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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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hier war eine Halluzination.
    »Nur weil ich tot bin, bedeutet das noch lange nicht, dass du mir Schande machen kannst, du kleines Stück Scheiße«, sagte das Spiegelbild. »Hat dein Daddy etwa aufgegeben, als Käpt’n Krebs aufgekreuzt ist?«
    »Nein, Sir«, sagte Perry. Die tief verinnerlichte Antwort auf die Frage seines Vaters kam rasch, automatisch.
    »Verdammt richtig. Das hat er nicht getan. Er hat bis zum bitteren Ende gegen diesen Schweinehund gekämpft. Und weißt du, warum, Junge?«

    Perry nickte. Er kannte die Antwort, und sie gab ihm Kraft. »Weil du ein Dawsey bist, Daddy.«
    »Ja, weil ich ein Dawsey bin. Ich habe so lange gekämpft, bis ich nur noch Haut und Knochen war, genau so, wie du mich hier siehst. Ich habe gekämpft, du kleiner Schwanzlutscher. Ich war knallhart. Ich hab dir beigebracht, wie man knallhart wird, Sohn. Ich hab’s dir wirklich beigebracht. Was bist du, Junge?«
    Perrys Gesicht wurde hart. Die Hoffnungslosigkeit verschwand, und an ihre Stelle trat eine wütende Entschlossenheit. Vielleicht würde er sterben, doch er würde untergehen wie ein Mann.
    »Ich bin ein Dawsey«, sagte Perry.
    Im Fenster lächelte die schwache Spiegelung seines Dads mit weit offenem Mund.
    Perry ließ die Schnur los. Mit einem klatschenden Geräusch schloss sich die Jalousie und verbarg das Spiegelbild wieder.
    Er drehte sich um und sah hinunter auf Fatty Patty, die immer noch hustete und würgte und sich mit ihrer ganzen nackten Fülle in ihrem eigenen Erbrochenen wälzte. Die Dreiecke sahen aus ihren Hinterbacken zu ihm hoch. Er empfand kein Mitleid mit ihr, nur Widerwille angesichts ihrer Schwäche. Wie konnte sich irgendjemand so erbärmlich verhalten, dass er sich einfach zurücklehnte und den Dingen ihren Lauf ließ, ohne dass er wenigstens versuchte, dagegen anzukämpfen?
    »Die Welt ist voller Gewalt, Prinzessin«, sagte Perry. »Nur die Starken überleben.«
    Wenn sie sich nicht einmal die Mühe machte, selbst für sich zu kämpfen, würde Perry ganz sicher nichts unternehmen,
um sie zu retten. Außerdem wollte er beim Schlüpfen zusehen. Man kann schließlich nicht gewinnen, wenn man seinen Feind nicht kennt.
    Während der nächsten fünf Minuten krümmte sie sich immer wieder zusammen, und ihre heftigen Zuckungen schleuderten sie auf den Rücken. Perry fragte sich, was mit ihr nicht in Ordnung war. Gewiss, der Geruch war überwältigend, doch davon bekam man keinen epileptischen Anfall, oder? Was war ihr Problem?
    Die Frage schien sich selbst zu beantworten. Die Dreiecke auf ihrem Bauch begannen unter der schlaffen Haut zu zucken und zu zittern, als leide sie an Muskelkrämpfen. Doch er sah sofort, dass das Zucken nicht von ihren Muskeln kam.
    Es waren die Dreiecke, die sich bewegten.

68
Das Schlüpfen
    Angesichts des Martyriums, das Fatty Patty durchmachte, saß Perry wie angewurzelt auf der Couch.
    Sie schlüpfen!
    Schlüpfen! Schlüpfen!
    Die Dreiecke zuckten unter ihrer Haut, und nach und nach wurde das Zittern immer schneller. Plötzlich hörte das Zucken auf. Sie rollte sich auf den Rücken, die Finger wie skelettartige Klauen in die Luft gereckt. Ihre Augen waren
vor Panik weit aufgerissen, und ihr Mund formte einen atemlosen Schrei, der ihr Gesicht völlig verzerrte. Es war ein Anblick von so entsetzlicher, unerträglicher Qual, dass Perry ein Schaudern nicht unterdrücken konnte.
    Und er war der Nächste.
    Ihm wurde übel, als quetsche eine knorrige Hand seine Därme zusammen und risse sie hin und her. Es war die körperliche Reaktion auf die Tatsache, dass sein Geist in zwei Richtungen gezerrt wurde. Auf der einen Seite empfand er eine Hoffnungslosigkeit, die viel tiefer ging als alles, was er seit Beginn seines Leidensweges empfunden hatte. Er sah diese dicke Frau, die sich voller Entsetzen hin und her wand, sah zu, wie sich ihr Gesicht verzerrte, während sie zu schreien versuchte, ohne dass sie genügend Luft dazu bekam. Todesqualen ließen sie erschauern, sodass ihr Fleisch schier endlos lange zitterte.
    Trotz dieses Grauens, das auch ihm einen qualvollen Tod versprach, empfand er ein schier unmögliches Maß an Euphorie. Er fühlte, dass hier etwas Neues und Großartiges und Wunderbares begann. Freude und Ekstase erfüllten sein Denken, es war besser als jede Droge und Sex haushoch überlegen. Natürlich handelte es sich dabei um die überströmenden Gefühle dieser Kreaturen, aber sie waren so klar, so stark, so lebendig und so rein, dass er sie nicht mehr von seinen

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