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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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er. »Allerdings hat er mir verschwiegen, dass du so ein heißer Feger bist.«
    Heißer Feger?
    Ich spürte, wie mein Gesicht zu glühen begann, und musste doch lachen. Das hatte noch nie jemand zu mir gesagt, nicht mal, als meine Haare noch lang waren. Selbst wenn ich ein Kleid trug, wirkte ich burschikos , wie meine Oma Lene zu sagen pflegte.
    Ich lachte tapfer meine Verlegenheit fort. Auch Josh grinste, doch dann wurde er unvermittelt ernst und betrachtete mich mit einem verwirrten Stirnrunzeln. So ging es den meisten Leuten, wenn sie mich ansahen und sich fragten, was mit mir nicht stimmte.
    Dann hatte er es oder zumindest dachte er das. »Coole Kontaktlinsen«, sagte er triumphierend, als hätte er im Rätselraten gewonnen und erwartete nun seinen Preis.
    »Die sind echt.« Alec ließ den Ball fallen und fing ihn mit einer lässigen Handbewegung wieder auf.
    »Was?«
    »Das sind keine Kontaktlinsen, Alter. Smilla hat verschiedenfarbige Augen.«
    »Ohne Scheiß?« Josh trat nahe an mich heran, beugte sich so dicht zu mir herunter, dass ich die feinen Schweißperlen auf seiner Nase und auf der Oberlippe sehen konnte, und blickte mir tief in die Augen. »Echt krass. Eins blau und eins grün. So was habe ich ja noch nie gesehen.« Er wandte den Kopf wieder zu Alec. »Und ihr verarscht mich auch nicht?«
    »Man nennt es Heterochromie«, sagte Alec. »Nur vier von einer Million Leuten haben es. Unsere Smilla ist etwas ganz Besonderes.«
    Unsere Smilla?
    »Wahnsinn«, sagte Josh. Er schien echt begeistert zu sein, als wären meine unterschiedlichen Augenfarben ein Verdienst und kein Defekt. Inzwischen hatte ich mich an die Aufmerksamkeit gewöhnt, die meine Augen hervorriefen, aber manchmal ging mir das Theater auch auf die Nerven. In Joshs Fall tat mir das Interesse gut. Er war ein sympathischer Typ mit hübschen haselnussbraunen Augen und einem durchtrainierten Körper. Auf seiner Oberlippe spross flaumig der Ansatz eines Schnurrbartes.
    »Kommst du eigentlich mit?«, fragte er unvermittelt.
    Ich hielt immer noch das Rad (langsam wurde es schwer) und sah ihn fragend an: »Wohin denn? Ins Kino?« Janice hatte irgendetwas von einem Film erzählt, in den sie gehen wollten. Eine Komödie mit Brad Pitt.
    »Kino? Ich meine La Push. Der Surftrip.« Er sah Alec verwundert an und der senkte verlegen den Blick.
    »Du hast sie gar nicht gefragt.« Ich hörte die Enttäuschung in Joshs Stimme. Das haute mich bald um.
    »Smilla kann nicht surfen«, brummte Alec.
    Aha, das wusste er also. Obwohl er nie mit mir darüber gesprochen hatte. Langsam wurde mir die Situation unangenehm, Josh hatte Alec in eine miese Lage gebracht.
    Doch Josh lachte. »Na und? Du etwa? Sie kann es lernen. Außerdem, willst du sie mit deinen Alten hier alleine lassen? Janice kommt doch auch mit, oder?«
    Ich bekam große Augen. Ich sollte surfen lernen? Meinte er das ernst? Ich war zwar eine ziemlich gute Schwimmerin, aber das war’s auch schon. Für spektakuläre Freizeitbeschäftigungen fehlte mir der Mut. Doch ich schwieg. Ich wollte so gerne mit nach La Push und hier war plötzlich jemand, der sich für mich einsetzte.
    »Hast du denn Lust, Midget?«, fragte Alec.
    Er schien wenig begeistert zu sein und ich vermutete, dass es an meinem Alter lag. Er wollte kein Baby in seiner Truppe haben, kein Mädchen, das drei Jahre jünger war als die anderen. Aber das war mir in diesem Moment egal. Die Gelegenheit würde sich nur einmal bieten. »Ich weiß nicht, ob ich auf ein Surfbrett steigen würde«, sagte ich und Alec warf Josh einen Dahast-du-es Blick zu. »Aber ich würde gerne mit euch nach La Push kommen.«
    »Groovy«, sagte Josh. »Die Lust kommt beim Zusehen.« Er grinste breit. »Das wird echt cool, Smilla. Du wirst schon sehen.«
    Nachdem ich das Rad in die Garage geschoben hatte, ging ich in mein Zimmer. Von oben beobachtete ich die beiden durch das Fenster. Es sah so aus, als wären sie in eine wilde Diskussion verstrickt. Ich konnte nicht hören, was sie sagten, dazu hätte ich das Fenster öffnen müssen und dann hätten sie mich bemerkt. Aber keine Frage, Alec hatte Einwände. Er warf den Ball nach Josh, fuchtelte mit seinen Händen und sah sehr ärgerlich, ja beinahe wütend aus. Aber Josh ließ sich davon nicht beeindrucken. Er klopfte Alec auf die Schulter und lachte.
    Eigentlich hätte ich Luftsprünge machen sollen vor Freude, doch irgendetwas hielt mich zurück. War es nur die Tatsache, dass Alec mich so offenkundig nicht dabeihaben

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