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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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die Fähre in Bainbridge an und wir stiegen wieder in die Autos. Auf der Fahrt gen Westen blieb uns das Wetter freundlich gesinnt. Mal Sonne, mal Wolken, aber kein Regen.
    Ich sah aus dem Fenster und versuchte, mir meine kindliche Freude vor den anderen nicht anmerken zu lassen. Mir gefiel, was ich sah: viel Wald, kleine Ortschaften mit bunten Holzhäusern, vor denen bunte Blumen wuchsen. Und schließlich auf der rechten Seite die Seestraße von San Juan de Fuca. Janice erklärte mir, dass der dunkle Streifen am anderen Ufer Vancouver Island in Kanada war.
    Schließlich führte die Straße weg von der Küste und von nun an fuhren wir durch dichten, scheinbar undurchdringlichen Wald, der bis an die Straße reichte. Die Bäume wuchsen hoch, der Himmel war nur ein graublauer Streifen zwischen ihren Wipfeln. Fasziniert blickte ich nach draußen, ließ verschiedenfarbiges Grün an mir vorbeirauschen. Auf Janice schien der Wald allerdings ermüdend zu wirken. Sie hatte jetzt Kopfhörer im Ohr und die Augen geschlossen. Die Musik aus ihrem MP3Player drang leise zu mir herüber.
    Brandee, die sich bisher noch nicht einmal zu uns umgedreht hatte, legte Alec eine Hand in den Nacken und wickelte immer wieder eine seiner Dreadlocks um den Zeigefinger.
    Okay, dachte ich, das wäre also endgültig geklärt. Und es war nicht schlimm, wirklich nicht. Nur ein bisschen. Ich war schließlich kaum zwei Wochen hier und das Ganze war hoffnungslos einseitig geblieben. Außerdem war da ja auch noch Josh, der offensichtlich Gefallen an mir gefunden hatte, trotz Jungsfrisur und Jungsfigur. Klar war ich eifersüchtig auf Brandee, aber hey, immerhin saß ich in diesem Auto. Smilla Rabe aus Germany fuhr mit einer Surferclique drei Wochen lang an einen einsamen Strand am Pazifik. Das passierte wirklich. Ich beschloss, mir das nicht verderben zu lassen, komme, was da wolle.
    Nach mehr als fünf Stunden Fahrt näherten wir uns La Push. Es war später Nachmittag. Wir hatten auf unserem Weg einige Kahlschläge durchquert – von Feuerkraut überwucherte, baumlose Flächen, die todtraurig aussahen in ihrer Verwüstung. Irgendwann war Alec hinter Joshs Bus vom Highway nach rechts auf eine schmale Teerstraße abgebogen und wieder säumten grüne Wälder die Straße. Zweimal überquerten wir einen kristallgrünen Fluss, den Quillayute River. Schließlich erreichten wir das Quileute-Indianerreservat und das Ortsschild von La Push tauchte vor uns auf. Darunter war ein weiteres Schild angebracht, mit der Aufschrift NO VAMPIRES PAST THIS POINT. Wer auch immer diese Quileute-Indianer waren, dachte ich, Humor hatten sie jedenfalls.
    Alec bog hinter Josh auf den Parkplatz vor einem kleinen Supermarkt, der sich »Lonesome Creek Store« nannte. Hohe Bäume zur Rechten und zur Linken, der Parkplatz mit dem holzverkleideten Supermarktgebäude in der Mitte. Bemalte indianische Schnitzereien zierten die graue Fassade. Ein paar Leute betraten den Laden, andere verließen ihn mit vollen Einkaufs-tüten.
    »Da wären wir«, sagte Alec und drehte sich zu uns um.
    Janice merkte erst jetzt, dass wir angekommen waren, und zog die Kopfhörer aus ihren Ohren. Wir stiegen aus und ich streckte mich. Nach der langen Fahrt war ich hungrig. Aber schließlich standen wir ja direkt vor einem Supermarkt und außerdem hatten wir vier gut gefüllte Kühlboxen in den Autos.
    Laura, Mark und Josh kamen aus dem VW-Bus geklettert. Mark drückte seine Fingerknöchel zusammen, dass es knackte.
    »Oh Mann, hör bloß auf damit«, stöhnte Brandee mit verdrehten Augen. Mark zuckte mit den Achseln.
    »Von hier aus gehen wir zu Fuß«, erklärte Alec. »Der Strand ist gleich da drüben hinter dem Wald.« Er zeigte nach links, wo sich ein schmaler Weg durch die dichten Baumreihen schlängelte. »Aber erst einmal müssen wir uns eine Campingerlaubnis holen«, fuhr er fort. »Die gibt es hier im Supermarkt.« Zielstrebig steuerte er auf den Eingang zu und wir folgten ihm.
    Auf einer Bank, ein paar Meter vor dem »Lonesome Creek Store« saßen ein Junge und zwei Mädchen, die ich auf siebzehn oder achtzehn schätzte, auf jeden Fall noch keine zwanzig. Ihrem Aussehen nach waren es Einheimische. Dunkle Gesichter, rabenschwarzes Haar, schräge dunkle Augen. Eben hatten sie noch miteinander gelacht. Jetzt schwiegen sie und ihre Blicke wurden zusehends verschlossener, je näher wir kamen.
    Eine der Indianerinnen, die hübschere, hatte ein rundes Mondgesicht mit einer flachen Nase, einem kleinen Mund und

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