Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
schlug.
Sie konnte nicht glauben, dass sie ihnen gerade einen Befehl erteilt hatte. Offensichtlich verbrachte sie zu viel Zeit mit Rohan. Sie fing sogar schon an, wie er zu sprechen.
Noch weniger glaubte sie ihren Augen trauen zu können, als die Frauen ihr tatsächlich gehorchten.
Er zog eine Braue hoch. „Möchten Sie das seiner Hoheit berichten, Miss Madsen, oder soll ich es tun?“
„Es ist mir egal, was er sagt“, rief sie ärgerlich aus. Aber dann kam ihr ein Gedanke, so entsetzlich, dass sie nach dem schönen Traum der vergangenen Tage plötzlich wieder auf dem Boden der Realität landete.
Ganz langsam ließ sie sich auf die Stufen sinken, so erschüttert war sie. Wie hatte sie so dumm sein können?
Die kleine Gesellschaft war aufgeregt. Unsicher sahen sich die Ladys an und flüsterten miteinander.
„Nun“, meinte Lucinda und rückte das Retikül an ihrem Arm zurecht. „Es ... es tut uns leid, Sie gestört zu haben.“
Kate neigte den Kopf, als Zeichen, dass sie die Entschuldigung annahm.
Eldred hielt das Silbertablett hoch, damit die Damen ihre Karten zurücklassen konnten. Die meisten entschieden sich nach kurzem Nachdenken dagegen, doch sie bemühten sich, noch einen Blick auf Kate zu werfen, ehe sie sich von der Tür entfernten.
Kate blieb an ihrem Platz stehen. Rohan würde außer sich sein, denn sie hatte zwei Regeln gebrochen: Sie hatte sich gezeigt, und sie hatte mit anderen gesprochen. Aber ihre Würde ließ es einfach nicht zu, sich vor diesen Frauen zu verstecken. Nicht, wenn sie, anders als die anderen, ein Recht hatte, hier zu sein.
Plötzlich knickste Lucinda vor ihr, und die anderen taten dasselbe, ehe sie davongingen, und augenblicklich begriff Kate, zu welchem Schluss die Damen gekommen waren. Sie glaubten, sie wäre die Duchess!
Mit neu gewonnenem Respekt verließen die hochmütigen Damen das Haus. Sie stiegen in ihre kleinen Kutschen und fuhren davon, blickten verstimmt aus den Fenstern.
Eldred schloss die Tür, drehte sich langsam herum und warf Kate einen missbilligenden Blick zu. „Nun haben Sie es doch getan.“
Einen Moment lang presste sie die Lippen zusammen, verblüfft von dem geordneten Rückzug, der genauso irritierend war wie zuvor die Ankunft der Damen. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Das ist alles, Eldred. Sie können gehen.“
Wenn Rohan mit all diesen schönen Frauen eine Affäre gehabt und sie irgendwann wieder abgelegt hatte - dann war es dumm von ihr zu glauben, dass es in ihrem Fall anders sein würde.
16. Kapitel
Nie in seinem Leben hätte Rohan geglaubt, er würde dem Orden Informationen vorenthalten, um einen Nachkommen der Prometheusianer zu beschützen. Aber als er nach Dante House ritt, wusste er, was er tat.
O’Banyon wartete, und er konnte keine Zeit damit verschwenden, den anderen zu erklären, dass Kate trotz ihrer Familie keine Bedrohung darstellte. Später würde er seine Handlungen erläutern, dann, wenn die Zeit gekommen war, alle Details durchzugehen. Im Augenblick vertraute er seinem eigenen Urteilsvermögen, und das sollten sie letztlich auch tun.
Er trieb sein Pferd an und ritt im Trab durch die Straßen, die Zügel fest in den behandschuhten Händen, den Hut tief ins Gesicht gezogen, während sich sein Reitmantel bei jeder Bewegung des Pferdes sanft hinter ihm blähte.
Dabei dachte er über die vergangenen Tage mit Kate nach. Noch immer konnte er nicht begreifen, dass sie es einfach so hingenommen hatte, als er ihr erzählt hatte, was er war.
Warum war sie nicht voller Abscheu vor ihm davongelaufen?
Offensichtlich hatte sie nicht die volle Bedeutung seiner Worte erkannt. Wie sollte sie auch? Kate war so unschuldig. Sie hatte all das Blut nicht gesehen.
Aber das würde sich bald ändern. Und was dann? Vermutlich würde sie sich nie wieder von ihm anrühren lassen.
Als er sein Ziel erreicht hatte, schwang er sich vom Pferd, band das Tier an einen dafür vorgesehenen Pfosten, trat durch das schwarze, hohe schmiedeeiserne Tor und ging von dort über den kurzen Pfad zum Dante House.
Für die Außenwelt war das streng aussehende, bewusst ungepflegt gehaltene Gebäude im Tudorstil der Treffpunkt des skandalumwitterten Inferno Clubs. Tatsächlich war Dante House eine kompakte, schwer gesicherte Festung, die das geheime Hauptquartier des Ordens vom heiligen Michael verbarg.
Mit der Glaskuppel des Observatoriums, das sich über dem Dach erhob, flankiert von zwei schwarzen Türmen, als würde sich ein riesiger Teufel im Haus
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