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In Vino Veritas

In Vino Veritas

Titel: In Vino Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Henn
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Unrecht verdächtigt habe. Und zweitens
wollte ich die dabeihaben, die meine Ermittlungen torpediert, mir Steine in den
Weg gelegt und nicht an mich geglaubt haben, ganz vorne Dr. Bäcker, um ihnen
meinen Erfolg …«
    »… unter die Nase zu reiben!«, ergänzte von Reuschenberg und
lachte. »Das ist Ihnen ja auch gelungen! Schmeckt übrigens fabelhaft. Auch wenn
ich mich da wiederhole!«
    Sie nahm sich einen großen Happen Labskaus. Julius hatte generös
Kaviar darauf verteilt.
    »Wiederholen Sie sich ruhig, so oft Sie wollen! Wundert mich selbst,
dass dieses Kuddelmuddel tatsächlich schmeckt.«
    » Hervorragend schmeckt. Aber was ich nicht
verstehe: Wenn Sie wussten, dass es Rude war, warum haben Sie dann so vieles
auf den Tellern arrangiert, das nichts mit ihm zu tun hatte? Zum Beispiel die
Burg Are, die auf die Suppe gepudert war, oder der Lachs?«
    Julius musste lächeln. Sie hatte es bemerkt. Gott sei Dank war sie
die Einzige.
    »Tja, ich weiß nicht, ob ich Ihnen das wirklich erzählen
soll …«
    »Lassen Sie mich raten: Sie waren sich doch nicht so sicher!«
    Julius verzog keine Miene. »Kann ich Ihnen noch etwas stilles Wasser
einschenken?«
    Von Reuschenberg schüttelte den Kopf. »Ich bin jetzt an geistiger
Nahrung und keiner flüssigen interessiert! Rücken Sie schon raus damit, ich
verrat es auch keinem!«
    »Kommissarinnen-Ehrenwort?«
    »Indianerinnen-Ehrenwort!«
    Das war natürlich noch besser.
    »Also gut, Sie haben Recht, es war eine Rückversicherung. Ich
dachte, falls ich falsch liege – was ich nicht tat! – und ein anderer
der Täter sein sollte, so würde auch dieser durch das Menü provoziert werden.
August Herold durch einen seiner Weine und den Lachs, den er ja im Tal betreut,
Bäcker durch die aufgepuderte Burg Are, also das Zeichen der Weinbruderschaft,
Antoine Carême durch die Suppe im Stil seiner Küche. Dazu die kulinarischen
Hinweise auf die Morde, die ja für alle gleich waren: der Baumkuchen, der mehr
ein Stöckchen-Kuchen war, die Blutorangensauce, der Trester, der mit Rappen
vergorene Wein, das Golfball-Eis, und natürlich«, er zwinkerte ihr zu, »das selbst geschossene Kaninchen. Irgendein Mörder
wäre schon raus zu mir auf den Hof gekommen!«
    »Stelldichein mit einem Mörder. Schon ein merkwürdiges Hobby für
einen Koch.«
    »Hobby würde ich das nicht nennen. Eher Notwehr, schließlich hatten
Sie mich auf dem Kieker. Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen solch ein
exklusives Menü auftische …«
    »Es tut mir ja Leid, aber Sie müssen wissen«, sie warf ihm einen
verführerischen Blick zu, »der Mörder musste sehr intelligent sein, und da
waren Sie natürlich erste Wahl!«
    Julius lachte. »So kommen Sie da nicht raus! Soll ich schon den
nächsten Gang holen?«
    »Oh ja, bitte! Und am besten den übernächsten auch gleich!«
    »Gestern noch hätten Sie sich nicht mit mir an einen Tisch gesetzt,
aus Angst, Sie hätten plötzlich ein Messer im Rücken!«
    »Oder besser eine Schere für den Rebschnitt – das hätte zur
Handschrift des Mörders gepasst.«
    Julius huschte in die Küche und kehrte mit dem Herbsttrompetensalat
zurück. »Von den Wingertsknorzen ist leider nichts mehr da. Ich hab Ihnen
stattdessen ein paar Butterspätzle gemacht.«
    »Da will ich mal gnädig drüber hinwegsehen …«
    »Jetzt aber raus mit der Sprache! Wieso haben Sie geglaubt, ich wäre
es gewesen? Wie kam es, dass jemand so Gescheites so danebenlag?«
    Julius sah sie fordernd an. Von Reuschenberg legte Messer und Gabel
weg, um die Hände zu heben, signalisierend: Ich ergebe mich.
    »Ist ja gut! Ja, ich habe einen Fehler gemacht, ja, ich habe Sie zu
Unrecht verdächtigt, ja, ich bin eine schlechte, schlechte Ermittlerin. Kann
ich jetzt vielleicht noch einen kleinen Schluck Wein bekommen?«
    »Reden Sie nur weiter! Ich schenk Ihnen dann schon ein.«
    »Allerdings habe ich nicht gedacht, dass Sie alle Morde begangen haben.«
    »Für so intelligent haben Sie mich dann doch nicht gehalten …«
    »Neeeein, wegen des Alibis für die erste Tat. Diesen Mord hatte ihr
Kompagnon auf dem Gewissen.«
    »Hans-Hubert Rude?«
    »Ah, woher! August Herold! So ein löchriges Alibi!«
    »Und sein Motiv war?«
    »Er wollte den ärgsten Konkurrenten aus dem Weg räumen und das
Weingut übernehmen, da hab ich den Zeitungen Recht gegeben.«
    »Und mein Motiv war?«
    »Aber nicht lachen, versprochen?«
    »Großes Indianerinnen-, nein, Kommissarinnen-Ehrenwort!«
    »Liebe.«
    » Liebe ?!«
    »Ja, weil

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