Infernoclub 2 Mein verwegener Duke

Jahrhunderten wird sie von der Krone und dem Schatzmeister als Schatzkammer benutzt.“ Er zog sie mit sich. „Du wirst sehen, wie dick die Wände sind. Doppelte Türen. Seit dem elften Jahrhundert ist es ein Steinbau. Hier unten, pass auf, wohin du trittst.“
    Rohan ging voraus. Steinstufen führten hinunter in den ältesten Teil der Abtei. Der Kirchendiener trat an eine massive gotische Tür, die er entriegelte.
    Als er die Tür geöffnet hatte, führte der Mann sie in einen niedrigen, gewölbten Raum mit einem alten Boden und breiten Torbögen zwischen massiven Säulen.
    Im Schein der Laterne, die der Kirchendiener trug, sah Kate Unmengen von hölzernen Regalen, die an den Wänden aufgereiht waren. In ihnen standen kleine Holzkisten, die alle gleich aussahen.
    Es gab Dutzende davon.
    „Das sind wahre Schatzkisten ,“ erklärte Rohan. „Dort werden Muster von allen Münzen aufbewahrt, die je in England geprägt wurden. In jedem Jahr wird überprüft, ob Gold und Silber bei der Prägung in angemessener Menge benutzt wurden - damit es keinen Zweifel gibt in Bezug auf den Wert unserer Währung.“
    „,Im Schatten der Münze‘!“, rief sie, als sie sich an den letzten Vers aus dem Journal des Alchemisten erinnerte.
    „Genau. Die Schriftrollen sind irgendwo in diesem Raum.“ Er sah sich um. „Hier gibt es natürlich auch noch andere unschätzbare Wertsachen. Kronen, Urkunden, Frachtbriefe. Nicht alles wird in den Schlössern oder im Tower aufbewahrt.“
    Er deutete auf eine Regalwand, in der sich alte Kisten, Schachteln und Körbe in allen Größen und Formen türmten, voll mit Dokumenten.
    „Es gibt so viele Möglichkeiten. Wie sollen wir hier die richtige
    Kiste oder Truhe finden?“
    Er zuckte die Achseln. „Wir suchen einfach eine, bei der der Schlüssel passt. Wir sollten am besten gleich damit anfangen.“ Sie nickte. Während der nächsten beiden Stunden zog Rohan eine alte Kiste nach der anderen heraus, und bei jeder probierte Kate Valerians Schlüssel. Der Kirchendiener blieb in der Nähe, ging ihnen auch zur Hand, so gut er konnte.
    Schließlich hob der Duke eine lange Kiste vom obersten Regal herunter, die so aussah, als könnte der Schlüssel von der Größe her perfekt sein.
    Sie sahen einander an. Kate nahm den Schlüssel zur Hand, den Rohan aus dem Sarg des Alchemisten genommen hatte. „Hier bewegt sich nichts“, murmelte sie.
    Dann aber holte sie tief Luft, als sie die Position des Schlüssels noch einmal korrigierte und ihn abermals drehte. „Es geht!“ „Lass mich den Deckel anheben - nur zur Vorsicht.“
    „Pass auf“, flüsterte sie und trat zurück. Sie drehte das Gesicht weg, war bereit, in Deckung zu gehen, sollte es eine böse Überraschung geben wie jene, die sie in der Grabkammer erlebt hatten. Rohan schob den Deckel ein wenig auf.
    Nichts passierte.
    Keine Explosion, keine Klingen, keine giftigen Rauchwolken stiegen auf, daher hob er den Deckel schließlich ganz hoch.
    Sie spähten in die längliche Holzkiste.
    Sie war voll von antiken Pergamentrollen, von denen jede mit einem Band umwickelt war. Sie fühlten sich wie Sieger.
    Rohan nahm die oberste Schriftrolle zur Hand und musste sie nicht erst entrollen, um die prometheusianischen Symbole auf ihr zu erkennen. „Das ist sie.“
    „Unglaublich.“ Kate schüttelte den Kopf, erstaunt über die Kühnheit der Prometheusianer, die okkulten Schriften eines mittelalterlichen Zauberers an diesem heiligen Ort zu verstecken.
    Rohan schloss die Kiste wieder. „Deswegen sind wir gekommen“, erklärte er dem Kirchendiener.
    Der Mann nickte. Rohan eilte zur Tür. Kate hielt sich dicht hinter ihm. Wieder hasteten sie durch die riesige Abtei und von dort aus auf die Straße.
    Rohan hielt die Kiste unter dem einen Arm und winkte mit dem anderen eine Kutsche heran, öffnete Kate den Schlag und befahl dem Kutscher, sie nach Dante House zu fahren.
    Sie schwiegen, beide waren sich nur zu sehr bewusst, dass ihnen eine Auseinandersetzung im Inferno Club bevorstand. Kate war ein wenig nervös. Sie wusste, dass sie befragt werden würde, aber mit Rohan an ihrer Seite war sie dazu bereit. Sie hatte nichts zu verbergen.
    Es dauerte nicht lange, und die Kutsche hielt an. Rohan bat den Kutscher, einen Moment zu warten, bis der Butler herauskam, der ihn bezahlen würde. Kate reichte Rohan die Kiste mit Valerians Schriftrollen heraus.
    Sie blickte zum Dante House, aber nach den Erfahrungen in der Grabkammer des Alchemisten entlockte das finstere