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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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wirkten wie lebendiger Schmuck am grauen Holz.
    »Na, was sagt ihr?«, fragte Alec strahlend. »Der Hammer, oder? Wir sind die einzigen Camper am ganzen Strand und bis zum Wochenende wird sich das auch nicht ändern.« Er griff sich in den Nacken, zog sein T-Shirt über den Kopf und rieb sich damit den Schweiß von der Stirn.
    Ich hörte zustimmendes Murmeln, ein paar begeisterte Worte und Brandees Frage, wo man hier duschen und auf die Toilette gehen konnte.
    »Vorne beim Supermarkt«, antwortete Alec. »Auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes sind Duschen und Toiletten. Ich habe ganz vergessen, euch das zu zeigen. Es gibt sogar Waschmaschinen.«
    »Sogar?«, sagte Brandee und verzog missmutig das Gesicht. »Dass ich, um zu duschen oder auf die Toilette zu gehen, eine Meile laufen muss, hat mir vorher keiner gesagt.«
    »Hey«, Alec runzelte die Stirn. »Ich habe dich gewarnt, okay? La Push ist kein glamouröser Surfspot. Aber wir können hier in Ruhe üben und niemand stört uns dabei. Es gibt keine Einheimischen, die die besten Wellen für sich beanspruchen. Und dieser Platz hier«, er breitete die Arme aus, »ist doch echt die paar Schritte wert, die man zum Duschen gehen muss. Von hier bis zum Supermarkt sind es höchstens dreihundert Meter.« Er sah Brandee herausfordernd an und hob die Hände, bevor sie etwas erwidern konnte. »Klar, das ist nicht Waimea Bay. Aber nicht jeder von uns hat das Glück, seine Sommerferien auf Hawaii verbringen zu können. Und wenn dir unser Camp zu primitiv ist, dann kannst du dir ja eins von den Strandhäusern mieten.«
    Mir klappte die Kinnlade herunter, so erstaunt war ich über Alecs Tonfall. Und ich fragte mich, wie die beiden in Wahrheit zueinander standen. Nicht, dass ich mir noch irgendwelche Hoffnungen gemacht hätte, aber ich fühlte eine eigenartige Genugtuung darüber, dass Alec Brandee so hatte abblitzen lassen.
    Brandee kniff die Lippen zusammen. Ganz offensichtlich wollte sie sich nicht unbeliebt machen, deshalb sagte sie schmollend: »Schon gut, kein Grund, sich so aufzuregen. Ich habe ja nur gefragt.«
    »Und was ist das?«, fragte Laura. Sie wies auf ein blau-weißes Schild, das rund zwanzig Meter von unserem Lagerplatz am Waldrand stand, dort, wo ein Trampelpfad von üppigem Grün verschluckt wurde. Das Schild zeigte eine Riesenwelle und ein Männchen, das sich vor ihr auf einen Felsen rettete. Darunter stand: TSUNAMI EVACUATION ROAD.
    Josh grinste. »Na, wonach sieht es denn aus?«
    »Hier gibt es Tsunamis«, sagte Laura entgeistert und zog ihre Nase kraus, was bei den vielen Sommersprossen lustig aussah. »Und unser Camp liegt mitten auf dem Fluchtweg!«
    »Keine Panik«, sagte Mark, der bisher geschwiegen hatte. »Den letzten Tsunami gab es hier vor mehr als fünfhundert Jahren.«
    Brandee meinte: »Aber man kann nie wissen.«
    »Nee, kann man nicht«, sagte Josh. »Aber schließlich sind wir doch wegen der Wellen hier, oder?« Er breitete die Arme aus und grinste fröhlich.
    »Lasst uns jetzt das restliche Gepäck holen, okay?«, schlug Alec vor. »Besser, die Surfbretter sind hier.«
    Alec entschied, dass Janice und ich am Strand bleiben sollten, während die anderen zu den Autos zurückgehen würden, um den nächsten Schwung Gepäck zu holen. Vor allem natürlich die Surfbretter, die (das war eine der ersten Surfregeln) nie unbeaufsichtigt bleiben durften.
    Sie zogen los und Janice und ich machten uns daran, unser Zelt aufzubauen. Bevor wir es ausbreiteten, räumten wir ein paar faustgroße Steine aus dem Weg. Unsere Behausung für die nächsten drei Wochen war ein kuppelförmiges grünes Dreimannzelt, wir würden also zu zweit genügend Platz darin ha ben. »Und, gefällt es dir hier?«, fragte Janice, als wir Alustäbe in die dafür vorgesehenen Schlaufen schoben.
    »Ja, total«, sagte ich begeistert. »Dir nicht?«
    Sie hob die Schultern. »Ach, ich weiß nicht. Der Strand und das Meer sind toll, und dass wir die einzigen Surfer hier sind – das hat schon was. Aber ich campe nicht gerne so alleine. Schon gar nicht, nachdem ich weiß, dass wir hier nicht willkommen sind. Hast du die Blicke der Indianer vor dem Supermarkt gesehen? Ich habe mir bald in die Hosen gemacht.«
    Ich musste lachen. »Ja. Sah so aus, als würden sie uns nicht sonderlich mögen.«
    »Das Gefühl hatte ich allerdings auch«, sagte Janice sarkastisch. Sie zog die Mundwinkel nach unten. »Vermutlich können die Indianer uns Weiße einfach nicht leiden. Das wird ihnen schon in die

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