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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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Unkalkulierbare den größten Reiz seines Werks aus. Es würde auch sicherlich nicht allen gefallen, dass er diesen polarisierenden Deppen einfach abknallte, aber zumindest lieferte er seinen Kunden damit einen klaren Abschluss. Sid tot, Sarah tot, Klappe zu. Richard ging zur Treppe und begann diese langsam und mit schussbereiter Waffe hinabzusteigen. Wahrscheinlich war seine Sorge unbegründet, dass Sid einfach aus dem Haus spazierte. Er sah vermutlich gar keinen Grund zu fliehen und hatte es sich am Daumen nuckelnd im Wohnzimmer bequem gemacht.
Die hölzernen Treppenstufen knarrten unter Richards Schritten, obwohl er sich größte Mühe gab, leise zu sein. Er blieb stehen und plötzlich war es ganz still im Haus. Aus dem Wohnzimmer drang ein schwaches Licht zu ihm hinauf. Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Dann ertönte wieder ein Geräusch – es klang, als würde jemand Möbel verrücken.
Was zur Hölle machst du da?

Richard beschloss, jetzt sofort zu handeln. Er rannte die restlichen Stufen hinab, da hörte er Sid einen dumpfen, grollenden Laut ausstoßen. Richard drückte die Tür auf und machte einen raschen Satz in das Wohnzimmer. Er sah, wie Sid, den Couchtisch vor sich haltend, an ihm vorbei donnerte und mit vollem Tempo gegen die breite Fenstertür rannte, deren Scheibe daraufhin unter einem ohrenbetäubenden Klirren in abertausende Teile zersprang. Es klang, als hätte jemand einen schweren Zementblock durch die Scheibe geschmissen. Richard hatte sich dermaßen erschrocken, dass er einen Moment lang wie erstarrt stehen geblieben war. Schließlich trat er vor die nahezu völlig zerstörte Scheibe, die Scherben unter seinen Schuhen knirschten bedrohlich. Er betrat die kleine Terrasse. Der Couchtisch lag links von ihm auf dem Boden inmitten eines Scherbenmeers. Dank des Lichtscheins aus dem Wohnzimmer konnte Richard die Konturen von Gras, Büschen und Bäumen erkennen, aber von Sid war nichts zu sehen.
Verdammte Scheiße, dachte Richard. Was sollte er denn jetzt machen?
Er ging ins Wohnzimmer zurück und zuckte demonstrativ mit den Schultern in Richtung einer Kamera, um den Zuschauern zu zeigen, dass er Sid verloren hatte. Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich ihm breit. Nun würde er den Freak doch durch die Dunkelheit jagen müssen. Allerdings würde er seinen Kunden ermöglichen live dabei zu sein. Er rannte durch die Vordertür zur Scheune, um seinen teuren, hochmodernen HD-Camcorder mit Internet- und vor allem Nachtsichtfunktion zu holen. Hastig griff er sich das Gerät, das auf einem der Tische in seiner provisorischen Kommandozentrale lag, und hantierte daran herum, um die notwendigen Einstellungen vorzunehmen. Er blickte kurz auf einen der Monitore und sah, dass Sarah inzwischen alleine in der Kabine lag und Denise vor der Tür stand.
Sehr schön, dort lief alles glatt.
Richard schwitzte unter seiner Wollmaske und seine Aufregung wuchs immer mehr an. Verwackelte Livebilder bei der nächtlichen Jagd auf einen menschenfressenden Psychopathen – ja das war großes Kino und ein wahrhaftig krönender Abschluss für sein Meisterwerk.
Er vergewisserte sich, dass die Übertragung einwandfrei funktionierte und eilte zum Haus zurück.  Wenige Augenblicke später stand er erneut auf der Terrasse. Mit der linken Hand hielt er den Camcorder vor sich und mit der rechten umklammerte er seine Pistole. Er schaltete den Fokus der, in den Camcorder eingebauten, Kamera auf unendlich. Mit Hilfe eines Infrarotlichtscheinwerfers konnte er nun durch den Camcorder bis zu zehn Meter weit in die Dunkelheit sehen. Auf dem Display zeichneten sich die Umrisse der umliegenden Büsche und Bäume in einem dunkelgrünen Farbton ab. Richard war startklar. Er begab sich auf die Jagd.

 
    35
     
    Denise stand vom bereits unangenehm heiß gewordenen Glaskeramik-Boden auf und stellte sich über Sarah, die sich stöhnend von einer Seite auf die andere rollte und sich ihre linke Brust hielt. Sie beugte sich runter, packte Sarah an den Haaren und hob ihren Kopf ein Stück weit an, sodass sie ihr direkt in die Augen blickte. Mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht sagte Denise:
„Du hast dich wacker geschlagen, aber nun ist es endgültig vorbei. Wenn ich dich nicht grillen würde, würdest du wahrscheinlich eh an deinen Verletzungen krepieren. Du hast wohl gedacht, du brichst mir die Nase und ich bin erledigt, was? Tja Kleine, Schmerzen bringen mich erst richtig auf Touren und am Ende setze ich mich immer durch.“
Denise

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