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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Tatsache, dass Bertrand einen aerosolisierten viralen Vektor entwickelt hatte. Ihre – flüchtige – Hoffnung, als sie erfahren hatte, dass das Virus niemanden umbringen würde. Und dann, ganz langsam, ihr wachsendes Entsetzen darüber, dass von diesem Tag an ein riesiger Teil der Erdbevölkerung steril war. Es war nicht zu übersehen, dass die Enthüllung Sinskey auf einer tiefen, persönlichen Ebene berührte.
    Sienna hingegen war zutiefst erleichtert. Sie hatte der Direktorin der WHO ausführlich geschildert, was in Bertrands Brief gestanden hatte. Ich habe keine Geheimnisse mehr.
    »Elizabeth?«, fragte Langdon.
    Langsam löste Sinskey sich aus ihren Gedanken. Als sie sich zu ihnen umwandte, sah sie abgespannt aus. »Sienna«, sagte sie tonlos. »Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit. Ihre Informationen werden uns zweifellos helfen, eine Strategie zur Bewältigung dieser Krise zu entwickeln. Die WHO hat sich bisher nur theoretisch damit befasst, pandemische virale Vektoren zu entwickeln, um breite Bevölkerungsschichten gegen Krankheiten zu immunisieren. Bisher waren wir in dem Glauben, bis zur Verwirklichung dieser Technologie würde es noch viele Jahre dauern.«
    Sinskey kehrte an ihren Schreibtisch zurück und setzte sich. »Bitte entschuldigen Sie.« Sie schüttelte den Kopf. »Das alles ist für mich im Moment noch wie Science Fiction.«
    Das überrascht mich nicht , dachte Sienna. So war es bisher bei jedem Quantensprung in der Medizin – Penicillin, Narkose, Röntgenstrahlen, die erste Live-Zellteilung unter einem Mikroskop.
    Sinskey starrte auf ihren Notizblock. »In ein paar Stunden werde ich in Genf eintreffen und mich einem Sturm von Fragen stellen. Ich zweifle keine Sekunde daran, wie die erste Frage lauten wird: Kann man dieses Virus unschädlich machen.«
    Vermutlich hat sie Recht , dachte Sienna.
    »Ich nehme an, der erste Lösungsvorschlag wird darauf abzielen, den viralen Vektor von Zobrist zu analysieren«, fuhr Sinskey fort. »Erst wenn wir seine Wirkung exakt verstehen, können wir einen neuen Strang herstellen und so umprogrammieren, dass er die Veränderung unserer DNS rückgängig macht.« Sinskey blickte Sienna zweifelnd an. »Ob ein Gegenvirus möglich ist oder nicht, muss sich erst noch herausstellen. Trotzdem würde ich gerne Ihre Gedanken zu dieser rein hypothetischen Vorstellung hören.«
    Meine Gedanken? Sienna warf instinktiv einen Blick zu Langdon. Der Professor nickte ihr ermutigend zu. Seine Botschaft war eindeutig: Sie sind so weit gekommen – sagen Sie, was Sie denken. Sagen Sie die Wahrheit.
    Sienna räusperte sich, wandte sich wieder an Sinskey und antwortete mit klarer, fester Stimme. »Madame, ich habe viele Jahre mit Bertrand in der Welt der Keimbahn-Manipulation verbracht. Wie Sie wissen, ist das menschliche Genom ein extrem komplexes Gebilde … ähnlich einem Kartenhaus. Je mehr wir daran herumbasteln, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass wir versehentlich die falsche Karte berühren und das ganze Gebilde zum Einsturz bringen. Ich persönlich halte den Versuch, Zobrists Eingriff rückgängig zu machen, für extrem gefährlich. Zobrist war ein Wissenschaftler von außergewöhnlichem Format mit großer visionärer Kraft. Er war seinen Kollegen um Jahre voraus. Augenblicklich weiß ich nicht, ob ich irgendjemandem zutrauen würde, im menschlichen Genom herumzustochern – jedenfalls nicht, um Zobrists Werk rückgängig zu machen. Selbst wenn Sie etwas erschaffen, das zu funktionieren scheint – der Versuch würde bedeuten, die gesamte Weltbevölkerung ein weiteres Mal mit etwas Neuem zu infizieren.«
    »Das ist vollkommen richtig«, sagte Sinskey. Sie schien nicht überrascht von Siennas Worten. »Doch es steckt noch mehr dahinter, nicht wahr? Möglicherweise wollen wir es gar nicht rückgängig machen.«
    Sienna glaubte, sich verhört zu haben. »Wie bitte?«
    »Miss Brooks, ich mag nicht einverstanden sein mit Bertrand Zobrists Methoden, doch seine Einschätzung des Zustands unserer Welt war absolut zutreffend. Dieser Planet steht vor einem ernsten Bevölkerungsproblem. Wenn wir Zobrists Werk rückgängig machen, ohne einen durchführbaren Alternativplan zu haben … stehen wir wieder genau da, wo alles angefangen hat.«
    Sinskey kicherte müde, als sie Siennas schockierte Miene sah. »Keine Sichtweise, die Sie aus meinem Mund erwartet hätten, nicht wahr?«
    Sienna schüttelte den Kopf. »Ich schätze, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken

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