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In Vino Veritas

In Vino Veritas

Titel: In Vino Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Henn
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Sie sich so für Ihre Großkusine eingesetzt haben, dachte
ich, da läuft was zwischen Ihnen. Läuft da was?«
    » Nein .«
    »Vom Verwandtschaftsgrad her wär das kein Problem.«
    »Also!«
    »Wie dem auch sei. Ihr Deal mit Herold war, er bringt Siegfried
Schultze-Nögel um, Sie haben freie Bahn für die Witwe, und wenn der Trauschein
da ist, überschreiben Sie peu a peu das Weingut an Herold.«
    »Und die anderen Ermordeten?«
    »Mitwisser.«
    »Und wer hat die umgebracht?«
    »Sie.«
    »Na, danke. Und Sie glauben wirklich, ich würde Ihnen noch einen
Gang servieren?«
    »Ist die Vermutung mit Ihrer Großkusine denn so abwegig?«
    »Abwegiger!«
    Das Telefon im Restaurant klingelte. Julius hatte keine Lust,
abzunehmen.
    »Franz-Xaver! Herr Oberkellner, gehen S’ mal ans Telefon!«
    Keine Reaktion.
    » Franz-Xaver !«
    Aus der Küche drang ein muffig gebrülltes: »Herrgottsackra, ich geh
ja schon!«
    Julius legte die Stirn in Falten. »Personal, nur Ärger hat man mit
dem!«
    »Ja, vor dem Krieg war alles besser. – Haben Sie übrigens
mitbekommen, dass Ihre Großkusine sich am gestrigen Abend, wahrscheinlich durch
die Freude, dass der Mörder Ihres Mannes endlich gestellt wurde, wieder an die
fragliche Nacht erinnert hat?«
    »Tatsächlich?«
    »Sie sagt, sie hätte sich nach dem Streit mit ihrem Mann ins Bett
gelegt, sei dann aber wieder aufgestanden und in den Flaschenkeller gegangen,
um sich hemmungslos zu betrinken. Dabei hat sie wohl ihr Nachthemd so besudelt.
Markus Brück hat sie dann netterweise ins Bett gebracht und am nächsten Tag das
Kleidungsstück zur Wäscherei gebracht. Die liegt auf dem Weg von seiner Wohnung
zum Weingut.«
    »Und warum hat Markus das nicht erzählt?«
    »Er hatte wohl Angst, dass ihm eine Affäre angedichtet wird.«
    »So was geht ja schnell, nicht wahr, Frau von Reuschenberg …?«
    »Ich hab mich schon entschuldigt!«
    Julius nahm etwas vom Stuhl, der neben ihm stand.
    »Aber dafür haben Sie sich noch nicht
entschuldigt!«
    In seiner Hand befanden sich die aktuellen Ausgaben der hiesigen
Tageszeitungen. Sie titelten einhellig: »Kulinarischer Detektiv fasst Rote
Bestie!«, »Serienmörder gestellt – Koch überführte ihn mit Menü«. Alle mit
Fotos des Helden versehen, die vermutlich aus dem Archiv gekramt waren. Auf
einem hatte Julius sogar noch alle Haare auf dem Kopf und eine Taille, die Brad
Pitt Ehre gemacht hätte. Ein besonders lokalpatriotisches Blatt hatte unter
eine der Abbildungen Folgendes geschrieben: »Julius Eichendorff – Der
klügste Koch Deutschlands kommt aus dem Ahrtal«.
    »Als Quelle ist hier die Polizei angegeben, eine Frau von
Reuschenberg.«
    »Die junge Dame ist nur ihrer Mitteilungspflicht nachgekommen. Was
Recht ist, muss schließlich Recht bleiben.«
    »Da reden wir noch mal drüber.«
    »Vielleicht wirkt es sich ja strafmindernd aus, dass ich Ihnen
gestern Abend das Leben gerettet habe?«
    Franz-Xaver kam in den Garten getrottet. »Du sollst bittschön mal
ans Telefon kommen.«
    »Ich kann jetzt nicht. Sag, ich ruf zurück.«
    »Na, geht net, lässt sich net abwimmeln.«
    »Ist schon okay«, sagte von Reuschenberg. »Ich kenn das.«
    Mit einem »Entschuldigung« auf den Lippen trollte sich Julius zum
Telefon und bellte mehr in selbiges, als dass er hineinsprach.
    »Eichendorff!«
    Franz-Xaver hatte sich neben ihn gestellt und lauschte auf die Worte
seines Chefs und Freundes.
    »Ja … ah, so … jaaa … das freut mich … das ist
nicht wahr! … ja … soso … fanden Sie das? … mhm …
danke! … ja … Ihnen auch … Wiederwieder.«
    Julius blickte Franz-Xaver an. Franz-Xaver blickte Julius an. Sie
gaben sich die Hand. Dann lachten sie lauthals los, schnappten sich jeder einen
Topf und einen Kochlöffel und rannten scheppernd durch die Küche.
    Von Reuschenberg erschien in der Tür. »Was ist denn hier los? Haben
Sie die Weinflaschen ohne mich leer getrunken?«
    Julius nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. »Viel besser,
gerade rief –«
    »Wart, Julius! Ich hab’s mit der Aufnahme-Funktion des
Anrufbeantworters gespeichert. Man muss nur hier drücken.«
    Es piepste.
    »… Ich hol ihn gleich, Sekunde bitte …«
    Das war noch die Stimme von Franz-Xaver gewesen. Dann waren schwere
Schritte gefolgt von einer schweren Stimme zu hören.
    »Eichendorff!«
    »Sind Sie der große Kochkünstler, der in der ›Alten Eiche‹ Regiment
führt?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist, ach, mein Name tut nichts zur Sache, darf ich

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