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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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einfach nur da. Immer, wenn sie weitergehen wollte, schien etwas Unsichtbares sie zurückzuhalten.
    »Was ist denn los?«, rief Cassie.
    »Verdammt«, murmelte der Engel. Alles wirkte ganz normal, doch als sie ihre Kette abnahm – ihren Tarnstein -, wurde sie von der Aura ihrer Gloriole beleuchtet wie von einem Scheinwerfer.
    Im Licht erkannte Cassie ein Netz aus Drähten, die Angelese umgaben.
    »Lauf weiter!«, schrie Angelese zurück. »Jemand hat mich mit einem Abwehrzauber belegt. Es wird ein Weilchen dauern, bis ich mich enthext habe.«
    »Wir haben aber kein Weilchen Zeit!«
    »Lauf weiter! Wir treffen uns dann draußen!«
    Cassie gefiel der Gedanke gar nicht, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Ihre eigenen Kräfte hatten sich noch nicht genug entwickelt, um höhere Hexenkunst zu bekämpfen. Sie musste würgen, als sie durch den Nebel lief, und rannte bis zum Ende des Flurs. Dann quetschte sie sich durch die nächste Tür und lief weiter den Büroflügel entlang. Ein Spinnennetz, mit Fäden so dick wie Spaghetti, breitete sich über ihrem Gesicht aus; sie schrie, als sie die dazugehörige Spinne erblickte. Sie war ungefähr so groß wie ein Meerschweinchen und hatte einen Schnabel wie ein Papagei. Der Schnabel schnappte nach ihrem Gesicht, während sie nach hinten auswich. Blitzschnell duckte sie sich unter einem Silberstreifen in der Luft hindurch.
    Wuuuschsch!
    Ein Rekrut ohne Gesicht, nur mit Augen, die durch den schwarzen Helm hindurchblitzten, hieb mit einem langen zweischneidigen Dolch nach ihr. Auf seiner schwarzen Rüstung pulsierten Venen, und ein Bild auf seiner Brustplatte zeigte Heilige, die in Öl gekocht wurden – das Emblem der Asmodeus-Legion. Hinter ihm auf dem Boden lag eine frisch in zwei Teile gespaltene Leiche: Dr. Morse, der Chefarzt der Klinik.
    Cassie versuchte, dem Rekruten einen gewalttätigen Gedanken entgegenzuschleudern, doch er blieb ihr in den Augen stecken. Nur Wut setzte ihre Kräfte frei, Furcht hemmte sie, und in diesem Augenblick spürte sie nichts als Furcht. Ein weiterer Hieb des glänzenden Dolchs streifte ihren Arm und sie stürzte. Grünliche Rauchschwaden wirbelten durch die Luft. Über ihr holte der Rekrut wieder mit dem Dolch aus. Ein letzter Schrei entrang sich ihrer Kehle.
    Dann sank der Angreifer in sich zusammen. Der Dolch klirrte zu Boden.
    R.J. sprang zu ihr und zerrte sie hoch. »Ist alles in Ordnung?«, rief er.
    Cassie presste die Hand auf die Wunde in ihrem Arm, das Blut sickerte zwischen den Fingern hindurch. »Ich glaube schon.« Dann blickte sie auf den Rekruten, der zuckend auf dem Boden lag. Eine Spritze ragte aus seinem Hals. »Was hast du gemacht?«
    »Ich hab ihm genug Stelazin verpasst, um zehn ausgewachsene Männer umzubringen.« Rasch zog er sie in ein Untersuchungszimmer und knallte die Tür zu. Das Grauen stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Cassie, was ist hier los?«
    »Das würdest du mir sowieso nicht glauben.«
    Noch mehr Gegenstände aus einer anderen Welt verschmolzen mit dem Raum. Der Fußboden wurde zu Kopfsteinpflaster, nur dass die Steine aus zerstoßenen Knochen und Zähnen bestanden. Ein Kanalschacht tat sich auf, der mit Blut und undefinierbarem Abfall verstopft war, aus einem Abflussgitter stieg Rauch auf, daneben sah man einen eisernen Gullydeckel; eingeprägt in das Metall waren die Worte VERWALTUNGSBEZIRK SALOME, ABTEILUNG FÜR ÖFFENTLICHEN MÜLL- & ABWASSERRÜCKFLUSS. Noch nie hatte sie R.J. so verstört gesehen. Was ja an sich auch verständlich war. »Cassie, im Moment würde ich so ziemlich alles glauben.«
    »Wir haben aber keine Zeit, wir müssen hier raus – ich erklär’s dir später …« Ihre Worte erstarben, als sie einen scharfen Schmerz fühlte; sie schrie auf. R.J. desinfizierte ihre Wunde. »Zuerst dachte ich, das wäre ein Erdbeben, aber«, er arbeitete weiter beim Sprechen, »aber – Scheiße!« Jetzt schob sich langsam ein Baum in den Raum, halb in die Wand eingebettet. Rote Schlangen wanden sich um die verwachsenen Zweige.
    »Das ist kein Erdbeben«, sagte R.J. »Siehst du das auch?«
    »Ja.«
    »Dann weiß ich auch nicht, was das sein könnte. Ein chemischer Unfall oder so was. Vielleicht hat jemand psychedelische Drogen ins Wasser gekippt. Wir scheinen alle dieselben Halluzinationen zu haben …«
    »Au!«, brüllte Cassie.
    »Ich muss die Wunde säubern«, sagte er. »Der Himmel weiß, was auf dem Messer da war – falls das wirklich ein Messer war.« Er sprühte flüssiges Jod

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