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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Streifen waren immer noch frisch. Seine Zeichnung war zwar etwas unordentlicher, aber schließlich ist es ein bisschen komplizierter, mit einem Küchenmesser gerade Linien zu ziehen, nicht wahr? Was bedeutete das Symbol für die Dreiecke? Spielte die Bedeutung überhaupt eine Rolle? Nein. In Wahrheit spielte nichts mehr eine Rolle.
    »Sie haben dir auch gesagt, dass du nach Wahjamega gehen sollst, stimmt’s?«, fragte Perry. Sie nickte stumm. »Hast du ein Auto?« Wieder nickte sie, und er lächelte. Es würde leicht sein. Er musste einfach nur so lange warten, bis die Cops verschwunden waren, und dann würden er und Fatty Patty nach Wahjamega fahren. Was sie dort erwartete, wusste er wirklich nicht, aber er würde trotzdem hingehen.
    Dies war schon sein zweites Sandwich mit Huhn und – nicht zu vergessen – mit ordentlich Miracle Whip. Er hatte
bereits übrig gebliebene Lasagne, etwas Schokoladekuchen, eine Dose Hormel-Chili und ein Paar Twinkies gegessen. Sein Hunger war längst gestillt, doch die Dreiecke drängten ihn, immer weiterzuessen. Und so aß er.
    Während er das Sandwich verschlang, fühlte er sich überraschend zufrieden. Er war nicht sicher, wie weit es hier um sein eigenes Vergnügen ging und was den überströmenden Gefühlen der Dreiecke zuzuschreiben war. Angesichts des ständigen Zustroms von Nährstoffen strahlten diese Dinger eine genießerische Freude aus, die fast wie ein Orgasmus wirkte. Die Grenze zwischen dem, was sie fühlten, und dem, was er fühlte, wurde nach und nach ein wenig undeutlich, genauso wie er inzwischen wirklich nach Wahjamega fahren wollte.
    Perry, alter Junge, du musst auf der Hut sein. Du darfst nicht in ihre kleine Falle tappen. Du musst deine eigenen Gedanken zusammenhalten, oder du bist so gut wie tot.
    Er beschloss, ein weiteres Dreieck zu töten, sobald er mit dem Sandwich fertig sein würde. Das würde ihr Verhältnis neu definieren. Nichts ist nützlicher als ein bisschen Selbstverstümmelung, wenn man eine Demarkationslinie ziehen und ein paar Dinge klären will.
    Vor seinem Gebäude flitzten die Cops hin und her wie Ameisen. Perry genoss die Aussicht, die er im dritten Stock hatte. Das Drama unter ihm entfaltete sich wie eine tonlose, aus großer Ferne betrachtete Version der Reality-Show Cops.
    Die Polizei hatte an Fatty Pattys Tür geklopft, und sie hatte eine oscarreife Vorstellung abgeliefert. Nein, sie hatte nichts gehört. Nein, sie hatte keinen großen Mann durch das Gebäude gehen sehen. Sie fürchtete sich vor Perry, doch
dank der Dreiecke hatte sie eine Scheißangst vor den Cops. Also entschied sie sich für das geringere von zwei schlimmen Übeln.
    Er starrte aus dem Fenster, wobei er sorgfältig darauf achtete, im Schatten zu bleiben, und fragte sich, ob sie wussten, dass er sie beobachtete. Aber das war unsinnig. Hätten sie gewusst, dass er hier war, wären sie gekommen.
    Es sei denn, sie beobachteten ihn schon länger.
    Perrys Augen wurden schmal. Konnte hier irgendwo eine Kamera versteckt sein? Eine Wanze? Hörten sie ihn ab? Sie hatten sein Apartment beobachtet, kein Fel-zwei ran-da. Also mussten sie eigentlich auch Fatty Patty beobachten. Wenn das der Fall war, dann war er durch seine großartige Flucht nur vom Regen in die Traufe geraten.
    Und wenn er schon darüber nachdachte – wie konnte er eigentlich so sicher sein, dass sie wirklich Dreiecke hatte? Vielleicht hatte sie ja überhaupt keine. Vielleicht war das eine Falle. Vielleicht besaß sie eine Art Maschine, die seinen Dreiecken mitteilte, dass dies hier eine sichere Zuflucht war. Vielleicht sollte sie ihn einfach nur im Auge behalten. Vielleicht durchsuchten sie gerade seine Wohnung, angeblich um Daten zu sammeln, obwohl sie doch genau wussten, dass er hier mit Fatty Patty zusammensaß und ein Sandwich mit Huhn und Miracle Whip mampfte.
    Perrys Blick hielt sie in ihrem gelben Sessel fest. Sie sah aus wie eine Gazelle, die von einem Löwen so lange gehetzt worden war, bis sie völlig erschöpft zusammenbrach. Vor dem Biss in die Halsschlagader. Vor dem Gnadenstoß. Er stellte seinen Teller auf den Couchtisch.
    »Wo sind sie?«, fragte Perry leise.
    »Wa … was?« Wieder traten Tränen in ihre Augen und
rollten ihre dicken Wangen hinab. Dachte sie etwa noch immer, dass das nur ein Spiel war? Er griff nach seinem Schlachtermesser und klopfte mit der flachen Seite der fünfundzwanzig Zentimeter langen Klinge gegen seine Handfläche. Jedes Mal wenn die Klinge leicht gegen seine Haut

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