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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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blauen Gezelten
    Des Himmels bewegt.
    Du, Vater, du rate!
    Lenke du und wende!
    Herr, dir in die Hände
    Sei Anfang und Ende,
    Sei alles gelegt!

ZUM NEUEN JAHR
    Johann Wolfgang Goethe
     
    Zwischen dem Alten
    Zwischen dem Neuen,
    Hier uns zu freuen,
    Schenkt uns das Glück,
    Und das Vergangne
    Heißt mit Vertrauen
    Vorwärts zu schauen,
    Schauen zurück.
     
    Stunden der Plage,
    Leider, sie scheiden
    Treue von Leiden,
    Liebe von Lust;
    Bessere Tage
    Sammeln uns wieder,
    Heitere Lieder
    Stärken die Brust.
     
    Leiden und Freuden,
    Jener verschwundnen,
    Sind die Verbundnen
    Fröhlich gedenk.
    O des Geschickes
    Seltsamer Windung!
    Alte Verbindung,
    Neues Geschenk!
     
    Dankt es dem regen,
    Wogenden Glücke,
    Dankt dem Geschicke
    Männiglich Gut,
    Freut euch des Wechsels
    Heiterer Triebe,
    Offener Liebe,
    Heimlicher Glut!
     
    Andere schauen
    Deckende Falten
    Über dem Alten
    Traurig und scheu;
    Aber uns leuchtet
    Freundliche Treue;
    Sehet, das Neue
    Findet uns neu.
     
    So wie im Tanze
    Bald sich verschwindet,
    Wieder sich findet
    Liebendes Paar;
    So durch des Lebens
    Wirrende Beugung
    Führe die Neigung
    Uns in das Jahr.

SYLVESTER
    Kurt Tucholsky
     
    Was fange ich Sylvester an?
    Geh ich in Frack und meinen kessen
    blausanen Strümpfen zu dem Essen,
    das Herr Genraldirektor gibt?
    Wo man heut nur beim Tanzen schiebt?
    Die Hausfrau dehnt sich wild im Sessel –
    der Hausherr tut das sonst bei Dressel   –,
    das junge Volk verdrückt sich bald.
    Der Sekt ist warm. Der Kaffee kalt –
    Prost Neujahr!
    Ach, ich armer Mann!
    Was fange ich Sylvester an?
     
    Wälz ich mich im Familienschoße?
    Erst gibt es Hecht mit süßer Sauce,
    dann gibts Gelee. Dann gibt es Krach.
    Der greise Männe selbst wird schwach.
    Aufsteigen üble Knatschgerüche.
    Der Hans knutscht Minna in der Küche.
    Um zwölf steht Rührung auf der Uhr.
    Die Bowle   –! (»Leichter Mosel« nur –).
    Prost Neujahr!
    Ach, ich armer Mann!
    Was fange ich Sylvester an?
     
    Mach ich ins Amüsiervergnügen?
    Drück ich mich in den Stadtbahnzügen?
    Schrei ich in einer schwulen Bar:
    »Huch, Schneeballblüte! Prost Neujahr   –!«
    Geh ich zur Firma Sklarz Geschwister –
    (Nein, nein – ich bin ja kein Minister!)
    Bleigießen? Ists ein Fladen klein:
    Dies wird wohl Deutschlands Zukunft sein   …
    Prost Neujahr!
    Helft mir armem Mann!
    Was fang ich bloß Sylvester an?
     
    (Einladungen dankend verbeten.)
     
    30.
Dezember
1920

WAS UNTERNEHME ICH SYLVESTER?
    Kurt Tucholsky
     
    Soll ich zu Kallmanns gehen? Die zünden ihren Tannenbaum an, drehen das Grammophon auf, das ihnen »Stille Nacht, heilige Nacht« vorkratzt, die Kinder lagern sich mit den Torsos ihrer Spielsachen auf den guten Teppich, und Vater raucht die neue Pfeife an. Mutter Kallmann spricht mit mir über die Dienstbotenmisere, und ich sage: »Jawohl, gnädige Frau!   … Gewiß, gnädige Frau!   … Denken Sie nur, gnädige Frau!« Das andre sagt sie. Ich werde doch lieber nicht zu Kallmanns gehen.
    Soll ich zu meiner Freundin mit der schönen Seele und den dicken Beinen gehen? Sie wird feuchte, große Augen machen und mich mit Erinnerungen plagen. Sie wird feierlich gestimmt sein, was ihr gar nicht steht, und wird hochzeremoniös – auch sie – den Weihnachtsbaum entzünden und sagen: »Lieber Peter   … « Bu. Ich werde doch lieber nicht zu meiner schönen Seele gehen.
    Soll ich auf einen öffentlichen Ball gehen? Da werden sich zweitausend Menschen in Räumen drängen, die nur für zweihundert berechnet sind. Kellner werden sich den Sacharinsekt zu Valutapreisen aus den Händen schlagen lassen, und irgendwo im Wirbel und Rauch lärmt eine Kapelle. In der Mitte tun ein paar Leute so, als ob sie tanzten. Es sind alle da: man zeigt sich die Herren aus der Wilhelm-Straße, Kino-Namen werden geflüstert, und die Bühne hat ihre besten Vertreter   … auch die Wissenschaft   … Nur die Kokotten benehmen sich anständig. Wer wird auch Sylvester fachsimpeln, wenn man’s das ganze Jahr tun muß   …! Die Luft wird stickig und verbraucht sein, die Scherze auch. Nein – ich werde doch lieber nicht auf einen öffentlichen Ball gehen.
    Soll ich auf einen privaten Ball gehen? (Oho! Ich bin eingeladen!) Die Zimmer werden ausgeräumt sein, die Lampen blau und lila umkleidet. Es wird Sekt geben und kleine Brötchen. Am Klavier ein Mann und eine Geige. Es wird viel und hingebend getanzt. Auf dem Teppich und auf den Sofas knautschen sich die Paare, so, als ob es auf der ganzen weiten Erde

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