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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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CHRISTGEDICHT VOM OCHS UND ESELEIN BEI DER KRIPPEN
    Friedrich Spee von Langenfeld
     
    Der Wind auf leeren Straßen
    Streckt aus die Flügel sein,
    Streicht hin gar scharf ohn’ Maßen
    Zur Bethlems Krippen ein;
    Er brummlet hin und wieder
    Der fliegend Winterbot,
    Greift an die Gleich und Glieder
    Dem frisch vermenschten Gott.
     
    Ach, ach, laß ab von Brausen,
    Laß ab, du schnöder Wind,
    Laß ab von kaltem Sausen
    Und schon dem schönen Kind!
    Vielmehr du deine Schwingen
    Zerschlag im wilden Meer,
    Allda dich satt magst ringen,
    Kehr nur nit wieder her!
     
    Mit dir nun muß ich kosen,
    Mit dir, o Joseph mein,
    Das Futter misch mit Rosen
    Dem Ochs und Eselein,
    Mach deinen frommen Tieren
    So lieblichs Mischgemüs,
    Bald, bald, ohn Zeit verlieren
    Mach ihn’ den Atem süß!
     
    Drauf blaset her, ihr beiden,
    Mit süßem Rosenwind,
    Ochs, Esel wohl bescheiden,
    Und wärmet’s nacket Kind.
    Ach, blaset her und hauchet,
    Aha, aha, aha.
    Fort, fort, euch weidlich brauchet,
    Aha, aha, aha.

WEIHNACHT
    Eva Strittmatter
     
    Gebenedeite Dunkelheit
    Des Weihnachtsabends. Heilig, heilig!
    Engel lobsangen einst. Die Zeit,
    Da sie lobsangen, sie ging eilig
    Vorbei. Schön war der Farbenschein,
    Der aus den Kirchenfenstern schien.
    Und Weihnacht hatte Schnee zu sein.
    Das bunte Licht ließ ihn erblühn.
    Da blühten Rosen überm Schnee
    Und trieben hin im Orgelwind.
    Und Lilien gelb und blau ein See,
    In dem die Fische golden sind.
    Und Grün, der Lustlaut neben Rot,
    Nach dem die Orgel aufwärts jagt,
    Eh sie ihn fängt im Jubeltod
    Und eine Stimme
Amen
sagt   …
    Alles in eins und unverstanden.
    Nur Farben, Töne, Wortgeruch:
    Drei
Mohren kamen aus
drei
Landen.
    Ein Stern stieg auf aus einem Buch
    Und stand sehr sichtbar uns zu Häupten.
    Wir hielten ihn mit unserm Singen,
    Bis daß die Schneerosen zerstäubten
    Und wir ins Dunkel heimwärts gingen.

WEIHNACHT
    Karl Kraus
     
    Dezember 1908
    Als ich am heiligen Abend mit einem Freunde reiste, um der Stimmung zu entgehen, zu der uns die Stimmung fehlte, erkannte ich, wie sich das Bild der Welt verändert hat, seitdem ihr die Stimmung vorgeschrieben ist. Drei Handlungsreisende, die in der dritten Wagenklasse nicht mehr Platz gefunden hatten, drangen in unser Coupé und begannen sofort von Geschäften zu sprechen. Sie sprachen aber in einem Ton, der etwa den Ernst jenes Lebens offenbarte, aus dem die Anekdoten ihren Humor schöpfen. Wir räumten das Feld, und nachdem wir eine Weile von draußen einem Kartenspiel hatten zusehen müssen, bekamen wir Plätze in der ersten Klasse angewiesen. Dort erkannte ich die Bedeutung dieses Abenteuers in dieser Nacht: Wer ohne Abschied von Gott den Zug bestiegen hat, wird ihn als guter Christ verlassen. Er ist bekehrt, er sehnt sich wieder nach dem Duft von Harz und Wachs und Familie. Ihm, nur ihm wurden solch heilige drei Könige gesendet   … So hätten auch wir unsere Weihnacht erlebt, wenn nicht die Stimmung, der wir uns also ergeben mußten, durch eben jene wieder gestört worden wäre. Denn sie drangen nun auch in die erste Klasse und verlangten Genugtuung, weil sie vermuten zu können glaubten, daß wir uns über ihr morgenländisches Betragen beim Schaffner beschwert hätten. Sie sagten stolz, sie seien Kaufleute. Sie zogen die Stiefel aus und spielten Tarock. Sie borgten sich die Ehre von Gott in der Höhe, nahmen den Frieden von der Erde und waren den Menschen kein Wohlgefallen.
    Wir aber, die den Weihnachtstraum wieder entschwinden sahen, beugten uns vor der Übermacht der Religion, für die sie reisten   … Wer vermöchte sich ihr zu entziehen? Sie drang aus der dritten empor in die zweite Klasse, und sie übt Vergeltung bis in die erste Klasse. Im Diesseits und im Jenseits gewinnt sie um geringern Lohn den bessern Platz. Sie läßt das Leben nicht zur Ruhe kommen, und in der Kunst erreicht sie es mühelos, daß man ihr die bequeme Geltung einräumt. Sie ist da, und man flüchtet auf den Korridor. Zieht man sich dann aber in die Unsterblichkeit zurück, so verschafft sie sich auch dort Einlaß. Sie ist da und dort. Vor der Allgewalt des Geschäftsreisenden ist in der Welt des heiligen Geistes kein Entrinnen.

PROSIT NEUJAHR!

ZUM NEUEN JAHR
    Eduard Mörike
     
    Wie heimlicher Weise
    Ein Engelein leise
    Mit rosigen Füßen
    Die Erde betritt,
    So nahte der Morgen.
    Jauchzt ihm, ihr Frommen,
    Ein heilig Willkommen,
    Ein heilig Willkommen!
    Herz, jauchze du mit!
     
    In Ihm sei’s begonnen,
    Der Monde und Sonnen
    An

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