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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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hatte.
    Schmuckdesignerin … Das wär’s gewesen!
    Mamas Kreationen waren unverwechselbar. Klara drehte ihr aus unterschiedlich dicken, bunten Lederstreifen ein geflochtenes Armband.
    Aber dann ist dir dieser Junge mit den umwerfend blauen Augen und den sexy langen schwarzen Haaren in die Quere gekommen. Der gar nicht schnell genug wieder verschwinden konnte, als sich herausstellte, dass ich im Anmarsch war. Gerade siebzehn warst du damals – genauso alt wie ich jetzt.
    Das schlechte Gewissen drückte Klara – wie jedes Mal, wenn sie sich vorstellte, wie Mamas Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht »passiert« wäre.
    Mama lächelte immer, wenn Klara davon anfing. »Hätte schlimmer kommen können!« Dabei betonte sie das Wort »schlimmer« und wuschelte durch Klaras Zottelfrisur. »Ich würd’s wieder so machen – schon allein für dich hat es sich gelohnt.«
    Aus Gewohnheit zupfte Klara an den unterschiedlich langen Strähnchen, die ihr bis knapp über die Augen hingen. Ihr Blick ging zu einer Postkarte, die neben ihrem Computer an der Pinnwand steckte.
    ICH HAB DICH LIEB!
    ZEIG’S MIR AUCH HIN UND WIEDER.
    Quer über das Bild, auf dem zwei Katzenkinder zu sehen waren, die in einer Wiese balgten, hatte Mama den Satz geschrieben. Mit schwarzem Marker und in Blockbuchstaben. Ach Mama. Klara rieb sich über die Stirn. Sie würde ja gerne. Aber manchmal fürchtete sie, sie hätte gar keine Gefühle. »Blödsinn!« Klara schnaubte durch die Nase. Zumindest Lucie konnte sie gründlich in Wut versetzen. Und Wut war eindeutig ein Gefühl. Schwer ließ sie sich auf ihren Schreibtischstuhl plumpsen und startete den Computer.
    Wenigstens etwas! Richis Skype-Button zeigte das grüne Anwesenheitshäkchen.
    »Hallo, Herr Doktor, wie geht’s?«, tippte sie in das Schreibfeld neben seinem Avatar – Richis Porträt, das beinahe nur aus seinem Mund zu bestehen schien. Mama hatte ihn hinter seinem Rücken immer Mick Jagger genannt. Klara wurde den Verdacht nicht los, ihre Mutter hätte sie gerne mit dem feschen Jungen aus der Wohnung gegenüber verkuppelt. Es ließ sich nicht genau feststellen, wer von ihnen trauriger war, als er voriges Jahr das Stipendium für Innsbruck bekam.
    Nach ein paar Sekunden tauchte der virtuelle Schreibstift im Antwortfeld auf. »Schmeichlerin … Mir geht’s ganz gut. Wenn man davon absieht, dass gestern Nacht mein Mantel überfahren worden ist.«
    »Wie das denn?« Sie kicherte. Typisch Richi. Er liebte es rätselhaft.
    »Ja, irgendwie gruselig. Ich hab meinen Mantel im Café gegenüber der Uni hängen gelassen. Und irgend so ein Penner hat ihn sich offenbar gekrallt. Ich bin total erschrocken, als um fünf Uhr früh die Polizei vor der Tür stand und mich nach meinem Ausweis fragte. Da bin ich erst draufgekommen, dass der Mantel weg war. Mit meinem Studentenausweis. Der Bulle hat mir erzählt, dass der Typ, der meinen Mantel geklaut hat, wenig später ganz in der Nähe von einem Auto angefahren wurde. Wahrscheinlich ein Betrunkener, der dann Fahrerflucht begangen hat.«
    »Ist ja schaurig!« Klaras Arme überzogen sich mit einer Gänsehaut. »Und?«
    »Na ja – mein Mantel ist hin …«
    »Idiot! Was ist mit dem Mann?«
    »Der war so dicht, dass er nichts mitgekriegt hat. Aber angeblich hatte er mehr Glück als Verstand. Ein paar Rippenbrüche und Prellungen … mehr ist ihm nicht passiert.«
    »Puh!«
    »Und natürlich kann er sich an nix erinnern … Meinen Mantel werd ich also abschreiben müssen.«
    »Komiker. Sei froh, dass du nicht dringesteckt hast!« Klara wollte sich das gar nicht vorstellen. Schnell wechselte sie das Thema. »Duhuuu … Ich brauch deinen schlauen Kopf.« Sie klickte das Emoticon mit der verspiegelten Brille an.
    Postwendend kam das Smiley mit den roten Wangen. »Hoffentlich nicht auf einem Silbertablett! Oder heißt du etwa mit zweitem Namen Salome und bringst mich mit deinem Schleiertanz um Kopf und Kragen?«
    Klara kicherte. »Keine Angst! Keine grausame Bibelgeschichte. Ich brauch eine umwerfend neue Idee für den kommenden Redewettbewerb. Die der Jury den Atem verschlägt. Mindestens!«
    »Gib’s zu! In Wirklichkeit geht’s dir doch nur um eine Person, die du beeindrucken willst. Schon wieder Zickenkrieg mit Lucie? Wer von euch beiden hat diesmal zum Halali geblasen?«
    Klara schnaufte leise. Richi kannte sie verdammt gut.
    »Quatschkopf! Nix Zickenkrieg – Siegesdurst! Gibt’s bei euch an der Uni vielleicht was Neues? Umwälzende Erkenntnisse? Theorien?

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