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Incognita

Incognita

Titel: Incognita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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eine Traum-Reise in unserem Labor. Das haben uns unabhängige medizinische Gutachter bestätigt.«
    John schwieg. Er wusste noch immer nicht, was er davon halten sollte.
    Gordon fuhr fort: »Noch einmal: In meinem Labor befindet sich keine Zeitmaschine und kein Teleporter. So schlau sind wir hier leider nicht. Die Maschine, an die wir dich angeschlossen haben, hat nur eine einzige Funktion: Während du dich im Dauerschlaf befindest, simuliert sie in deinem Gehirn eine von uns vorgegebene Traumwelt. Übrigens mit einer fantastischen Übertragungsrate von zwei Gigabyte pro Sekunde – wir speisen dir unsere Geschichte sozusagen im Zeitraffertempo ein. Dein Gehirn verarbeitet die Informationen im Traum aber so, dass der Zeitablauf für dich normal wirkt.« Er dachte einen Moment lang nach, bevor er seine Erklärungen fortsetzte. »Im Grunde handelt es sich bei unserer Technik nur um die konsequente Weiterentwicklung der neuesten Computerspiele-Generation – und die leistet bereits Beachtliches. Heute – gerade mal zwanzig Jahre nach Pacman – existieren Rollenspiele, die dich in eine komplett andere Welt entführen. Ein solches Spiel umfasst Tausende von Animationen und unzählige Soundeffekte. Es gibt Entwickler-Tools, die gewährleisten, dass in einer gigantischen Spielewelt kein Baum wie der andere aussieht. Und längst lassen sich Computerspiele-Firmen die Gesichter von Schauspielern oder Spitzensportlern lizenzieren, die sie dann digitalisiert für ihre Spiele verwenden. Das ist gängige Praxis. Sieh dir einmal die neueste Videospiel-Generation an, John. Du wirst staunen, welche Fähigkeiten bereits ein einfacher PC bietet. Und jetzt stell dir vor, was mit einem Dutzend parallel geschalteter Hochleistungsrechner möglich ist, die ein paar Zehnerpotenzen mehr Speicherkapazität haben und eine Datenverarbeitungsgeschwindigkeit vom x-fachen eines modernen Pentium-Computers.«
    John schüttelte den Kopf. »Was ich erlebt habe, war echt!«
    »Es sah echt aus, und es fühlte sich echt an, aber es spielte sich allein in deiner Fantasie ab«, wiederholte Gordon geduldig. »Bist du noch nie aus einem Traum erwacht, den du im ersten Moment für real gehalten hast?«
    »Natürlich.«
    »Nichts anderes ist in diesem Fall auch passiert – nur, dass wir den Traum in gewissem Rahmen vordefiniert und beeinflusst haben. Als Medium diente eine Elektrodenkappe, die wir dir im Schlaf aufgesetzt haben. Über sie erfolgte die komplette visuelle und akustische Datenübertragung vom Computer in deinen Kopf. Andererseits warst du mit ihrer Hilfe auch in der Lage, Signale an den Computer zu senden, denn innerhalb der Rahmenhandlung konntest du kleinere Entscheidungen ja eigenständig treffen – mit wem du redest, was du sagst, welchen Weg du einschlägst und so weiter. Diese Entscheidungen hast du dem Computer über die Elektrodenkappe mitgeteilt. Durch deine Gehirnströme. Anders gesagt: Wir haben dich in eine Art interaktiven Traum versetzt. Um den nötigen Grad an Realität zu erreichen, mussten wir allerdings auch noch den Rest deines Körpers mit Elektroden versehen. Durch dosierte Stromstöße haben wir Berührungen oder gar Schmerzen simuliert. Gerüche hast du über einen Zerstäuber in der Röhre wahrgenommen. Und die Temperatur haben wir direkt in der Kabine reguliert. Du siehst, wir haben an alles gedacht.«
    Allmählich begann John die Geschichte zu glauben, die Gordon ihm da erzählte. Er war nichts anderes gewesen als die Hauptfigur in einer Computersimulation. Allerdings in der realistischsten Simulation, die John sich vorstellen konnte. Er schüttelte den Kopf. »Es war eine perfekte Illusion«, gab er zu.
    »Danke für die Blumen«, entgegnete Gordon. »Aber perfekt war sie nicht. Bei jedem Test finden wir leider noch Dutzende von Unstimmigkeiten. Fehler im Design der Landschaften oder Personen, logische Brüche, die wir bei der Programmierung nicht bedacht haben. Außerdem jede Menge Bugs, die wir beheben müssen.«
    »Bugs?«
    »Stellen im Spiel, die nicht reibungslos laufen. Dort bleiben Figuren dann zum Beispiel hängen und können sich plötzlich nicht mehr weiterbewegen. Erinnerst du dich an deine Flucht mit La Roqua? Als du vor der Amazone und den vier Indios weggerannt und auf diese undurchdringbare Blätterwand gestoßen bist? Das war ein solcher Bug. Wir haben schlicht vergessen, die Blätterwand als Gebüsch zu definieren und sie damit passierbar zu machen, weil bisher alle Testpersonen blindlings La

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