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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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bevorstehende Redewettbewerb.
    Ein Thema, das rockt.
    Rudi mochte ja ein Mathegenie sein, aber sein Sprachen-Gen war eindeutig verkümmert. Trotzdem … der Vergleich mit Musik hörte sich gar nicht so übel an. Etwas Mitreißendes sollte es sein. Vielleicht war das ja sogar die Idee? Musik im Wandel der Zeit. Rock me, Amadeus … Falco … Okay, der zehnte Todestag war schon voriges Jahr gewesen und Geburtstag hatte er erst wieder im Februar. Da fehlte ein zündender Aufhänger. Aber ein Genie war er schon – auf seine Art. Vielleicht ein Querschnitt durch die Genies der Jahrhunderte? Oder ein Vergleich? Sie stellte sich den Titel vor: Mozart versus Falco – Opfer ihrer Begierden oder missverstandene Trendsetter?
    Das Quietschen einer Schuhsohle riss Klara aus ihren Überlegungen. Lucie hatte einen ihrer derben Schnürstiefel direkt neben Klara gegen die Tischkante geknallt. Klara starrte irritiert auf den fetten Riss in Lucies Hosenbein. War das jetzt modern? Es war schwierig, nicht schwindlig zu werden, weil Lucie nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht mit dem Fuß auf und nieder wippte.
    »Na, hältst du grad wieder ein Schläfchen? Oder ein Schäfer-Stündchen …« Lucie lachte herzlich über den eigenen Scherz. »Hoffst du darauf, dass dir im Traum eine brauchbare Idee für den Wettbewerb kommt?« Dabei entblößte sie zwei große Vorderzähne, die ihrem Gesicht etwas Hasenartiges verliehen. »Ich sag’s dir gleich, damit du dann nicht zu enttäuscht bist. Diesmal wird dir die Protektion von der Schenk nichts nützen. Mein Thema ist so obergenial, daran wirst du dir die Zähne ausbeißen.«
    Klara setzte sich ruckartig auf. »Nur, wenn du mir deine borgst. Um die ist es nämlich nicht schade.« Ihre Finger krampften sich um die Sitzfläche ihres Stuhls.
    Lucie ging auf Klaras Beleidigung nicht ein. Aber sie stülpte die Lippen über die Zähne und fummelte an den Haarspangen, mit denen sie ihre glatte Blondmähne bändigte. »Ich wette, du würdest jetzt gerne in meinen Kopf schauen.« Sie hob die linke, schmal gezupfte Augenbraue ein kleines Stück an, während sie auf Klara hinunterschaute.
    »Was sollte ich da schon Aufregendes vorfinden?« Klara spürte das Zittern in ihrer Stimme. Darüber ärgerte sie sich fast noch mehr, als über das Grinsen auf Lucies Lippen. »Ich fürchte, seit der Grundschule hat sich da nicht viel getan. Schon damals hab ich mir vom Inhalt deiner in trauriger Dunkelheit gehaltenen Hirnwindungen nicht allzu viel versprochen.«
    Lucie schob den Kopf vor. Wie schön. Das überhebliche Lachen war wenigstens weg. Ja, Worte waren die Waffen, mit denen Lucie zu schlagen war. Gleich. Gleich würde das Wissen um ihre Niederlage in Aggression umschlagen. Klara machte die Fäuste in ihrem Schoß bereit. Ihr Blick sog sich an Lucies wasserblauen Augen fest. Aus dem Augenwinkel sah sie Rudi und Sandra, die das Geschehen aus sicherer Entfernung beobachteten. Klara hörte sie tuscheln. Wahrscheinlich schlossen sie Wetten ab, wer als Erste die Nerven verlieren würde. Klara oder Lucie.
    »He, Leute, was ist denn mit euch los? Gebt Frieden!« Jonas baute sich vor Klara auf. Sein durchtrainierter Rücken verstellte ihr die Sicht. »Wir sind Popperianer. Die Elite – schon vergessen? Reißt euch zusammen, alle beide!«
    Klara wäre gerne sauer gewesen, aber sie musste sich eingestehen, dass Jonas recht hatte. Sie wollte die Beste sein. Immer schon. Seit der ersten Klasse war Lucie ihr auf den Fersen. Deshalb war sie stolz darauf, ihr wenigstens verbal überlegen zu sein. Hatte sie wirklich vorgehabt, sich mit ihr zu prügeln? Sie presste die Handballen gegen die Augen und schüttelte den Kopf. Die Wut, die sie eben noch fest im Griff gehabt hatte, war verpufft und dem gewohnten Gefühl von Überlegenheit gewichen, das ihr sonst immer Sicherheit gab. Sie drückte sich aus dem Stuhl hoch, schnappte ihre Tasche und warf sich den Riemen über die Schulter.
    »Friede, Lucie, okay?« Sie deutete ein Lächeln an und streckte ihr die Rechte entgegen. Das Blitzen in ihren Augen wusste sie perfekt hinter den halb gesenkten Lidern zu verstecken. Und Lucie? Die sah ohnehin knapp an ihrem Gesicht vorbei. Wie immer, wenn sie eine Schlacht verloren hatte.
    »Tragen wir unseren Wettstreit auf der Bühne aus.« Weil Lucie zögerte, nickte Klara ihr aufmunternd zu. »Du willst es doch auch schon seit der Grundschule wissen, wer von uns beiden die Bessere ist, oder?«
    Endlich schlug Lucie ein.
    Klara grinste.

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