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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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mein Gesicht nicht sehen.
    »Können wir jetzt Menschen retten?«
    Es zischt. Die Sicherheitsschleuse. Dann folgt das schmatzende Geräusch – wie immer, wenn Papa die Gummihandschuhe auszieht. Der Deckel des Metallkübels scheppert. Wasser rauscht.
    »Mehr als das, Luk. Damit werden wir unsterblich.«
    Das automatische Tor schließt sich mit einem Klacken und hackt das kurze Lachen ab. Papa ist fort.

_ 1 _

    ICH TRÄUMTE DAVON, EINES TAGES EINE SCHULE ZU GRÜNDEN, IN DER JUNGE MENSCHEN LERNEN KÖNNTEN, OHNE SICH ZU LANGWEILEN …

    Klara drängelte sich mit Nachdruck zwischen zwei Fünftklässlern durch, deren Schulrucksäcke ihr den Weg zur Treppe versperrten. Wie fast jeden Tag war sie spät dran. Sie kannte den Text auf der Bronzetafel auswendig. Trotzdem drehte sie den Kopf, als sie an dem Schild vorbeikam.

    … IN DER MAN NICHT STUDIERTE, UM PRÜFUNGEN ZU BESTEHEN, SONDERN UM ETWAS ZU LERNEN. Sir Karl Popper, 1922

    Es fühlte sich gut an. Sie war stolz darauf, Schülerin am Popper-Gymnasium zu sein. Wie schnell die Zeit vergangen war! Eben erst stand sie selbst zum ersten Mal ehrfürchtig vor dem breiten Aufgang – und jetzt hatte sie nur noch ein Jahr bis zur Matura. Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal und schlüpfte direkt hinter der Lehrerin in die Klasse.
    »Begrüßen wir Fräulein Lang-Schläfer mit einem donnernden Applaus!«
    Klara knirschte mit den Zähnen. »Halt die Klappe, Lucifer!«, zischte sie und schlängelte sich zwischen den Sitzreihen durch. Frau Schenk war für gewöhnlich nicht kleinlich. Und Klara hätte es locker unbemerkt auf ihren Platz geschafft, wenn Lucie nicht so einen Krach geschlagen hätte. Sie könnte sie erwürgen!
    »Nehmen Sie doch Platz, liebes Fräulein … Schäfer .«
    Irritiert runzelte Klara die Stirn. Wieso diese förmliche Anrede? War sie jetzt doch sauer? Fräulein Schäfer … und das von ihrer Lieblingslehrerin.
    Es dauerte aber nur einen weiteren Moment, bis Klara sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug und fröhlich gluckste. Was so ein unschuldiges kleines »l« anrichten kann … Es musste wohl an der Uhrzeit und ihrem chronischen Schlafdefizit liegen, dass sie heute besonders schwer von Begriff war! Dankbar erwiderte sie das Lächeln der Lehrerin. Wie gut, dass in der ersten Stunde Deutsch war. Herr »Laborratte« Amann war da bei Weitem nicht so nachsichtig. Es reichte, dass sie ihn am Montag den ganzen Vormittag in Chemie hatte.
    Pünktlichkeit ist eine Frage der Höflichkeit. Euch ist die Ehre zuteil, Schüler an diesem besonderen Institut zu sein. Ich wünsche, das an eurer Arbeitseinstellung zu erkennen!
    Klara schnaubte leise durch die Nase. Den Spruch hatte der Amann bestimmt nur für sie erfunden. Zum Glück waren wenigstens die Bio-Stunden dieses Jahr immer erst am Nachmittag.
    Sie ließ sich in den Stuhl fallen und fischte nach dem Schreibblock, den Jonas schon für sie hergerichtet hatte.
    »Lucie ist nur sauer, dass der coolste Junge der Klasse nicht auf sie abfährt!« Sie zwinkerte ihm zu und grinste, weil er rot wurde. »Stimmt doch, oder?« Dabei ließ sie offen, ob sie damit sein gutes Aussehen, Lucies Eifersucht oder den Umstand meinte, dass Jonas kein Geheimnis daraus machte, wie gern er sie hatte. Immerhin drückte sie seinen Arm, bevor sie sich dem Deutschunterricht zuwendete.

    Nach dem Pausengong summte es in der Klasse wie in einem Bienenstock.
    »Ich hab ein Wahnsinnsthema für den Wettbewerb!«, posaunte Lucie heraus.
    »Echt? Ja, du! Das wundert mich nicht. Mir fällt nie was ein, das so richtig rockt. Ich glaub, ich mach heuer nicht mit.«
    Rudi, der Schleimer! Klara verdrehte die Augen.
    »Ach was, du checkst das schon noch. Die Vorentscheidung beginnt erst in zwei Wochen.«
    Lucies Ton war so richtig gönnerhaft. Wie ekelig!
    »Und wozu? Es gewinnt doch eh wieder die Klara.« Schminke-Sandra blinzelte unter ihren langgetuschten Wimpern zu Klara hinüber. Als ihr eisiger Blick sie traf, schaute sie schnell zur Seite. Stattdessen klimperte sie mit den Augendeckeln in Lucies Richtung.
    »Wundert’s dich? Ist ja auch der Liebling von der Schenk …«
    Sandra, Rudi und Lucie. Die drei Giftspritzen vom Dienst.
    Klara verschränkte die Finger im Nacken. Ihr Bürstenschnitt stachelte – wie das blöde Gequatsche. Eigentlich sollte sie sich gar nicht darüber aufregen. So viel Aufmerksamkeit waren die drei nicht wert. Sie schloss die Augen und wippte mit dem Rücken gegen die Stuhllehne. Viel wichtiger war der

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