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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Gericht, wie es mit dem Adoptionsantrag aussähe. Meinst du vielleicht, Amrita hätte ihn darum gebeten?«
    »Nein. Ich bin froh, dass dein Gedächtnis noch so gut in Schuss ist.«
    CyberNel ging lieber an den Strand und las ein Buch, während ich mich hartnäckig um die Villa und die Sackgasse herumtrieb, die den passenden Namen Calle del Monte Perdido trug. Verlorene Zeit auf dem verlorenen Berg.
    Ich hatte zweimal eine Viertelstunde auf unserem Observationsposten am Rande des verlassenen Baugrundstücks verbracht und die Villa beobachtet, ohne das Geringste herauszufinden. Das erste Mal tranken Amrita und Peter Tee am Swimming-Pool. Die einzige Veränderung bestand darin, dass Wolken am Himmel aufzogen. Beim zweiten Mal las Amrita ein Buch, und Peter war nirgends zu entdecken. Ich sah keine verdächtigen Gardinenbewegungen. Ihnen war natürlich klar geworden, dass wir die Villa von dieser Seite aus beobachten konnten.
    Es ging auf acht Uhr zu, und ich bekam Hunger. Das Auto hatte ich ein Stück weit von der Sackgasse entfernt geparkt, versteckt vor dem Tor einer Villa mit geschlossenen Fensterläden. Schon seit einer halben Stunde betrachtete ich die hübschen Geranien vor der weißen Mauer von Amritas Villa und versuchte, mich an einschlägige Methoden zu erinnern, Langeweile und Schläfrigkeit während einer Observierung zu bekämpfen. Ein weißwolliger kleiner Pudel kam fröhlich auf mich zu gerannt, und ich musste so tun, als habe ich irgendwo die Post abgeliefert und mache mich gerade wieder auf den Weg, denn hinter ihm her lief eine gut aussehende Dame und rief ihn zurück. »Buffi! Buffi!«
    Ich setzte mich also ins Auto und wartete, bis sie weg war. Dann kehrte ich zurück auf meinen Posten.
    Die Dämmerung brach schon herein, als das Garagentor einen Spalt aufging und Peter hinausschlüpfte.
    Ich trat rasch hinter eine Gruppe blühender Oleandersträucher und ging in Deckung. Peter blieb stehen und hielt nach allen Seiten Ausschau, als wolle er kontrollieren, ob die Luft rein war. Dann kam er auf mich zu. Er konnte mich eigentlich nicht gesehen haben, und ich löste mich geräuschlos von der Ecke und ging in Richtung der Einfahrt, in der mein Auto stand. Der Wagen stand ziemlich geschützt zwischen den weißen Mauern der Einfahrt, mit der Front zum geschlossenen Tor, aber Peter brauchte nur über die Querstraße zu gehen, um die Rückseite erkennen zu können.
    Ich zwängte mich zwischen das Auto und die Wand und schaute über trockenen Rasen und niedrige Begrünung hinunter zum Ende der Sackgasse. Peter erreichte die Ecke, ging in die Querallee hinein, blieb mitten auf der Straße stehen und schaute nach rechts und links.
    Dann gab er jemandem einen Wink. Ich konnte die Garage nicht sehen, hörte aber ein Auto, und kurz darauf kam der Panda in Sicht. Amrita saß am Steuer. Das Stoffverdeck war geschlossen. Amrita hielt nicht an, als sie Peter erreichte. Peter hob die Hand, und der Panda fuhr an ihm vorbei und bog in Richtung Cala Llonga ab. In diesem Moment erkannte ich auf dem Rücksitz eine Frau mit blondem Haar.
    Ingrid.
    Ich spähte mit wachsender Ungeduld zu Peter hinüber, der dem Panda hinterher schaute und anschließend in aller Seelenruhe zur Villa zurückschlenderte. Sobald er außer Sicht war, setzte ich mich ans Steuer des Mietwagens. Ich zwang mich dazu, mich noch einen Moment zu gedulden, bevor ich den Motor anließ. Peter würde das Geräusch hören, und vielleicht hatten die Frauen Handys dabei. Eine gewarnte Amrita wüsste auf ihrer Heimatinsel genügend Möglichkeiten, mich abzuschütteln. Doch wenn ich zu lange wartete, würde ich den Panda in jedem Fall verlieren.
    Der Motor sprang sofort an. Ich setzte rückwärts auf die Straße und gab Gas. Ich schaute zur Seite, als ich an der Sackgasse vorbeifuhr, sah aber keine Spur von Peter.
    Ich fuhr schneller. Am Fuße der Hügel angekommen, musste ich mich zwischen Cala Llonga und Ibiza entscheiden. Ich sah den Panda nirgendwo, entschied mich aber für Ibiza.
    Ich gab Gas. Ich überholte rücksichtslos alte Lkws. Die Autofahrer begannen, in der hereinbrechenden Dunkelheit die Scheinwerfer einzuschalten. Ich folgte dem Weg, an den ich mich vage von heute Morgen erinnerte, fuhr zweimal dicht auf andere kleine Autos auf und sauste dann an ihnen vorbei. Ich erreichte die größere Straße zwischen Ibiza und Santa Eulalia. Nervös hielt ich mich an meine erste Entscheidung: Ibiza.
    Hier war viel mehr Verkehr, jede Menge kleiner Autos, das

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