INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)
ließ Sarahs Kopf unsanft auf den Boden knallen und gab ihr eine schallende Ohrfeige. Sarah wollte sich noch einmal aufbäumen und Denise ins Gesicht schlagen, aber ihre Hand gehorchte ihr nicht. Von unzähligen Stellen ihres Körpers ausgehend peinigten sie stechende, zermürbende Schmerzen und sie hatte einfach keine Kraft mehr. Immer noch floss Blut aus ihrer Brust und die aufgekommene Hitze schwächte sie noch mehr. Sie machte sie irgendwie apathisch und vernebelte ihre Sinne. Es fühlte sich an, als läge sie auf Steinen, die sich zuvor stundenlang in der prallen Mittagshitze aufgeheizt hatten. Der Überlebenswille in ihr ermahnte sie, sich nicht aufzugeben. Aber Sarah konnte jetzt eh nichts mehr ausrichten, denn Denise trat von ihr weg und ging auf die Tür zu. Sarah hatte kurz gesehen, wie eine maskierte Gestalt diese geöffnet hatte. Vermutlich war das Richard gewesen, der Sids ungeplanten Ausraster wieder glattbügelte, dachte Sarah. Als Denise die Kabine bereits verlassen hatte, drehte sie sich nochmal zu Sarah um und winkte ihr zu. „Mach´s gut, Sarah. Vielleicht sehen wir uns in der Hölle.“
„Denise?“, stammelte Sarah mit belegter Stimme.
„Was denn noch?“
Sarah stöhnte auf und versuchte sich zu konzentrieren. Wenn die Tür erst mal zu ist, ist es wirklich vorbei. Sie räusperte sich und entschloss sich alles auf eine Karte zu setzen.
„Warum bist du eigentlich so missraten? Erinnerst du dich, als ich dich nach deiner Familie gefragt habe? Du hast nur sehr ausweichend geantwortet. Ich glaube, das hast du nicht getan, weil du wegen dieser perversen Veranstaltung nichts über dich preisgeben wolltest, sondern weil das ein wunder Punkt war. Habe ich recht? Hast du als Kind einfach zu wenig Liebe bekommen oder ist dein Papi, oder dein Bruder, nachts sogar zu dir ins Bett gekrabbelt und hat dich zu sehr geliebt, hm?“
Sarah starrte Denise in die Augen und versuchte in ihrem blutbesudelten Gesicht irgendeine Gefühlsregung zu erkennen.
„Willst du mich aus purer Verzweiflung provozieren?“
Für Sarahs Empfinden war Denise einen Moment zu lange still gewesen und so machte sie instinktiv weiter, ohne zu wissen, wo das hinführen würde.
„Erzähl doch mal. Warst du Daddys little dirty girl oder war es gar ein Onkel oder dein Opa, der sich zu intensiv um dich gekümmert hat? Oder wurdest du in der Schule einfach ausgegrenzt, weil du zu Hause nie die Grundregeln sozialen Miteinanders gelernt hast? Irgendwas muss doch passiert sein, das dich zu so einer erbärmlichen Loserin hat werden lassen, die später auf kranke Weise der ganzen Welt beweisen will, wie toll sie doch ist. Die hübsche Denise, von allen bewundert und begehrt, pah!“
„Halt einfach deinen dummen Mund, du kleines Pummelchen. Du weißt absolut gar nichts über mich oder meine Familie!“
„Oh doch Denise, ich weiß immerhin, dass du eine nichtsnutzige Verliererin bist!“
Obwohl Sarah beileibe nicht danach zu Mute war, fing sie an zu lachen und zeigte mit dem Finger auf Denise. „Alle, die das hier sehen, lachen über dich Denise. Nicht Sid ist der Trottel, sondern du!“
„Hör auf über mich zu lachen du dämliche Schlampe“, zischte Denise und kam mit wütendem Blick auf sie zu.
Denise beugte sich über Sarah und schlug ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Sarah steckte den Schlag ungeschützt ein und sah Sterne vor ihrem inneren Auge aufblitzen, dennoch packte sie Denises Hinterkopf und zog sie mit ganzer Kraft hinunter und auf sich drauf. Dann versuchte sie sich zur Seite wegzudrehen, um in die Oberlage zu kommen, aber Denise hielt vehement dagegen. Beide rangen miteinander, ächzten, stöhnten und schrien lautstark. Sarah versuchte mit ihren Zähnen in Denises Gesicht zu beißen, die zappelte ruckartig mit dem Kopf, um den Angriffen zu entkommen. Getrieben von enormen Hass und angestachelt durch diese letzte unverhoffte Chance entwickelte Sarah neue Kräfte. Schließlich gelang es ihr, Denise auf den Rücken zu drehen, diese konterte jedoch und brachte sich wieder in Oberlage.
„Hinter dir! Sid!“, kreischte Sarah.
Als Denise für einen Moment den Kopf zur Seite drehte und abgelenkt war, hämmerte Sarah die Knöchel ihrer 3-Finger-Hand auf ihre Schläfe. Der Schlag traf Denise mit solcher Wucht, dass sie von Sarah hinunter zur Seite weg kippte. Sarah biss die Zähne zusammen und robbte, so schnell es ihr Zustand zuließ, der Tür entgegen. Sie blickte sich nicht nach Denise um, sondern hatte nur das Ziel
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