Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
das Drachenbuch, das du gefunden hast?“ Sie nickte.
„Du hattest recht“, sagte er. „Die Drachen sind symbolisch zu sehen. Es geht dabei um einen Kampf zwischen Gut und Böse, der seit Hunderten von Jahren ausgetragen wird. Ein geheimer Krieg, der im Schatten stattfindet.“ Er stand auf und ging im Raum hin und her. „Meine Vorfahren waren von Anfang an dabei seit dem Mittelalter. Ebenso sind deine französischen Vorfahren, die Familie DuMarin, seit vielen Generationen daran beteiligt, von dem Alchemisten Valerian bis zu dem Zeitpunkt, da dein Großvater seine Meinung änderte.“
„Beteiligt woran?“, fragte sie und erbleichte.
Er sah sie einen Moment lang an. „Deine Familie gehörte zu einer sehr dunklen, sehr gefährlichen Organisation von Verschwörern, bekannt als Rat der Prometheusianer. Wir schätzen, dass es insgesamt weniger als tausend sind ...“
„Wir?“, unterbrach sie ihn.
Er warf ihr einen scharfen Blick zu, der ihr sagte, sie solle sich in Geduld fassen. „Die Anführer der Prometheusianer sind von vornehmer Abstammung, sehr reich und nehmen wichtige Stellungen an allen europäischen Höfen ein. Einige der Regenten tragen Kronen, aber meistens sind sie nur die Schoßhunde und Marionetten der Prometheusianer.“ Er zuckte die Achseln. »Diese Männer tun so, als dienten sie ihren jeweiligen Herrschern. Tatsächlich aber folgen sie insgeheim ihrer eigenen gut organisierten Agenda.“
»Welche Agenda?“
»Sie drängen sich in die Hallen der Macht. Das können alle möglichen Ämter sein, Generäle oder Ratgeber, Schatzmeister, Richter, königliche Leibärzte, Priester, wichtige Mitglieder der Aristokratie- sogar bestimmte Künstler. Doch hinter dieser Maske gehört ihre Loyalität anderen. Die Illustration, die du in dem Drachenbuch gesehen hast - das Drachenei. Erinnerst du dich?“
Sie nickte, stumm vor Entsetzen.
„Es ist das Zeichen der Eingeweihten. Jeder, der ein Mitglied der Prometheusianer wird, erhält das Zeichen Non serviam auf den Körper eingebrannt. Denn du musst wissen, dass diese Teufel nicht nur von politischem Ehrgeiz getrieben sind. Ihre Wurzeln haben sie im Okkulten. Deshalb haben sie ein solches Interesse an Menschen wie Valerian und seiner schwarzen Magie.“ „Meine Vorfahren waren auf der Seite des Bösen?“, rief sie entsetzt aus. „Aber du wirst mir niemals einreden können, dass Mama böse war.“
„Nein, nein. Lady Gabrielle hatte nichts damit zu tun. Sie war, soweit ich weiß, unschuldig.“ Er zögerte. „Ist es dir lieber, wenn ich aufhöre? Nach allem, was du durchgemacht hast, ist dies hier vielleicht zu viel ...“
„Nein, ich will es hören. Du hast mir über meine Familie in diesen wenigen Augenblicken mehr erzählt, als ich in meinem ganzen Leben gehört habe. Ich brauche diese Informationen, Rohan. Ich muss wissen, wer ich bin. Bitte, sprich weiter.“
Er nickte und sah sie zärtlich an. „Die Prometheusianer halten sich selbst nicht für böse, was sie umso gefährlicher macht. In ihrer eigenen Sichtweise sind sie wohltätig und benutzen nur die dunklen Kräfte, um das verbreiten zu können, was sie für das Gute halten. Doch der eigentliche Beweis dessen, was sie sind, ist in dem erkennbar, was sie glauben. Für sie rechtfertigt das Ziel alle denkbaren blutigen Mittel.“
„Woran glauben sie?“, fragte sie leise.
„Sie billigen dem menschlichen Leben keinen Wert zu, auch nicht der menschlichen Würde. Jeder ist entbehrlich, jeder kann geopfert werden für das, was sie das größere Gut nennen. Natürlich steht hinter dieser ganzen hohen Philosophie nichts anderes als die Gier nach Macht.“ Er sah sie einen Moment lang aus zusammengekniffenen Augen an, dann fuhr er fort mit seinen Erklärungen.
„Die Menschheit besteht für sie aus nichts anderem als den Figuren auf einem Schachbrett, so wertvoll wie eine Herde Schafe. Ganz egal, wie human ihre Reden sind, sie sind überzeugt von ihrer Überlegenheit. Zum Glück jedoch haben sie auch Gegner."
Er hielt inne und trat ans Fenster.
Kate beobachtete ihn mit angehaltenem Atem.
Rohan blickte einen Moment lang hinaus, schließlich drehte er sich zu ihr um. „Ich gehöre einem geheimen Orden an, der gelobt hat, die Prometheusianer auszurotten und sie zu zerstören, ehe sie zu viel Macht gewinnen. Er heißt der Orden des Erzengels Michael.“
„Die Statue in der Kapelle.“
„Ja.“ Er nickte mit einem Anflug von Familienstolz im Blick. „Meine Familie ist seit den
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