Infinity Ewig Dein
vierten Stock die Wohnung lag, in der Eve mit ihrem Vater lebte.
Trotz der sprichwörtlichen Ewigkeit, die er dafür Zeit hatte, war Adam nicht besonders gut im Warten.
Als es Abend wurde, beschloss er daher, die Warterei aufzugeben, und fasste einen Plan.
So ganz gefiel es ihm nicht, wieder die Schulbank drücken zu müssen. Er war sicher, dass man ihm dort nichts beibringen konnte, was er in den letzten 258 Jahren nicht schon gelernt hatte. Aber für Eve war er bereit, diese Schultage voll tödlicher Langeweile über sich ergehen zu lassen. So sehr er auch gegrübelt hatte, er sah keine andere Möglichkeit, sich Eve unauffällig zu nähern und sie zu überzeugen, dass er ein ganz normaler Teenager war. Er sehnte sich sehr nach einem Menschen, der ihn verstand und der vielleicht sogar Zuneigung für ihn empfand, anders als der Portier oder die Taxifahrer, mit denen er sich sonst unterhielt. So einem Menschen könnte er vielleicht sogar sein Geheimnis anvertrauen, um so etwas wie eine echte Freundschaft oder Beziehung aufzubauen. Auf jeden Fall aber brauchte er jemanden, mit dem er über seine Gefühle und Sorgen sprechen konnte. Mit seiner Familie waren solche Gespräche vollkommen undenkbar. Nur mit seinem besten Freund Jonathan hatte er sich einstmals in stundenlangen Gesprächen austauschen können. Jonathan war älter als Adam gewesen und hatte eine ganze Menge mehr über das Leben gewusst als er. Leider war Jonathan ihm auf grausame Art und Weise wieder genommen worden. Adam gab sich bis heute die Schuld daran.
Eve
Eve hasste Montage, denn dann lag eine ganze Woche Schule vor ihr, so wie heute. Im Grunde genommen mochte Eve Schule zwar – der Unterricht und die Lernerei machten ihr nichts aus – unerträglich waren für sie aber die Pausen, in denen sie versuchen musste, ihren Klassenkameraden aus dem Weg zu gehen, die keine Gelegenheit ausließen, sie ihre Abneigung spüren zu lassen und Witze auf ihre Kosten zu reißen. Selbst in den Unterrichtsstunden hörten sie nicht mit ihren Sticheleien auf und bewarfen sie mit spuckenassen Papierkügelchen, die sie sich am Ende eines Schultags aus den Haaren pulen musste. Dann deuteten viele Zeigefinger in ihre Richtung, begleitet von Gelächter. All das sorgte dafür, dass die Schule ihre private kleine Hölle geworden war.
Eve ging die wenigen Blocks bis zur St. Clarence-Schule zu Fuß. Ein Taxi, geschweige denn eine Limousine mit Chauffeur, mit denen die anderen Schüler vorzufahren pflegten, konnten sich die Blooms nicht leisten. Eve ging immer extra spät von zu Hause los und bummelte auf dem Weg vor sich hin, damit sie ja nicht mehr Zeit als nötig in der Schule verbringen musste.
So stieg sie auch an diesem Montag die Stufen der Freitreppe erst kurz vor dem Klingeln zur ersten Stunde hinauf, schlüpfte durch das riesige Eingangsportal des alten Schulgebäudes und beeilte sich dann, in ihre Klasse zu kommen.
Als sie das Zimmer betrat, blieb sie wie angewurzelt stehen. An ihrem Tisch am Fenster, den sich bisher niemand mit ihr hatte teilen wollen, saß doch tatsächlich Adam. Derselbe Adam, der ihr nun bereits drei schlaflose Nächte hintereinander verschafft hatte, weil sie nicht aufhören konnte, an ihn zu denken, hatte es sich nun einfach so auf IHREM Platz bequem gemacht!
Als Adam sie erblickte, strahlte er sie an, als hätte er sie erwartet, und sah nicht im Mindesten überrascht aus, Eve hier zu sehen. Aber das konnte doch nicht sein, oder? Woher hätte er wissen sollen, dass sie in diese Schule, in diese Klasse ging und auf eben diesem Platz saß? Und was noch viel wichtiger und unglaublicher war – wieso hätte er sich dafür interessieren sollen?
Da ihre Mitschüler schon wieder hinter mehr oder minder vorgehaltener Hand anfingen über sie zu tuscheln, weil sie es offensichtlich nicht einmal schaffte, einen Raum zu betreten, ohne sich dabei merkwürdig zu verhalten, gab sich Eve einen Ruck und ging nun langsam auf ihren Tisch zu.
„Du sitzt auf meinem Platz“, war das Erste, das sie zu dem immer noch lächelnden Adam sagen konnte.
„Oh, entschuldige bitte, das wusste ich nicht“, sagte Adam und beeilte sich, einen Stuhl weiter zu rutschen. „Ist das nicht ein Wahnsinnszufall, dass wir uns hier wiedersehen? Weißt du, ich bin der Neue, hab gerade erst die Schule gewechselt! Die Sekretärin – wie heißt sie noch gleich, Miss Moore? – hat mir heute Morgen meinen neuen Stundenplan in die Hand gedrückt und mich in dieses
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