Infinity Ewig Dein
eine Augenbraue in die Höhe.
„Äh, ich meinte natürlich an mir“, beeilte sich Eve hinzuzufügen, „dir steht er natürlich ausgezeichnet“
„Mensch Süße, wir gehen heute aus, da müssen wir schon ein bisschen auffallen!“
Eve seufzte ergeben und ließ sich bereitwillig die Lippen anmalen. Grace musterte ihre Arbeit prüfend mit einem abschließenden Blick. „Ja, jetzt bist du bereit für deine erste Party in der Szene! Oh Eve, ich freu mich so, dass ich dich endlich dazu überreden konnte mich zu begleiten! Ich bin sicher, du wirst dort finden, was du suchst!“
Wie viel lieber wäre Eve auch an diesem Freitag zuhause geblieben und hätte sich mit einem ihrer heißgeliebten Bücher ins Bett verzogen. Aber irgendwie hatte Grace es geschafft, sie davon zu überzeugen, dass sich das richtige Leben nun mal „da draußen“ abspielte. Und dass sie auf einer Gothic-Party am ehesten die Leute treffen könnte, die ihre Leidenschaft teilten.
Adam
Er musste hier raus.
Das Gespräch, das sich zwischen seinem Vater und seinem jüngeren Bruder Samuel in der letzten halben Stunde entwickelt hatte, war an Morbidität kaum zu übertreffen. Da hockten sie über ihrem Schachbrett, aber sie brüteten nicht nur Züge aus, sondern immer neue Grausamkeiten für die nächste große Jagd. Die Planung empfand Adam als geradezu abartig und abstoßend. Wieder einmal merkte er, wie sehr er sich vom Rest seiner Familie unterschied.
Seine Mutter Lilith, die wenigstens zu so etwas Ähnlichem wie Gefühlen fähig war, schien zu bemerken, wie unwohl sich Adam während dieser Unterhaltung fühlte und auch, dass er versuchte, seinen angewiderten Gesichtsausdruck zu verbergen.
„Adam, mein Schatz, wolltest du nicht eigentlich ausgehen heute?“, fragte sie und strich sich dabei eine Strähne ihres platinblonden, seidig glatten Haares hinter das linke Ohr. Die Haut seiner Mutter war so blass, dass sie beinahe durchscheinend wirkte, und zusammen mit den hellen Pastelltönen, in die sie sich zu kleiden pflegte, sah sie aus wie ein kühler, blonder Engel aus dem hohen Norden. Dabei wusste Adam nur zu gut, dass der Schein trog und sie im Grunde das genaue Gegenteil eines Engels war.
Dankbar über die Chance, sich dem ach so trauten Familienkreis entziehen zu können, erwiderte Adam: „Stimmt, du hast recht, ich bin gleich noch mit Freunden verabredet. Da mach ich mich lieber gleich mal auf den Weg.“
Er erhob sich aus dem knarzenden Ledersessel vor dem Kamin. In all den Jahren, in denen sie diese Penthouse-Wohnung an der Upper East Side bewohnten, war der Kamin noch nie in Gebrauch gewesen.
„Adam, mit Essen spielt man aber nicht, das weißt du doch“, meldete sich Samuel spöttisch aus der anderen Ecke des Salons, den Blick weiterhin auf die Schachpartie gerichtet.
„Ich spiele nicht mit meinen Freunden. Ich genieße vielmehr ihre Gesellschaft und die anregenden Gespräche, die wir führen. Gespräche, in denen es nicht ausschließlich ums Jagen und Töten geht.“ Adam wusste sehr wohl, dass sein Bruder ihn nur provozieren wollte, und er ärgerte sich, dass er wieder einmal darauf herein gefallen war.
Tatsächlich war Adam weder an diesem, noch an irgendeinem anderen Wochenende der letzten Zeit mit jemandem verabredet, aber das wusste seine Familie natürlich nicht. Die anregenden Gespräche führte er ausschließlich mit Sebastian, dem Butler, diversen Taxifahrern, dem Nachtportier des GB Buildings, dem Oberkellner im „Bellevue“ und einigen Türstehern und Barkeepern von sogenannten Szeneclubs. Natürlich hätte er eigentlich lieber echte Freunde gehabt, aber bisher hatte sich dieses Vorhaben immer als ein Ding der Unmöglichkeit herausgestellt. In seiner Welt hatte er erst ein einziges Mal eine echte Freundschaft schließen können, denn normalerweise konnte er mit seinesgleichen einfach nichts anfangen und den anderen ging es mit ihm umgekehrt ebenso. Und unter den Menschen…
Am Anfang hatte er diese ganze Freundschaftssache zunächst für nicht so schwierig gehalten, aber er musste feststellen, dass das nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt zutraf. Früher einmal, in seiner Jugend, war er mit vielen Menschen befreundet gewesen. Aber je mehr Jahre vergingen, desto schwieriger wurde die Situation für ihn. Zuerst hatten seine Freunde nur darüber gewitzelt, dass Adam immer so jungenhaft aussah und sicherlich sein gesamtes Geld in so einen Weiberkram wie Kosmetik investierte. Aber später, als Adams
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