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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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gegeben, dass nun dem Hause selber beschert werden solle. Der alte Vitzewitz trat zwischen Türe und Weihnachtsbaum, und Lewins ansichtig werdend, der am Arm der Schwester dem Festzug voraufschritt, rief er ihm zu: »Willkommen, Lewin, in Hohen-Vietz.« Vater und Sohn begrüßten sich herzlich; dann setzten die Geschwister ihren Umgang um die Tafel fort, während draußen im Flur die Kinder wieder anstimmten:
     
    Lob, Ehr und Preis sei Gott,
    Dem Vater und dem Sohne,
    Und auch dem heil’gen Geist
    Im hohen Himmelsthrone.
     
    Der Zug löste sich nun auf und jeder trat an seinen Platz und seine Geschenke. Alles gefiel und erfreute, die Shawls,die Westen, die seidenen Tücher. Da lagerte kein Unmut, keine Enttäuschung auf den Stirnen; jeder wusste, dass schwere Zeiten waren und dass der viel heimgesuchte Herr von Hohen-Vietz sich mancher Entbehrung unterziehen musste, um die gute Sitte des Hauses auch in bösen Tagen aufrechtzuerhalten.
    Zu beiden Seiten des Kamins, über dessen breiter Marmorkonsole das überlebensgroße Bild des alten Matthias aufragte, waren auf kleinen Tischen die Gaben ausgebreitet, die der Vater für Lewin und Renaten gewählt hatte. Lieblingswünsche hatten ihre Erfüllung gefunden, sonst waren sie nicht reichlich. An Lewins Platz lag eine gezogene Doppelbüchse, Suhler Arbeit, sauber, leicht, fest, eine Freude für den Kenner.
    »Das ist für dich, Lewin. Wir leben in wunderbaren Tagen. Und nun komm und lass uns plaudern.«
    Beide traten in das nebenan gelegene Zimmer, während in der Halle die Weihnachtslichter niederbrannten.

PONYWEIHNACHT
    Erwin Strittmatter
     
    Kai, der Shetland-Fuchshengst mit der hellen Mähne, und Silva, die Fuchsschecke, sind unser Arbeitsgespann. Sie holen Brennholz aus dem Wald, trecken die Winterkohlen heran, und beim Pflügen des Gartenlandes flitzen sie mit dem kleinen Pflug unter den herabhängenden Obstbaumzweigen dahin.
    Das Zwergenreich der Menschen ist eine Erfindung der Phantasie. Das Zwergenreich der Pferde gibt es. Ein Shetlandfohlen kann sich unter dem Küchentisch verstecken, wenn seine Mutter in die Küche kommt, um Hartbrot zu erbetteln.
    Zuweilen fährt Meister Emil mit dem Arbeitsgespann in die kleine Nachbarstadt. Wenn die Shetländer vor ihrem rotberäderten Kastenwägelchen durch die Straßen trappeln, stockt der Verkehr. Der Volkspolizist mit der weißen Mütze bekommt glänzende Jungenaugen und wird nachsichtig. Verkäuferinnen kommen aus den Geschäften und bringen den Pferden Leckerbissen, und die Kurgäste kramen aufgesparten Kaffeezucker aus ihren Handtaschen. Meister Emil sitzt stolz auf dem Kutschbock und lässt seine Ponys bewundern, und es fällt auch ein bisschen Bewunderung für ihn ab. »Was fängst du mit so kleinen Pferden an?«, necken die Bauern.
    »Der Hengst steht zu Hause im Glasschrank, und die Stute spielt Klavier.«
    Fröhliches Gelächter hallt durch die Hauptstraße der kleinen Stadt. Manchmal lässt der Meister eine Schar sehnsüchtig blickender Kinder aufsitzen. Die Schulkinder füttern die Ponys zum Dank für die Fahrt mit übriggebliebenen Frühstücksbroten. Nirgendwohin laufen die Shetländer so schnell wie in die kleine Stadt. Die Leckerbissen locken.
    Wenn die Wiesen noch nicht mit verharschtem Schnee bedeckt sind, weiden die kleinen Pferde frei hinterm Haus. Sie fressen dort die von den Kühen stehen gelassenen Geilstellen ab und verschmähen auch Disteln und Brennnesseln nicht. Die Wiesen werden glatt wie eine Tenne, ein Vorteil beim Mähen im nächsten Jahr. Am frühen Abend kommen die Pferde nach Hause und erhalten Heu zum Nachtisch.
    Die Wintertage wurden kürzer und kürzer, und es waren schon drei Fröste übers Land gegangen, das Gras schmeckte bitter, und die Ponys zogen suchend auf den Wiesen umher. Am Abend waren sie verschwunden. Es war der Weihnachtsabend. Die Kinder warteten auf die Bescherung, und ich suchte die Ponys. Ich ritt kilometerweit, durchstöberte die Wiesenwinkel, durchsuchte Gebüsche und Schonungen und fand die Ausreißer nicht. Die Sterne funkelten grünlich, als ich, ohne die Pferde gefunden zu haben, nach Hause ritt, und ich öffnete das Hoftor, für den Fall, dass sie nachts heimkommen würden.
    Es wurde ein unruhiger Weihnachtsabend. Immer wieder stockte das Spiel der Kinder. »Unsere Ponys, unsere Ponys, wo werden die sein?«
    Ich war mehr draußen als in der Feststube, war im Hof, im Garten und am Waldrand, und ich wachte nachts auf, denn es war mir, als hätte ich Getrappel

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