Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
sofort auf. »Dann hat man Luna verschont?«
»Nein, man hat die Sache verschoben. Sie wird ohne Ihre Hilfe verscheiden, wenn ihre Zeit
gekommen ist.«
Wenn ihre Zeit gekommen war. Das würde der Augenblick sein, da Zane seinen Streik beendete - nur
daß er sich erneut weigern würde, wenn er sie holen mußte. Was würde Satan durch dieses Manöver
gewinnen?
»Sie kann nicht ohne meine Hilfe gehen«, widersprach Zane. »Sie befindet sich jetzt im
Gleichgewicht. Nur ich kann sie jetzt holen - und das werde ich nicht tun.«
»Sie wird nicht im Gleichgewicht verbleiben«, sagte Satan.
Wieder wuchs Zanes Mißtrauen. »Was soll das heißen?«
»Meine Helfer im Reich der Lebenden werden sie zu Reaktionen zwingen, entweder zu guten oder zu
bösen. Wahrscheinlich zu guten, und damit wird sie in den Himmel gelangen. Daher auch die
Versicherung in meiner Nachricht. Sie brauchen sich überhaupt nicht mehr um sie zu kümmern;
nehmen Sie einfach wieder Ihre Arbeit auf, dann regelt sich der Rest von alleine.«
Die Sache gefiel Zane immer weniger.
»Sie werden sie foltern - um sie dadurch besser zu machen, als sie jetzt ist? Das verstehe ich
nicht.«
»Denken Sie ruhig ein wenig darüber nach«, sagte Satan. »Aber überlegen Sie es sich lieber nicht
zu lange, geschätzter Kollege. Meine irdischen Helfer sind ein brutaler Haufen, die aus gutem
Grund bereits zur Hölle verdammt sind; die genießen das Foltern um seiner selbst willen.«
Auf dem Bildschirm erschien nun eine irdische Kammer. Da war Luna, an einen Stuhl gefesselt, mit
trotzigem Gesichtsausdruck. Drei Schlägertypen waren bei ihr.
»Ihr seid auf Aufnahme«, ertönte Satans Stimme. »Fangt an mit der Demonstration.« So wie er es
aussprach, waren die Silben »Dä-mon« im letzten Wort deutlich zu hören.
Einer der Schläger zog ein glitzerndes Messer aus der Scheide. »Sofort, Boß«, sagte er. Dann
schritt er auf Luna zu.
Eine Woge intensivster Wut und Angst durchflutete Zane.
Die würden Luna tatsächlich foltern! Er wollte am liebsten auf Mortis aufspringen und zu ihrer
Rettung eilen, doch er konnte sich nicht vom Anblick des Bildschirms losreißen. Wie wollten sie
Lunas Gleichgewicht durch solche Mittel ändern? Und wie konnte er dieses schreckliche Geschehen
verhindern, wo er doch über keinerlei Magie mehr verfügte? Vor Mordversuchen mochte er zwar
gefeit sein, doch würde es ihm dennoch nicht gelingen, die Sperren zu überwinden, die Satans
Helfershelfer ihm in den Weg gelegt hatten. Jetzt legte Satan wirklich die Daumenschrauben
an.
Der Peiniger hielt Luna das Messer vors Gesicht. »Bete zu Satan um Hilfe«, befahl er.
»Satan kann sich seine Hilfe irgendwohin schieben!« fauchte sie trotzig.
Die Klinge näherte sich ihrem Gesicht. »Ein Gebet an Satan kann dir einen Haufen Schmerzen
ersparen.« Der Schläger fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Luna erbleichte, offensichtlich verängstigt. »Was wollt ihr von mir?«
»Nur dein Gebet«, sagte der Schläger geifernd.
»Alles, was Satan von mir haben kann, ist mein Fluch!«
Doch dann zuckte sie zusammen. »Das wollt ihr also! Wenn ich Satan anbete, verschiebt sich
mein Gleichgewicht eine Spur in Richtung Verdammnis. Wenn ich ihn verfluche, werde ich auf
ähnliche Weise gesegnet. So oder so gerät meine Seele aus dem Gleichgewicht, und ich kann
sterben, ohne daß sich der Tod persönlich um mich kümmern muß.«
»Das ist es also!« rief Zane. »Sie versuchen, sie von meiner Klientenliste zu streichen! Wenn ich
dann aufhöre zu streiken, können sie sie sofort umbringen, und ich kann ihnen nichts mehr in den
Weg legen!«
»Sie lernen dazu«, meinte Satan.
»Es wird aber nicht funktionieren! Sie hat Ihre List durchschaut!«
»Das werden wir sehen.«
Auf dem Bildschirm machte der Schläger eine plötzliche Bewegung mit der Klinge und durchschnitt
den Stoff von Lunas Bluse. Ein weiterer Schnitt, dann noch einer, und schon war die Bluse bis zur
Hüfte aufgeschlitzt, ohne daß er ihre Haut dabei berührt hatte. Ihre Hände waren noch immer auf
dem Rücken gefesselt.
Nun legte der Henkersknecht sein Messer beiseite und holte einen schwarzen Kasten mit einer Skala
auf einer Seite und einem Paar Drähten, die in kleinen Scheiben endeten. Er richtete die Drähte
auf die Warzen von Lunas nackten Brüsten.
»Ich frage mich gerade, ob Sie eigentlich eine Vorstellung davon haben, welche Schmerzen ein
elektrischer Schock auslösen kann«, meinte Satan im Plauderton zu Zane. »Es bleiben keine
Weitere Kostenlose Bücher