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In Vino Veritas

In Vino Veritas

Titel: In Vino Veritas
Autoren: Carsten Henn
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jedoch nicht, denn die Tropfen von der Ahr kosten ihr
Geld. Das liegt zum einen an der aufwändigen Arbeit in den Steillagen, vor
allem aber an der großen Nachfrage. In Deutschland herrscht zurzeit ein wahrer
Rotweinboom. Zudem hatte die Ahr jahrzehntelang eine zahlungskräftige
Käuferschicht vor der Haustür: die Regierenden in Bonn.
    Wer die Kosten nicht scheut, wird mit begeisternden Weinen belohnt.
Die qualitativ wichtigsten Rebsorten des Tals sind der Spätburgunder und der
Frühburgunder. Letzterer ist eine Mutation aus dem Ersteren. Er wird, wie sein
Name schon sagt, ein wenig früher reif. Vom Geschmack her unterscheidet er sich
klein aber fein von seinem großen Bruder. Erschmecken Sie selbst, welchen Sie
lieber mögen. Spätburgunder wird überall in Deutschland angebaut, der
Frühburgunder dagegen ist eine echte Spezialität der Ahr. In dieser Breite ist
er sonst nirgendwo zu finden. Fast überall sind die trockenen Spät- und
Auslesen dieser beiden Burgundertrauben die Vorzeigeweine. Dazu kommen die
Spezialitäten der Güter. Weine, die nicht unbedingt besser, aber unbedingt
interessant sind.
    Am einfachsten und ohne Voranmeldung kann man bei den
Genossenschaften einkehren, die in den letzten Jahren einen wahren
Qualitätsschub durchgemacht haben. Ganz vorne liegt die WzG. Mayschoss-Altenahr
(übrigens die älteste Winzergenossenschaft Deutschlands, gegründet 1868), gefolgt von der Weinmanufaktur Dagernova
und den Genossen aus Walporzheim.
    Meine liebsten Weingüter befinden sich alle in privater Hand. Ich
liste sie in alphabetischer Reihenfolge. Bevor Sie anfangen zu spekulieren:
Auch bei Namensähnlichkeiten sollten Sie nicht davon ausgehen, dass etwas eins
zu eins für den Krimi übernommen wurde. Die Charaktere im Buch sind fiktiv und
haben nichts mit real existierenden Personen gemein.
    Beginnen wir mit dem Buchstaben »A«. Die famosen Spätburgunder des
Ahrweiler Weinguts J. J. Adeneuer vereinen ahrtypische Feinheit mit einer
tief schlummernden Kraft. Das von zwei Brüdern geführte Gut ist der
Ahr-Aufsteiger der letzten Jahren schlechthin. Mit der »Walporzheimer
Gärkammer« hat man die kleinste Spitzenlage Europas im Alleinbesitz, eine
weitere Besonderheit sind die ältesten Dornfelder-Rebstöcke des Tals.
    Winzer Wolfgang Hehle vom Deutzerhof hat es in den letzten Jahren
geschafft, die größte Konstanz aller Ahr-Weingüter zu erlangen. Selbst in
schwachen Jahren erzeugt er große Weine. Und noch wichtiger: Bei ihm gibt es
keinen »kleinen« Wein. Auch die einfachen Qualitäten sind prima, die
Spitzenweine sind grandios – hier können Sie blind kaufen. An speziellen
Tipps gibt es beim Deutzerhof einiges. Mit dem »Alfred C.« zum Beispiel
den besten Portugieser des Tals, und in jedem Jahr einem der besten
Deutschlands. Mit dem Riesling »Catharina C.« und auch dem Chardonnay
beweist Hehle, was im Weißweinbereich an der Ahr möglich ist. Freunde edelsüßer
Weine sollten die Auslesen und Eisweine probieren. So was bekommen sonst (fast)
nur die Moselaner hin. Und als wäre das noch nicht genug, macht er auch noch
exzellente Rosés. Der einfache ist ein idealer Sommerwein, der große »Saumon de
l’Ahr« ist etwas für die festliche Tafel.
    Weiter geht es mit »K« wie Kreuzberg. Die Besitzer sind eine wahre
Familienbande, handelt es sich doch wie beim Weingut Adeneuer um zwei Brüder,
rheinische Frohnaturen noch dazu: Ludwig und Kellermeister Hermann-Josef. Das
Duo liebt es abenteuerlich, keines der Toppweingüter an der Ahr ist so
experimentierfreudig. Gemeint sind damit die angebauten Rebsorten. Bei den
Kreuzbergs finden sich auch die in Deutschland eher seltenen Regent und
Cabernet Sauvignon. Beide in Qualitäten, die zur deutschen Spitze gehören.
Sogar Cabernet Franc ist dank den Brüdern nun im Ahrtal heimisch. Ein weiteres
Schmankerl ist der Rotsekt Brut, sicherlich der beste wirklich trockene rote
Schaumwein des Tals und ein Erlebnis für alle, die dieser Spezialität bisher
nur in Form klebrigen Krimsektes begegnet sind. Mein besonderer Tipp sind die
Brände, welche – untypisch für die Ahr – geradezu preiswert angeboten
werden. Übrigens: Zum Weingut gehört eine Gutsschänke, diese ist bei den
Ahrschwärmern sehr beliebt, stets gut besucht und der ideale Ort, um nach einem
Ausflug etwas zu essen.
    Kommen wir zu »M« wie Meyer-Näkel. Dahinter verbirgt sich der
Grandseigneur der Weinszene im Tal, Werner Näkel. Er setzte als erster vor
Jahren qualitative Akzente, war
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