Inka Gold
denen Fernsehtechniker gerade ihre Kameraausrüstung luden. »Sie werden Schlagzeilen machen.«
»O Gott«, stöhnte Pitt. »Dabei will ich nichts weiter als ein weiches Bett und drei Tage durchschlafen.«
Pitts seelisches und körperliches Befinden hatte sich um einiges gebessert, seit Admiral Sandecker ihm per Schiffsfunk mitgeteilt hatte, daß Loren, Rudi und Al zwar etwas angeschlagen, aber immerhin am Leben waren. Sandecker hatte ihm außerdem berichtet, daß Billy Yuma Cyrus Sarason getötet hatte, daß Zolar und Oxley festgenommen worden waren und daß Gaskill und Ragsdale mit Hilfe von Henry und Micki Moore Huascars Schatz hatten sicherstellen können.
Es gibt also doch noch Hoffnung für die kleinen Leute, dachte Pitt gleichmütig.
Obwohl es eine Ewigkeit zu dauern schien, waren nur ein paar Minuten vergangen, bis die
Porqueria,
zum zweiten Mal an diesem Tag, neben der
Alhambra,
anlegte. Quer über das obere Passagierdeck des Fährschiffes war ein Transparent gespannt, von dessen Aufschrift noch die frische Farbe tropfte.
Darauf stand:
GLÜCKWUNSCH ZUR AUFERSTEHUNG VON DEN TOTEN.
Auf dem Verladedeck war eine mexikanische Mariachikapelle angetreten und trug ein Lied vor, dessen Melodie ihm irgendwie bekannt vorkam. Pitt beugte sich über die Reling des Patrouillenbootes, spitzte die Ohren und warf lachend den Kopf in den Nacken. Doch schon im nächsten Augenblick krümmte er sich vor Schmerzen, als seine Ausgelassenheit prompt mit einem infernalischen Stechen in seinem Brustkorb belohnt wurde.
Giordino hatte sich wieder einmal selbst übertroffen.
»Kennen Sie das Lied, das die spielen?« fragte Maderas, als er Pitts vor Freude und Schmerz verzogenes Gesicht sah.
»Die Melodie kenne ich, aber den Text nicht«, brachte Pitt mühsam hervor. »Die singen auf spanisch.«
Míralos andando
Véalos andando
Lleva a tu novia favorita, tu companero real
Bájate a la represa, dije, a la represa
Júntate con ese gentio andando, oye la música y la canción Es simplemente magnifico camarada, esperando en la represa Esperando por el Roberto E. Lee.
»Geh hinunter zum Stausee?« wiederholte Maderas verwirrt.
»Was meinen die mit ›geh hinunter zum Stausee‹?«
»Ich glaube, die meinen ›Deich‹«, sagte Pitt. »Die erste Zeile des Songs heißt auf englisch ›Go down to the levée‹ geh runter zum Deich.«
Mit schmetternden Trompeten, schmissigen Gitarren und siebenstimmigem Gesang gab die Kapelle eine Mariachiversion von »Waiting for the Robert E. Lee« zum besten. Loren stand inmitten des dichten Getümmels an Bord der Fähre und winkte wie verrückt. Sie sah, wie Pitt in dem Gedränge nach ihr Ausschau hielt, bis er sie entdeckt hatte und fröhlich zurückwinkte.
Sie sah die Binde um seine Stirn, die Schlinge, in der sein linker Arm ruhte, und den Gips am einen Handgelenk. Mit seinen geborgten Shorts und dem Golfhemd wirkte er inmitten der mexikanischen Marinesoldaten mit ihren schmucken Uniformen seltsam fehl am Platz. Auf den ersten Blick sah er erstaunlich munter aus für jemanden, der eine Reise durch Hölle, Fegefeuer und ewige Verdammnis überstanden hatte.
Aber Loren wußte, daß Pitt es meisterhaft verstand, sich weder Schmerz noch Erschöpfung anmerken zu lassen. Sie allerdings sah es ihm an den Augen an.
Pitt entdeckte Admiral Sandecker, der hinter Giordinos Rollstuhl stand. Ferner sah er Gordo Padilla, der den Arm um seine Frau Rosa gelegt hatte. Jesus, Gato und der Maschinist, dessen Namen er sich nie merken konnte, standen daneben und fuchtelten mit Flaschen in der Luft herum.
Dann wurde die Gangway heruntergelassen, und Pitt schüttelte Maderas und Hidalgo die Hand.
»Besten Dank, Señores. Und bestellen Sie bitte auch Ihrem Sanitäter meinen Dank. Er hat mich bestens zusammengeflickt.«
»Wir sind es, die in Ihrer Schuld stehen, Señor Pitt«, sagte Hidalgo. »Meine Mutter und mein Vater besitzen unweit von hier eine Ranch. Sie werden die Nutznießer sein, wenn Ihr Fluß zur Bewässerung angezapft werden wird.«
»Sie müssen mir etwas versprechen«, sagte Pitt.
»Wenn es in meiner Macht steht«, erwiderte Maderas.
Pitt grinste. »Sorgen Sie dafür, daß niemand diesen verdammten Fluß nach mir benennt.«
Er drehte sich um, ging hinunter auf das Verladedeck der Fähre und mischte sich unter die Menschenmenge. Loren kam auf ihn zugestürmt, blieb stehen und legte ihm langsam die Arme um den Hals, weil sie sich wegen seiner Verletzungen nicht an ihn drücken wollte.
Ihre
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