft ab. »Die Bullen?« Er lachte höhnisch. »Hier gibt’s keine Bullen, Lady.« Ein Chor rauer männlicher Stimmen feuerte ihn an. »Genau, Alter, gib’s ihr!«
    Alles ging furchtbar schnell. Isabelle blieb keine Zeit, zu sich zu kommen und sich zu wehren. Hände griffen nach ihr und warfen sie zu Boden. An dem rauen Beton des Bürgersteigs schürfte sie sich die Beine und Hände auf. Sie kam hart mit dem Kopf auf dem Boden auf und biss die Zähne zusammen, um nicht das Bewusstsein zu verlieren.
    Der Mann griff nach ihrer Halskette und zog mit aller Kraft daran.
    Noch einmal, jetzt noch kräftiger. Es handelte sich um eine schwere Goldkette. Wenn er sie ihr mit Gewalt abriss, würde er ihr das Genick brechen.
    Isabelle versuchte, laut zu schreien, aber wie in einem Albtraum brachte sie nicht mehr als einen gedämpften Gurgellaut zustande. Erbrochenes stieg ihr in die Kehle. Sie wollte dem Mann einen Tritt in die Leistengegend verpassen, verfehlte ihn aber. Er schlug noch einmal zu.
    »Du Schlampe«, zischte er. »Dafür wirst du bezahlen …«
    Plötzlich erstarrte er mitten in der Bewegung, das Gesicht zu einer grotesken Maske verzerrt, die beinahe komisch wirkte. Isabelle war so benommen, dass sie mehrere Sekunden brauchte, bis sie die klaffende Wunde in seiner Stirn bemerkte, die aussah wie ein monströses drittes Auge. Er machte ein paar taumelnde Schritte auf sie zu, während der heftige Regen das Blut genauso schnell von seiner Stirn wusch, wie es aus der Wunde schoss.
    Entsetzt rollte sie sich auf die Seite, bevor er auf sie fallen konnte.
    Als sie sich schluchzend umdrehte, sah sie einen weiteren Körper auf dem Bürgersteig liegen. Der Regen verfärbte sich an der Stelle leuchtend rot und bildete rosa Schlieren, wo das Blut vom Wasser verdünnt weggespült wurde.
    Einer ihrer Angreifer zog eine Pistole, bekam aber keine Gelegenheit mehr, sie abzufeuern. Eine hochgewachsene, muskulöse Gestalt

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