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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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bot wenig potentielle Verstecke. Richard lief ein paar Schritte zur Seite und spähte in die Schatten hinter dem großen Edelstahlkochtopf. Auch da war niemand. Sid befand sich offensichtlich nicht mehr hier. Aber wo war er dann? Richard musste ihn schnellstens schnappen. Zunächst trat er aber vor die durchsichtige Tür des Grills. Er sah die beiden Frauen von der Seite; Sarah saß auf der am Boden liegenden Denise, die sich vor Schmerzen krümmte.
Unter anderen Umständen hätte Richard das Bild, das sich ihm bot, sehr anregend gefunden. Zwei blutbesudelte Furien, die mit wilder Entschlossenheit gegeneinander kämpften, während der Tod sehnsüchtig darauf wartete, sie sich endlich zu schnappen. Sarahs üppige Brüste wackelten bei jeder ihrer Bewegungen. Richard verzog das Gesicht, als er sah wie sie Denise den Ellenbogen auf die Nase hämmerte. Er versuchte die Tür zu öffnen, um Denise zu helfen und Sarah eine Kugel zu verpassen, aber sie ging nicht auf.
Panik überfiel ihn, als ein langgezogener Piepton erklang und die Halogenlampen des Grills angingen.
Warum verdammt nochmal geht die Tür nicht auf?
Er sah, wie Denise sich wie ein tollwütiges Tier in Sarahs Brust verbiss und für den Bruchteil einer Sekunde verspürte er ein seltsames Triumphgefühl. Ja, so kannte er sie. Sie ließ sich nicht unterkriegen und war wenn nötig zu allem – wirklich allem – bereit, um am Ende zu siegen. Nur würde ihr das nicht mehr viel nützen, denn in ein paar Sekunden wäre sie genauso tot wie Sarah, wenn er die Tür nicht auf bekam. Aufgeregt schaute Richard auf das Display des Grills neben der Tür und drückte einen roten Knopf. Sofort erloschen die Halogenleuchten. In dem ganzen Trubel hatte er vergessen, dass die Gerätschaft eine Sicherung besaß und sich nur öffnen ließ, wenn der Grill ausgeschaltet war. Er schob die Tür auf, als er vom Flur ein lautes Poltern hörte. Sid! Er musste sich den Wahnsinnigen schnappen, bevor der aus dem Haus gelangen würde. Denise richtete sich gerade vom Boden auf, auf dem sich nun Sarah krümmte. Als sie Richard erblickte, umspielte ein Lächeln ihre Lippen, an denen Blut und Fleischreste hafteten. Ihre schweißnassen Haare klebten ihr im Gesicht, ihre Schminke war verlaufen und hatte dünne schwarze Streifen unter ihren Augen gebildet. In Verbindung mit ihrer ramponierten Nase und dem ganzen Blut in ihrem Gesicht und auf den Klamotten, wäre sie die optische Traumbesetzung für eine psychopathische Killerin, die gerade einen Massenmord begangen hatte, dachte Richard.
Er lächelte sie an, deutete auf Sarah und bewegte seinen linken Zeigefinger von einer Seite seines Halses zur anderen. Dann verließ Richard das Speisezimmer. Er konnte Denise guten Gewissens alleine lassen, denn Sarah war am Ende ihrer Kräfte. Denise würde die Kammer verlassen, den Grill anstellen und dann war die Episode endgültig im Kasten. Später würde er sich um ihre Wunden kümmern und ihr unter einer heißen Dusche die Spuren dieses aufregenden Abends vom Körper streicheln. Er selbst musste jetzt nur noch dem Gepolter folgen und dem kleinen, süßen Sonnenschein Sid die Lichter auspusten. Dann wäre alles in Ordnung und sie hätten die Sache gut über die Bühne gebracht.

 
    34
     
    Richard schloss die Tür des Speisezimmers hinter sich, verharrte im spärlich beleuchteten Flur und lauschte. Da erklang erneut ein dumpfes Poltern – anscheinend aus dem Erdgeschoss.
Was machte der Irre denn da? Und wieso hat er eigentlich seine Beute im Grill zurückgelassen und sich irgendwie an mir vorbei nach unten geschlichen?
Womöglich hatte er instinktiv geahnt, dass ihm Gefahr drohte. Richard durfte ihn nicht unterschätzen, immerhin hatte er ihn schon einmal überrascht, als er Denise plötzlich in den Grill gestoßen hatte. Auch, wenn das eher eine impulsive Kurzschlussreaktion gewesen war und keine kalte Berechnung, dachte Richard. Vor allem durfte Sid nicht aus dem Haus gelangen, denn dann hätte er ein – oder eher zwei dicke Probleme. Richard hatte nicht die geringste Lust dem Freak draußen in der Dunkelheit hinterherzujagen. Vor allem wären seine Kunden mehr als unzufrieden, wenn Sid einfach aus dem Haus spazierte und ihnen damit unklar bleiben würde, was mit ihm passierte.
Seine glorreiche Produktion verlangte nach einem eindeutigen Ende. Dass bei einer solch innovativen avantgardistischen Veranstaltung nicht alles glatt lief, das würden die Leute in Kauf nehmen. Schließlich machte das

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