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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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und bewunderte die Kunstwerke, die Ignazio so geliebt hatte … Vasaris Jüngstes Gericht , die Bleiglasfenster von Donatello und Ghiberti, Uccellos Uhr und das oftmals unbeachtete kunstvolle Mosaik des Fußbodens.
    Irgendwann schließlich stand Langdon vor einem vertrauten Gesicht – dem von Dante Alighieri. Es war das Fresko von Michelino, das den großen Poeten vor dem Berg des Fegefeuers zeigte, in der Hand, wie als demütige Opfergabe, sein Meisterwerk: die Divina Commedia .
    Langdon schoss ein Gedanke durch den Kopf. Wenn Dante gewusst hätte, welche Auswirkungen seine Dichtung noch Jahrhunderte später haben würde, in einer Zukunft, die nicht einmal der große florentinische Poet sich je hätte ausmalen können … was hätte er wohl dazu gesagt?
    Er hat das ewige Leben gefunden , dachte Langdon und rief sich ins Gedächtnis, was die frühen griechischen Philosophen über den Ruhm gesagt hatten. Solange sie deinen Namen aussprechen, wirst du niemals sterben.
    Es war früher Abend, als Langdon die Piazza Sant’Elisabetta überquerte und das elegante Hotel Brunelleschi betrat. Oben in seinem Zimmer erwartete ihn zu seiner Erleichterung ein großes Paket.
    Endlich war die Sendung eingetroffen.
    Das Paket, um das ich Sinskey gebeten habe.
    Schnell durchtrennte er das Band, das den Karton umschloss, und hob den kostbaren Inhalt heraus. Beruhigt stellte er fest, dass er sorgfältig in Luftpolsterfolie eingewickelt war.
    Zu Langdons Überraschung enthielt das Paket noch eine Reihe weiterer Dinge. Offenbar hatte Elizabeth Sinskey ihren beträchtlichen Einfluss geltend gemacht, um noch ein wenig mehr zurückzuholen als das, worum er sie gebeten hatte. Im Karton lag Langdons eigene Garderobe – Button-Down-Hemd, Khakihosen, die zerfaserte Tweedjacke … alles sorgfältig gereinigt, geflickt und gebügelt. Selbst seine Korduanschuhe waren wieder da, frisch poliert. Außerdem fand er seinen Reisepass und seine Geldbörse.
    Der letzte Gegenstand jedoch entlockte Langdon ein vergnügtes Kichern.
    Er empfand Erleichterung, dass das Objekt zu ihm zurückgefunden hatte … und auch Verlegenheit, weil es ihm so viel bedeutete.
    Meine Mickey-Mouse-Uhr.
    Langdon verschwendete keine Zeit und zog die alte Sammleruhr an. Das Gefühl des abgewetzten Lederarmbands am Handgelenk verlieh ihm eine eigenartige Sicherheit. Als er sich schließlich umgezogen hatte und in die eigenen Schuhe geschlüpft war, fühlte sich Robert Langdon fast wieder wie er selbst.
    Er verstaute das empfindliche Paket in einer schicken Tragetasche des Hotels Brunelleschi, die er sich beim Empfang ausgeborgt hatte. Dann machte er sich auf den Weg. Der Abend war ungewöhnlich warm und der Spaziergang über die Via dei Calzaiouli in Richtung des Palazzo Vecchio traumhaft.
    Als Langdon im Palazzo ankam, meldete er sich im Sicherheitsbüro, wo sein Name auf der Besucherliste von Marta Alvarez vermerkt war. Er wurde zum Saal der Fünfhundert geschickt, in dem es immer noch von Touristen wimmelte. Langdon war pünktlich und rechnete eigentlich damit, dass Marta ihn am Eingang empfangen würde, doch sie war nirgendwo zu sehen.
    Er hielt einen vorbeikommenden Fremdenführer an.
    »Scusi?«, fragte Langdon. »Dove posso trovare Marta Alvarez?«
    Der Führer grinste breit. » Signora Alvarez? Sie nicht da! Sie Baby bekommen! Kleine Catalina, molto bella !«
    Langdon war erfreut über die gute Neuigkeit. »Aaah … che bello!«, antwortete er. »Stupendo!«
    Als der Führer davoneilte, fragte sich Langdon, was er nun mit dem Paket anfangen sollte, das er bei sich trug.
    Schnell traf er einen Entschluss. Er durchquerte den Saal der Fünfhundert, ging unter Vasaris berühmtem Fresko hindurch und stieg hinauf zum Museum, ständig darauf bedacht, außer Sicht der Wachleute zu bleiben.
    Schließlich erreichte er den engen Durchgang, den andito . Er war dunkel, und man hatte den Weg mit zwei Pfosten und einem Seil abgesperrt. Ein Schild verkündete: CHIUSO / CLOSED .
    Langdon blickte sich verstohlen um, dann schlüpfte er unter der Absperrung hindurch in den dunklen Gang. Er nahm das kostbare Paket aus der Tragetasche und schälte den Inhalt aus der Luftpolsterfolie.
    Einmal mehr starrte Dantes Totenmaske ihn an. Das zerbrechliche Gipsgebilde ruhte im selben Ziploc-Beutel, in dem Langdon es im Schließfach des Bahnhofs von Venedig zurückgelassen hatte. Die Maske war makellos erhalten – mit einer kleinen Ausnahme: einem Poem, niedergeschrieben auf der Rückseite, in

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