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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Angelese zertraten einen nach dem anderen.
    »Hach, ist das ein Spaß!«, verkündete Cassie.
    »Ach ja?«, gab Angelese zurück. »Dann schau mal, wie viel Spaß du mit dem da hast.«
    Der Boden vibrierte. Ein drei Meter großer Golem trottete auf sie zu. Die plumpen dreifingrigen Lehmhände ballten sich geistlos zu Fäusten und öffneten sich wieder, auf und zu, auf und zu.
    »Winzig klein!«, rief Cassie.
    Nichts passierte.
    »Schrumpf, verflucht noch mal.«
    Es funktionierte nicht.
    »Wir sind erledigt«, rief sie dem Engel zu.
    »Feuer, Wasser, Luft und Erde«, sagte Angelese. »Nur diese Elemente wirken bei einem Golem, weil es nicht wirklich ein Lebewesen ist.«
    Ach so. Cassie überlegte scharf. Ein Golem ist aus Lehm gemacht. Hitze backt den Lehm, Feuer produziert Hitze.
    Sie schloss die Augen und dachte einzig und allein an Hitze. Eine Welle intensiver, glühender Hitze.
    Als der Golem auf sie zu trampelte, wurden seine Bewegungen allmählich immer langsamer. Er wurde gebacken, wie eine riesige Lehmfigur in einem Brennofen. Als er endlich vollständig zum Stillstand kam, stiegen Rauchwolken aus seinem Körper. Dann fiel er um und zersprang wie ein Teller auf dem Boden.
    »Vielleicht könnten wir hier durch das Fenster klettern«, schlug Angelese vor.
    Sie huschten in das Büro neben dem Schwesternzimmer. Cassie fiel ein Stein vom Herzen, als sie aus dem Fenster sah. Die räumliche Verschmelzung erstreckte sich nicht weit über das Klinikgelände hinaus. Draußen konnte sie den Garten und den Hof sehen, und dahinter die Straße, die in die Stadt führte.
    »Komm schon!«
    »Warte mal«, sagte Cassie. Sie hatte den Schrank entdeckt, in dem die Privatgegenstände der Patienten aufbewahrt wurden. Sie brach ihn auf und wühlte in den kleinen Kisten.
    »Was machst du da?« Angelese konnte es nicht fassen.
    »Ich will mein Medaillon. Lissa hat es mir geschenkt.« Endlich! Sie hatte die Kiste mit ihrem Namen gefunden und riss den Deckel ab.
    »Cassie, wir haben die ganze Hölle auf den Fersen, und du suchst nach deinem beschissenen Medaillon?«
    Cassie grinste über das ganze Gesicht. »Ich kann einfach nicht glauben, dass Engel derartig fluchen dürfen.«
    In der Schachtel befanden sich ihr Medaillon, die Uhr und ihr Onyxring. Sie holte alles heraus und verkündete: »In Ordnung, jetzt können wir!«
    Zu spät.
    Noch mehr Gerumpel, wie bei einem Erdbeben. Immer mehr Bauteile aus der Hölle wuchsen an den Wänden um sie herum hoch, und draußen …
    »Heilige Scheiße«, murmelte Angelese.
    Cassies Augen klebten am Fenster. Draußen herrschte ein dämmriges bernsteinfarbenes Licht. Nebel, der wie grüner Dampf aussah, waberte vorbei, doch durch den Nebel konnte man trotzdem eine Gebäudefassade erkennen. Sie schien aus stumpfem schwarzem Metall zu bestehen, mit Fenstern wie klaffende Wunden.
    Kaum erkennbare Wesen huschten auf schmalen Simsen hin und her, und aus manchen Vorsprüngen wuchsen scheinbar eiserne Stachel, an denen abgetrennte Köpfe aufgespießt waren. Die Fassade erstreckte sich weiter, als sie sehen konnte, und als sie aufsah …
    »Heilige Scheiße«, echote jetzt auch Cassie.
    Das Gebäude musste mindestens eineinhalb Kilometer hoch sein.
    »Das glaube ich einfach nicht«, sagte Angelese fassungslos. »Sie haben den Mephisto-Turm verschmolzen.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, wollte Cassie wissen.
    »Es bedeutet, wir gehen nicht da lang«, antwortete der Engel und schob Cassie weg von dem Fenster. Sie rannten aus dem Büro und wollten gerade in den Flur abbiegen, als …
    Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte.
    Die beiden sahen sich an. Unter den gegebenen Umständen wäre die logische Reaktion vermutlich, das Telefon überhaupt nicht zu BEACHTEN, aber …
    Cassie und Angelese spürten die Schwingung im selben Augenblick.
    »Ich glaube, du solltest lieber drangehen«, meinte Angelese.
    Cassie nahm den Hörer ab, wartete kurz und hielt ihn dann ans Ohr.
    »Hallo Cassie«, grüßte die Stimme am anderen Ende. Die Assoziation schien unmöglich, aber die Stimme klang wie Licht. »Weißt du, wer dran ist?«
    »Ich … glaube schon.«
    »Sieh zum Ende des Flurs.«
    Cassies Blick schnellte nach oben. O nein … Sadie, die Aufseherin der Klinik, stand zitternd da, mit Augen so groß wie Untertassen.
    Ein dünner, blassweißer Unterarm hielt ihren Hals umschlungen; hinter der schwerfälligen Frau stand eine hagere Gestalt, die einen scharlachroten Umhang mit Kapuze trug. Unter der Kapuze konnte man

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